Coffeepolitan, Teil 1: Verführerischer kann Kaffee nicht riechen

Florian Schmid-Lindner, Coffeepolitan
Florian Schmid-Lindner, Coffeepolitan

Kaffee ist in den letzten Jahren vom Koffeinspender zum Lifestyle-Produkt aufgerückt. Das belegt die rasant gestiegene Zahl der Ladenröstereien. Hat in diesem Markt ein weiteres Start-up überhaupt noch Chancen? Florian Schmid-Lindner, Gründer der Versandrösterei Coffeepolitan, glaubt: mit dem richtigen Alleinstellungsmerkmal ja. 2013 wagte er daher das Abenteuer und startete seine Edelrösterei. Wir unterhielten uns mit ihm über seine Gründungsidee und die Regeln des richtigen Kaffeegenusses.

Für das Interview besuchten wir Florian Schmid-Lindner in seinem Unternehmen in Strausberg, nordöstlich von Berlin – und fanden uns in einem olfaktorischen Paradies wieder. Dampfender, wohlriechender Kaffee erwartete uns.

Obwohl unser Interviewpartner ursprünglich weder aus der Kaffeebranche kam noch selbst Kaffeetrinker war, entdeckte er eines Tages die besonderen Reize dieses Getränks, die ihn auf seine Geschäftsidee brachten: eine Rösterei mit internationalem Versand hochwertiger und traditionell gerösteter Edelkaffeesorten.

Im Laufe des Interviews lernten wir, dass die traditionelle Röstung gegenüber der industriellen Röstung vor allem zwei Vorteile besitzt: Erstens erfolgt die manuelle Röstung bei lediglich 200 bis 300° C, die industrielle hingegen bei 600 bis 700° C. Dabei entstehen wesentlich weniger Bitterstoffe. Der zweite Vorteil besteht in der erheblich längeren Röstzeit von 15 bis 25 Minuten gegenüber der industriellen Schnellröstung in maximal drei Minuten. Was wiederum den Aromastoffen mehr Zeit verschafft, sich zu entwickeln.

Dies ist allerdings noch kein Alleinstellungsmerkmal, denn zahlreiche Ladenröstereien bieten ebenfalls handgerösteten Kaffee an. Das eigentlich schlagende Argument für Coffeepolitan ist Schmid-Lindners selbst entwickelte Kombination aus einer Einzelportionierung und einer besonderen Verpackung. Er vertreibt seinen Kaffee nämlich in luftdichten, kleinen Plastikbeuteln, sogenannten „sticks“, deren Form an die bekannten kleinen, länglichen Zuckertütchen erinnert, die häufig zum Kaffee serviert werden. Jeder Stick enthält 7 g gemahlenen Kaffee – ausreichend für eine Tasse. Dadurch, dass die Sticks den Kaffee luftdicht umhüllen, sind bei der Zubereitung – wenn der Stick aufgerissen wird – noch alle Aromen vorhanden.

Neben diesen speziellen Kaffeesticks vertreibt der Berliner Gründer aber auch traditionelle Packungen mit ganzen Kaffeebohnen sowie diverses, von ihm selbst erprobtes und für gut befundenes Zubehör für die Zubereitung und den Genuss.

Was uns während des Gesprächs ausgesprochen positiv auffiel, war die kundenfreundliche Offenheit Schmid-Lindners. Der Berliner scheut sich nicht, seinen Kunden auch einmal von einem Produkt abzuraten, wenn er selbst von dessen Nutzen oder Qualität nicht überzeugt ist. Davon kann man sich auf der Videoplattform Youtube überzeugen, wo der Gründer mittlerweile drei kleine Kaffee-Workshops anbietet.

Jetzt, zur Vorweihnachtszeit, dürfte die Nachfrage nach Coffeepolitan-Kaffee wohl deutlich anziehen, denn Zielgruppe für die edlen, aromatischen Kaffeesticks sind nicht nur geschmacksverwöhnte Kaffeegenießer. Die Sticks eigenen sich auch hervorragend als kleine, feine Geschenke für Freunde und Geschäftspartner.

Im zweiten Teil des Interviews, der demnächst ebenfalls hier zu finden sein wird, geht es um die Perspektiven für die Rösterei und die Erfahrungen rund um den Start des Unternehmens. (ml)