Energiesparen: Großes Potenzial in Wirtschaft und öffentlicher Hand

v.l.n.r. Günther Mertz, Dr.-Ing. Ulrich Pfeiffenberger, Bettina Herlitzius
v.l.n.r. Günther Mertz, Dr.-Ing. Ulrich Pfeiffenberger, Bettina Herlitzius

Wenn von Energiesparen die Rede ist, dann ist meist der private Wohnbereich gemeint. Aber Ein­spar­po­ten­ziale existieren auch in anderen Gebäudebereichen. So gibt es in Deutschland rund 1,5 Millionen so­ge­nann­te Nichtwohngebäude (Schulen, Büros, Handels- und Ladengebäude, Fabriken und Werkstätten). Hier schlummern noch große Auftragsvolumen für Mit­tel­ständler. Denn erstens sind rund 75 % aller dieser Gebäude sanierungsbedürftig. Zweitens betragen die Energiekosten für diese Gebäude etwa 4,1 Mrd. Euro jährlich. Wir fragten drei Experten, wie dieses Potenzial erschlossen werden kann.

Die Vorteile des Energiesparens im Nichtwohnbereich liegen auf der Hand: Schon bei einer mittleren Einsparung von zehn Prozent wäre so rasch eine Einsparung von bis zu einer halben Milliarde Euro möglich. Unabhängig davon ließe sich auch die CO2-Bilanz deutlich verbessern. Warum also wird so wenig in dieser Richtung unternommen?

Günther Mertz (links im Bild), Geschäftsführer des Fachinstituts Gebäude-Klima glaubt, dass es einerseits noch am Wissen der Gebäudebetreiber über den Umfang der möglichen Vorteile mangelt, andererseits die Politik einseitig auf die Häuslebauer fokussiert ist. Prof. Dr.-Ing. Ulrich Pfeiffenberger (Bildmitte), Vorsitzender des Fachinstituts Gebäude-Klima setzt auf klare Zahlen für die Überzeugungsarbeit. Vielfach seien die Argumente ebenso banal wie wirksam: Man müsse einfach Kosten und Einsparungen gegeneinander setzen. Vor allem im produzierenden Gewerbe wäre es ohnehin üblich, die Gesamtkosten zu betrachten, bei denen die Einsparungen gegen die Investitionskosten verrechnet werden.

Bettina Herlitzius (rechts im Bild), Bundestagsabgeordnete der Grünen und langjährige Leiterin eines Bauamtes, schilderte uns ihre Sicht der Einsparpotenziale im Öffentlichen Bereich. Sie sieht das größte Hindernis für entsprechende Investitionen bei den Kommunen in der jahresweisen Abrechnung der Öffentlichen Haushalte. Diese lassen es nach ihren Worten nicht zu, Investitionen mit langfristigen Einsparungen zu verrechnen, so dass sich der Sinn solcher Investitionen nicht darstellen lasse. Auch das seit kurzem geltende kommunale Finanzmanagement habe mit langfristigen Amortisationen noch Probleme.

Am Ende bleibt die Erkenntnis: Der gewerbliche und öffentliche Bereich bietet noch jede Menge Potenzial, aber es bedarf mehr öffentlichen Drucks, bis großflächig Bewegung in die Sache kommt – ein dankbares Feld für mittelständische Verbände und Politiker, wie uns scheint.

(ml)