IfM-Unternehmerbefragung: Der Mittelstand braucht keine politische Steuerung

Im Frühjahr 2014 hatte das IfM Bonn untersucht, welche Aufgaben die Mittelstandsexperten als dringlich erachten. Nun legt das Institut nach und liefert die Ergebnisse der entsprechenden Unternehmerbefragung: Für sie ist unter den acht identifizierten Handlungsfeldern die Sicherung der Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit am wichtigsten. Der Fachkräftemangel und die Gestaltung der Rahmenbedingungen folgen erst an zweiter und dritter Stelle.

Innerhalb des Top-Handlungsfelds Sicherung der Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit setzen die Unternehmen jedoch recht unterschiedliche Schwerpunkte: Für die mittelständischen Unternehmen ist der Anpassungsdruck im Wettbewerb vordringlich, dann der Fachkräftebedarf. Unternehmen außerhalb des Mittelstands sehen ihre Schwerpunkte dagegen in der Entwicklung neuer Produkte und in der Renditesteigerung. Die Untergruppe der größeren, gewachsenen mittelständischen Unternehmen der ersten Generation macht sich an dritter Stelle um Produktinnovation und Nachfolgesicherung Gedanken, während der kleinere, nachwachsende Mittelstand die Bürokratiebelastung als drittwichtigstes der 56 Themen nennt.

Insgesamt sorgt bei den kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland die politische Gängelung für Unbehagen. Das Institut für Mittelstandsforschung formuliert höflich:

„Den herausfordernden Themen setzt der Mittelstand seine eigene Leistungsfähigkeit entgegen: Wirtschaftspolitische Maßnahmen sind überwiegend nicht gewünscht. Eine wichtige Rolle wird der Bildungs- und der Rahmenpolitik beigemessen. Die Mittelstandspolitik steht vor der Herausforderung, bei der Gestaltung mittelstandsfreundlicher Rahmenbedingungen die Heterogenität der mittelständischen Wirtschaft zu berücksichtigen.“ (S. III f.)

Insofern ist kaum verwunderlich, dass mittelständische Unternehmen auf die routinierte Schelte aus der Politik, man ziehe bei der Digitalisierung nicht kräftig genug mit, weiterhin unwillig reagieren. Der digitale Wandel war nicht einmal für jeden zehnten Befragten ein Thema – und wenn, dann überwiegend „als Gefahr bzw. als Bedrohung ihrer Wettbewerbsfähigkeit“. Einzig die Kleinstunternehmen und Soloselbstständigen beschäftigen sich intensiv mit der Digitalisierung.

Das IfM Bonn will die Befragungen für das Zukunftspanel Mittelstand regelmäßig wiederholen. Die jüngste Studie von Eva May-Strobl und Friederike Welter „Das Zukunftspanel Mittelstand – Herausforderungen aus Unternehmersicht“ (IfM-Materialien; 239) gibt es beim IfM ebenso als PDF zum Download wie den Vorläufer „Das Zukunftspanel Mittelstand. Eine Expertenbefragung zu den Herausforderungen des Mittelstands“ von Friederike Welter, Eva May-Strobl, Nadine Schlömer-Laufen, Peter Kranzusch und Kerstin Ettl (IfM-Materialien; 229). (Quelle: IfM Bonn/red)