Umwelt- und andere Gifte: Quecksilber ist vor allem für Kinder eine Gefahr

In mehreren Fällen haben Kinder auf Industriebrachen gefundenes Quecksilber zum Spielen mit nach Hause genommen. Erst Tage bzw. Wochen später zeigten sie Anzeichen einer Quecksilber-Vergiftung wie Bewegungsunlust, Appetitlosigkeit und Haut­ir­ri­ta­tionen. Allein im Jahr 2009 wurden dem Bundesinstitut für Risi­ko­be­wer­tung (BfR) 26 solcher Vergiftungsfälle gemeldet. Zwar ist die Menge des industriell verwendeten Quecksilbers in den letzten Jahren gesunken, dafür kamen in letzter Zeit aber zerbrochene oder falsch entsorgte Sparlampen als neue Quecksilberquelle hinzu.

Eltern sollten deshalb bei den oben geschilderten Symptomen an die Möglichkeit einer Quecksilbervergiftung denken – besonders wenn sie in der Nähe von stillgelegten Industriegeländen oder kleineren Betriebsstätten wohnen.

Zum Glück ist metallisches Quecksilber bei der Aufnahme über den Verdauungstrakt vergleichsweise ungefährlich. Werden nur kleine Mengen oral aufgenommen, z. B. der Inhalt eines Fieberthermometers werden keine relevanten Mengen resorbiert. Organische Verbindungen von Quecksilber sind jedoch deutlich toxischer als metallisches Quecksilber. Gesundheitsbeeinträchtigungen wurden außerdem nach dem Einatmen von Quecksilberdämpfen und bei längerfristigem, direktem Hautkontakt mit Quecksilber beobachtet.

Anzeichen einer akuten Vergiftung, nach Inhalation von Quecksilberdampf aus erhitztem Quecksilber beispielsweise, sind Atemnot, Bronchitis, Fieber und Kopfschmerzen. Von größerer Bedeutung ist jedoch die Wirkung von Quecksilberverbindungen als chronisches Gift. Schwere Veränderungen im Nervensystem mit Folgen für die Motorik und das Allgemeinbefinden, Hautsymptome, Blutdruckanstieg und Herzrasen können die Folge einer chronischen Vergiftung sein. Der kindliche Organismus kann bereits bei geringen Mengen des Schwermetalls überaus empfindlich reagieren. Im Säuglings- und Kleinkindalter können verschiedenartige Symptome und feinfleckige Ausschläge Ausdruck einer sogenannten Feer’schen Erkrankung sein.

Übrigens sollte deshalb von Sparlampen mit Leuchtstoffröhren in Kinderzimmern möglichst abgesehen werden. Aus derartigen Lampen tritt nach einem Bruch in aller Regel eine geringe Menge Quecksilber aus, das sich in Bodenritzen und Teppichen einnisten kann und dann zu einer dauerhaften Belastung der Raumluft führt. Hier bieten sich mittlerweile die ebenfalls sparsamen und deutlich langlebigeren LED-Leuchtmittel als ungefährliche Alternative an.

Neben der Vergiftung durch Quecksilber gibt es natürlich noch weitere Vergiftungsge­fah­ren für Kinder. Die Broschüre Ärztliche Mitteilungen bei Vergiftungen, 2009 gibt deshalb einen Überblick über alle 3493 Vergiftungsfälle, die 2009 dem BfR gemeldet wurden, zum Beispiel auch Vergiftungen durch Verwechslung von Bärlauch und Maiglöckchen und durch Unverträglichkeitsreaktionen nach dem Verzehr von Butterfisch.

Die Fallschilderungen stammen von Ärzten und Medizinern von Kliniken, Arztpraxen, Giftinformationszentren und Berufsgenossenschaften. Die Broschüre wendet sich deshalb zwar vor allem an Ärzte, Klinik- und Rettungspersonal, die Fallbeispiele sind aber auch für Eltern interessant, weil sie die Symptome anschaulich beschreiben. Die Broschüre steht als kostenloser Download im Internet bereit.

(BfR / ml)