KfW Research: Das West-Ost-Gefälle wird geringer

Die heutige Nr. 77 von „Volkswirtschaft Kompakt“ überschreibt die KfW mit dem gewagten Titel „25 Jahre Wirtschafts- und Sozialunion belegen die Stärke der Sozialen Marktwirtschaft“. Gemeint sind aber nicht die Europäische Union und Griechenland, sondern der 25. Jahrestag der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion mit der Einführung der D-Mark in der DDR.

Dabei schneidet Deutschland im internationalen Ungleichheitsvergleich gut ab, jedenfalls bei der relativen Ungleichheit innerhalb der Nationalstaaten: Das Gefälle bei Arbeitslosenquote, Pro-Kopf-BIP, Einkommen und Arbeitsproduktivität ist durchwegs besser als im G7-Durchschnitt. Die Arbeitsproduktivität liegt im Vergleich etwa bei der Hälfte des sonstigen Mittels, obwohl sie gegenüber Westdeutschland nur knapp 77 % erreicht. Die hänge „wesentlich mit der unterschiedlichen Branchenstruktur zusammen“: Das sehr produktive verarbeitende Gewerbe hat in Ostdeutschland nur einen Anteil von 17,5 % an der Bruttowertschöpfung. Ausgaben für Forschung und Entwicklung, die nur knapp die Hälfte der Beträge im Westen erreichen, spürbar weniger Innovationen und nicht zuletzt eine bedrohliche Alterspyramide sind Zustände, die Dr. Klaus Borger und Martin Müller zwar nennen, aber nicht recht in die Bewertung einfließen lassen mögen. Vielleicht liegt das an den Vergleichsmaßstäben:

„Historisch gesehen haben sich die Regionalunterschiede bei der Wirtschaftsleistung auf ein Niveau zurückgebildet, wie es auch vor Krieg und Teilung Mitte der 1920er-Jahre in der Weimarer Republik üblich war.“

Das KfW-Research-Papier (Volkswirtschaft Kompakt Nr. 77 vom 1. Juli 2015) gibt es bei der KfW kostenfrei als PDF zum Herunterladen. (Quelle: KfW/fe)