UDE-Studie: Deutsche zunehmend sauer auf Arbeitsbedingungen

Obwohl es der deutschen Wirtschaft im internationalen Vergleich überaus gut geht und die Arbeitslosigkeit so gering wie seit langem nicht mehr ist, sinkt die Zufriedenheit der deutschen Arbeitnehmer mit ihren Arbeitsbedingungen seit Jahren kontinuierlich. Das gilt vor allem für die Älteren unter ihnen. Im Vergleich mit ihren Kollegen in anderen europäischen Ländern mit zum Teil objektiv schlechteren Rahmenbedingungen sind sie sogar geradezu sauer auf ihre Arbeitgeber. Das deckte jetzt eine Studie des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) auf.

Basis dieser Studie sind Daten der jährlichen Haushaltsbefragung des Sozio-Oekonomischen Panels aus den Jahren 1984 bis 2009. Im Rahmen des Panels wurde den Befragten im Alter zwischen 20 und 64 Jahren unter anderem jährlich die Frage gestellt, wie zufrieden sie mit Ihrer Arbeit sind. Diese konnten aus einer elfstufigen Skala auswählen, die von „ganz und gar unzufrieden“ bis „ganz und gar zufrieden“ reichte. Für die Studie ausgewertet wurden die Daten von den drei Duisburger Wissenschaftlern Prof. Dr. Marcel Erlinghagen, Friedrich Scheller und Yan Bohulskyy.

Auf der besagten Skala von 0 bis 10 lag die durchschnittliche Zufriedenheit der deutschen Beschäftigten 1984 noch bei 7,6 Punkten, 2009 reichte es gerade noch für 6,8 Punkte. Besonders krass sank die Zufriedenheit bei den über 50-Jährigen. Sie waren 1984 von allen Arbeitnehmern die zufriedensten (7,9 Punkte). 2009 hingegen lag ihre Zufriedenheit mit nur noch 6,6 Punkten deutlich unter dem Durchschnitt.

Es gibt aber auch eine positive Entwicklung: Waren lange Zeit ostdeutsche Arbeitnehmer deutlich unzufriedener als ihre Kollegen im Westen, so ist das heute nicht mehr der Fall. Mindestens ein Teil dieser Annäherung dürfte jedoch dem gestiegenen Unmut im Westen geschuldet sein und nicht einer Verbesserung im Osten.

Die Studie hat aber auch bereits in früheren Studien ausgewiesene Faktoren bestätigt. So zeigte sich erneut, dass Beschäftigte mit höherer Bildung mit ihrer Arbeitssituation glücklicher sind, als solche mit niedrigen Bildungsabschlüssen.

Erstaunlich ist die deutlich größere Unzufriedenheit der Deutschen im Vergleich mit den Beschäftigten in anderen europäischen Nachbarländern, deren Arbeitsbedingungen absolut gesehen schlechter als die der Deutschen sind. So liegt Deutschland im europäischen Vergleich der Arbeitszufriedenheit nach Daten des European Social Survey (ESS) für 2006 auf dem 18. Platz, lediglich die ehemaligen Ostblockstaaten Slowakei, Ukraine, Bulgarien und Russland erzielen noch niedrigere Werte. Am glücklichsten ist man dagegen in Dänemark, der Schweiz und in Finnland.

Die Ursachen sind nach Einschätzung der UDE-Wissenschaftler in zunehmender Arbeitsbelastung, Problemen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, geringen Lohnsteigerungen und wachsender Unsicherheit über die berufliche Zukunft zu suchen. Die Ergebnisse der Studie könnten, so Prof. Erlinghagen,

„für Unternehmen langfristig fatal sein, wenn nicht endlich eine längst überfällige Debatte um bessere Arbeitsbedingungen in den Betrieben einsetzt. Dazu gehört nicht nur eine entsprechende Lohnentwicklung, sondern auch der Stressabbau und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind dringend anzugehen.“

Die Ergebnisse der Studie können in der Ausgabe 03/2011 der Institutspublikation IAQ-Report nachgelesen werden. Die Ausgabe steht per Download kostenfrei im Internet zur Verfügung.

(UDE / ml)