Globales Waldsterben: Klimawandel macht Bäume für Trockenheit anfällig

Ein internationales Team von Forschern (u.a. der Universität Ulm) wollte wissen, wie Bäume auf den Klimawandel reagieren und wieso trockenheitsbedingtes Waldsterben nicht nur in wasserarmen, sondern auch in feuchten Gebieten beobachtet wird. Und kam zu einem erstaunlichen Ergebnis.

Dem Team um Dr. Steven Jansen (Ulm) und Dr. Brendan Choat (Sydney) war zunächst ein genaues Verständnis des pflanzlichen Wasserhaushalts wichtig. Wie das Ulmer Institut für Systematische Botanik und Ökologie darlegt, transportiert ein fein abgestimmtes und deshalb recht anfälliges System Wasser vom Erdreich bis in die Blattspitzen. In diesem Sprosssystem sei eine stabile Wasserversorgung wichtig, damit über die Spaltöffnungen der Blätter genügend Kohlendioxid für die Photosynthese aufgenommen werden könne. In Trockenzeiten, wenn viel Wasser über die Blätter verdunstet und der Baum eine entsprechende Menge aus dem Boden „nachzieht“, steht das Leitungssystem unter großer Saugspannung. Komme es zu einer weiteren Austrocknung, könne die Wassersäule sogar abreißen. In den dadurch entstandenen Hohlräumen sammelt sich nach Angaben der Universität Luft an, der Wasserfluss wird blockiert. Infolgedessen trockne die Pflanze zunehmend aus und stirbt womöglich.

Das Bemerkenswerte ist, dass das dieses Problem offenbar weitgehend standortunabhängig ist. Juniorprofessoer Steven Jansen erklärt:

„Bäume passen sich optimal an ihren Standort an indem sie das verfügbare Wasser effizient nutzen. Ändern sich die Umweltbedingungen, sind sie anfällig für trockenheitsbedingte Sterblichkeit. Dieser Verwundbarkeit lässt sich für alle Großlebensräume nachweisen – egal ob feucht oder trocken.“

Die Datensammlung der Wissenschaftler zeigt: Rund 70 % der untersuchten Waldbaumarten haben sich optimal dem Standort angepasst und ihre Wasserversorgung ökonomisch organisiert. Allerdings birgt ein derart spezialisiertes System große Risiken: Die Bäume können sich oft nicht schnell genug auf veränderte Umweltbedingungen einstellen, in Trockenzeiten kommt es so vermehrt zu lebensbedrohlichen Embolien.

Die Untersuchung („Global convergence in the vulnerability of forests to drought“) ist in der Fachzeitschrift Nature (Nr. 491 vom 29. November 2012; DOI: 10.1038/nature11688) veröffentlicht. (Quelle: Universität Ulm/sp)