Gesundheit im Betrieb: Ist die Anti-Stress-Verordnung nur Wahlkampf?

Dr. Volker Hansen, BDA
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Obwohl es uns Deutschen gut geht, fühlen wir uns kränker denn je. Zeitschriften mit Burn-out-Titeln boomen, die Praxen von Psychologen und Psychotherapeuten sind brechend voll. Schuld sei der Stress am Arbeitsplatz, so die gängige Meinung. SPD und Gewerkschaften fordern deshalb eine Anti-Stress-Verordnung für Unternehmen. Wir fragten Dr. Volker Hansen von der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA), wie berechtigt diese Forderung ist.

Viele Arbeitnehmer machen die Arbeitgeber für den steigenden Stress in den Betrieben verantwortlich und werfen diesen Ausbeutermentalität vor. Aber kann es wirklich sein, dass Unternehmen in Deutschland trotz Arbeitskräftemangel bewusst Erkrankungen ihrer Mitarbeiter in Kauf nehmen? Allein schon wirtschaftliche Überlegungen sollten im Gegenteil dazu führen, dass Unternehmen auf die Gesundheit der Belegschaft achten.

Und tatsächlich sprechen die Zahlen eine andere Sprache: So ist die Zahl der Krankentage in den letzten Jahren im Schnitt nicht gestiegen, sondern zurückgegangen. Diese Entwicklung ist für Dr. Volker Hansen, Abteilungsleiter Soziale Sicherung beim BDA, einerseits das Ergebnis einer besseren Diagnostik und andererseits eines wachsenden Angebots der Betriebe an Gesundheitsvorsorgemaßnahmen im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) und des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM).

Eine Anti-Stress-Verordnung – so Hansen weiter – sei angesichts der schon bestehenden Regelungen im Arbeitsschutzgesetz nicht nur überflüssig, sondern schade darüber hinaus der deutschen Wirtschaft. Er hält die gemeinsame Kampagne der IG Metall und der SPD für einen strategischen Bestandteil des Bundestagswahlkampfs, schränkt aber ein, man solle die Besorgnis der Arbeitnehmer dennoch ernst nehmen und die Entwicklung stressbedingter Erkrankungen seitens der Betriebe kritisch im Auge behalten. (ml)