ZEW-Studie: Bachelor und Master fehlt es an Berufsqualifizierung

Bereits zwei Drittel der Unternehmen haben heuer Absolventen der beiden neuen Studiengänge eingestellt – ein klares Zeichen dafür, dass die Studienabschlüsse Bachelor und Master in der Wirtschaft an Bedeutung gewinnen. Allerdings: Nicht überall herrscht darüber eitel Freude, wie die neue Studie Bachelor und Master in der Praxis, des Zentrums für Europäische Wirtschafts­forschung (ZEW) zeigt, die im Auftrag der VDI Nachrichten entstand. Vor allem eine mangelnde berufsbezogene Qualifizierung wird beklagt.

Für die vorliegende Studie wurden die Antworten von 128 Personalentscheidern aus Unternehmen ausgewertet. Sie schließt an eine Vorgängererhebung aus dem Jahr 2004 an und erfasst die Erfahrungen mit Bachelor- und Master-Absolventen von Unternehmen aus Industrie und technischer Dienstleistung.

Die Absolventen der Bachelor- und Master-Studiengänge werden laut Umfrage vor allem in der Forschung und Entwicklung eingesetzt, wobei Master-Absolventen etwas häufiger in diesen Bereichen arbeiten können. Bachelor-Absolventen werden hingegen eher in den Bereichen Wartung/Instandhaltung, Materialwirtschaft/Logistik/Einkauf und in der Produktion eingesetzt.

Für die Personalentscheider sind drei Faktoren für die Einstellung von wesentlicher Bedeutung: Noten, Praxiserfahrung und Praxisbezug des Studiums. Bei der Einstellung von Absolventen der Ingenieurwissenschaften zählen für jedes dritte Unternehmen vor allem die Praxiserfahrung, für jedes vierte steht der Praxisbezug des Studiums an erster Stelle. Nur gut jedes zehnte Unternehmen betrachtet die Noten als den alles entscheidenden Faktor. Hochschulrankings interessieren die Personalentscheider nicht besonders, auch wenn das Ansehen der betreffenden Hochschule durchaus eine Rolle spielt.

Negativ fällt den Personalentscheidern auf, dass die Absolventen der neuen Studiengänge gegenüber den Absolventen der klassischen Abschlüsse nicht nur jünger sind – das war gewünscht und erwartet worden –, sondern leider oft auch unzureichend für den Beruf qualifiziert. Dementsprechend seien die neuen Studiengänge den bekannten Diplomstudiengängen offensichtlich unterlegen, so die Befragten. Die Personaler sehen deshalb einen höheren Bedarf, die Bachelor- und Master-Absolventen intern weiter zu qualifizieren.

Nur knapp 3 % der Befragten schätzen, dass die Umstellung auf das Bachelor- und Mastersystem zu einer qualitativen Verbesserung der Ausbildung und zu einer verbesserten Ausbildung hinsichtlich der Anforderungen der Unternehmen führt, so das Fazit der Studienautoren. Mehr als zwei von drei befragten Personalentscheidern halten die Angleichung an europäisch einheitliche Abschlüsse sogar für überflüssig.

Die ausführlichen Studienergebnisse stehen per Download kostenfrei im Internet bereit. Weitere Informationen bietet auch das Portal der VDI Nachrichten. (Quelle: ZEW/ml)