Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit: Im Mittelstand wächst das Verständnis für Familienpflichten

Immer mehr Unternehmen begreifen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht als reine Privatsache, sondern sehen auch sich selbst in der Verantwortung. Die Wirtschaftskrise beschleunigte das Umdenken zusätzlich. Um Mitarbeitern mit Kindern oder pflegebedürftigen Eltern entgegenzukommen, setzen die meisten Unternehmen auf variable oder reduzierte Arbeits­zeit­mo­delle. Das sind die wichtigsten Ergebnisse des Unter­neh­mens­mo­ni­tors Familienfreundlichkeit 2010, den das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) im Auftrag des Bundesfamilienministeriums und der Robert Bosch Stiftung erarbeitet hat. So bieten fast acht von zehn Betrieben Teilzeitarbeitsplätze an, sieben von zehn Unter­neh­men setzen auf flexible Tages- und Wochenarbeitszeiten.Stark zugelegt haben seit dem ersten Unternehmensmonitor im Jahr 2003 auch die Fördermaßnahmen rund um die Elternzeit: Der Untersuchung zufolge schätzen mittlerweile fast 80 % der Unternehmen Familienfreundlichkeit als wichtig ein. Das sind deutlich mehr als noch 2006 (72 %) oder gar 2003 (46 %).

Gut jedes dritte Unternehmen hat Einarbeitungsprogramme für Wiedereinsteiger entwickelt, rund jeder vierte Betrieb sichert durch ein Patensystem den Informationsfluss zu Mitarbeitern, die sich in der Elternzeit befinden. Weit üblicher als früher ist auch die Väterförderung: Inzwischen ermutigen rund 16 % der Firmen explizit ihre männlichen Mitarbeiter, Elternzeit zu nehmen oder Teilzeit zu arbeiten.

Zunehmend spielt neben der Unterstützung junger Eltern aber auch die Unterstützung von Mitarbeitern bei der Organisation der Pflege von Familienangehörigen eine Rolle. Viele Firmen bieten hier individuelle Lösungen an.

Die Unternehmen versprechen sich von all dem handfeste wirtschaftliche Vorteile. Rund 80 % der Betriebe halten eine familienfreundliche Personalpolitik für produktivitätssteigernd und mehr als 70 % glauben, auf diese Weise die Fluktuation und den Krankenstand senken zu können.

Sowohl der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) als auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) zeigten sich von den Ergebnissen der Studie sehr angetan. So kündigte der DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann an, der DIHK wolle mit Hilfe der Industrie- und Handelskammern und des Netzwerkbüros Erfolgsfaktor Familie Best-Practice-Beispiele sammeln, Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege systematisieren und für die Betriebe hilfreiche Materialien bereitstellen.

Otto Kentzler, Präsident des ZDH, versicherte, im Handwerk mit seinen vielen Familienbetrieben würden familienfreundliche Maßnahmen seit langem ganz selbstverständlich umgesetzt. Seiner Erfahrung nach bewiesen gerade die kleinen und mittleren Betriebe des Handwerks, dass familienfreundliche Maßnahmen nicht aufwändig oder kostenintensiv sein müssen.

Der Unter­neh­mens­mo­ni­tor Familienfreundlichkeit 2010 steht als kostenloser Download online zur Verfügung. (IW Köln/DIHK/ZDH/ml)