Industrie 4.0: Der Mittelstand beginnt die Digitalisierung im Vertrieb

Nun also doch: Die Digitalisierung hat den industriellen Mittelstand erreicht. Das lassen zumindest die Zahlen des BDI/PwC-Mittelstandspanels erahnen, das seit heute vorliegt: Die Frühjahrsbefragung zeigt, dass zurzeit 4,3 % des Investitionsvolumens in digitale Technologien gehen. 36 % der Industrieunternehmen sehen die Bedeutung der Digitalisierung vor allem mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit.

Allerdings macht sich der digitale Wandel in den Fertigungsunternehmen zuerst in den Bereichen Absatz und Vertrieb bemerkbar; dort ist bereits jedes dritte Industrieunternehmen digitalisiert. Die Produktion selbst hinkt deutlich hinterher – und umso deutlicher, je kleiner die Firma ist. Auch ist die Durchdringung nach Bundesländern betrachtet sehr unterschiedlich: Westdeutschland (36,8 %) und Norddeutschland (30,0 %) sind am meisten (sehr) hoch digitalisiert; in Ostdeutschland ist der Anteil (41,7 %) der nur gering digitalisierten Industriebetriebe am größten und auch in Süddeutschland sprechen sich nur 20,9 % einen (sehr) hohen Digitalisierungsgrad zu. Weil dort der mittlere Digitalisierungsgrad gut über die Hälfte umfasst (56,3 %) erreichen Bayern und Baden-Württemberg noch 2,98 von 6 Messpunkten.

Einmal mehr – wie erst jüngst in der IfM-Unternehmerbefragung – zeichnet sich auch deutlich ab, worin die Unternehmen des Mittelstands die Bremsen der digitalen Entwicklung sehen: in den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Besonders kleinere (unter 100 Mitarbeitern) und auslandsaktive Firmen sorgen dafür, dass die Zufriedenheitswerte mit der Politik seit Herbst 2014 weiter gesunken sind. Konkreter Anlass zu Klagen ist die Schuldenkrise und die Aktionen der EZB, der viele Mittelständler misstrauen. Außerdem machen sich drei von vier Unternehmen Sorgen um Datensicherheit und Datenschutz in der Industrie 4.0.

Das BDI-Mittelstandspanel wird im Auftrag des BDI und PwC durch das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn erstellt. An der 21. Erhebungswelle der Online-Befragung beteiligten sich von 17. März bis 15. Juni 914 Unternehmen. Das BDI/PwC-Mittelstandspanel Frühjahr 2015 („Die Digitalisierung im Mittelstand“) gibt es u.a. beim IfM Bonn kostenfrei als PDF zum Download. (Quelle: IfM Bonn/PwC/red)