Grüne IT, Teil 2

Abspecken und aufrüsten

Von Sabine Philipp

Dass die Rede von Green IT bereits bei der bestehenden IT-Landschaft eines Unternehmens handfestes Sparpotenzial bedeuten kann, hat Teil 1 dieser Serie gezeigt. Nun geht es darum, was bei Austausch oder Neuanschaffung alles möglich ist. Weil aber vor jeder Investition der Bedarf steht, ist die erste Frage: Benötigt das Unternehmen wirklich alle IT-Türme?

Oft stehen mehrere unausgelastete Server versammelt – weil sich Abläufe geändert haben oder bestimmte Prozesse längst an Dienstleister ausgelagert sind. In solchen Fällen sind Konsolidierung und Virtualisierung zweckmäßig; übrig bleiben weniger, dafür ausgelastete Server. So kann die Zahl der nötigen Maschinen mitunter drastisch reduziert werden – Faktoren von 1 bis 5 sind keine Seltenheit.

Glatter Schnitt mit Blades

Besonders viel Energie sparen so genannte Blade-Server. Die kompakten Kraftpakete benötigen bei gleicher Rechenleistung bis zu 40 % weniger Strom und nur halb so viel Platz wie herkömmliche Vergleichsmodelle. „In der Regel befindet sich der Server auf einer einzelnen Platine, auch Blade genannt, die sich über eine Schnittstelle in ein Blade-Server-Gehäuse integrieren lässt“, erläutert Dr. Hintemann vom BITKOM. „Durch Hinzufügen oder Austauschen einzelner Blades können Sie die IT sehr schnell und einfach anpassen. Auf der Platine befinden sich Prozessoren, Hauptspeicher, in der Regel Festplatten und die Logik für die Kommunikation nach außen. Die Blade-Server-Gehäuse enthalten Infrastrukturkomponenten wie Netzteile und Lüfter, Netzwerk- und Storage-Switches sowie Management-Komponenten. Optional können auch interne Storage-Blades integriert werden.“

Serie: Grüne IT
Teil 1 rechnet vor, welche Be­träge alte Hard­ware ver­heizt und gibt erste Tipps zur Kosten­optimierung. Teil 2 sagt, welche Strom sparen­den Technik­alternativen es gibt, und räumt mit teuren Vor­urteilen auf. Teil 3 erläutert die Förder­kon­ditio­nen des Sonder­fonds Energie­effizienz, kom­plett mit Adres­sen für die Antrags­formulare.

Der Einsatz von Blades lohnt sich laut BITKOM häufig bereits ab fünf Maschinen: „Allein durch Energieeinsparungen amortisieren sich in kürzester Zeit die Anschaffungskosten – und das auch bei mittelständischen Unternehmen mit wenigen Servern.“ Die kompakte Bauweise hat zudem den Vorteil, dass die im Blade-Server-Gehäuse konzentriert entstehende Wärme gezielt gekühlt werden kann. Für die kleinen Kraftpakete spricht am besten der große Erfolg: Der Blade-Server-Markt gehört zu den am schnellsten wachsenden Segmenten der Branche. Laut International Data Corporation (IDC) wuchs der Markt zwischen 2006 und 2007 um satte 54,2 %.

Allerdings sind Blade-Server keine Universalgenies. „Bei einigen Anwendungen mit hohen Anforderungen an die Speicherkapazität, Rechenleistung und I/O-Bandbreite sind Blade-Server überfordert“, gibt Dr. Hintemann zu bedenken. Für unternehmenskritische Anwendungen, die höchste Verfügbarkeit und Skalierbarkeit voraussetzen, sind weiterhin Mainframe– oder große UNIX-SMP-Systeme der sichere Ansatz.

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Schwarz auf Weiß
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Dick sparen mit Thin Clients

Falls die Mitarbeiter bei ihrer Arbeit auf Komponenten wie DVD-Laufwerke verzichten können, dürfte das Server-based Computing (SBC) mit Thin Clients eine Strom sparende Alternative sein. Thin Clients sind fast schon Terminals: Computer, bei denen die Daten und ein Großteil des Betriebssystems auf einem zentralen Rechner liegen. Die Clients kommen ohne Festplatte, Lüftung und DVD-Laufwerke aus. Daher sparen sie zwischen 20 und 40 % an Energiekosten im Vergleich zu normalen PC-Arbeitsplätzen, wie das Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) in seiner Studie PC vs Thin Client herausgefunden hat.

Außerdem machen sie Betriebsspionen das Leben schwer. Da Thin Clients extrem „schlank“ sind und weder USB-Port noch DVD-Laufwerk brauchen, können auf solchen Wegen auch keine Informationen nach außen gelangen. Obendrein hält sich der Wartungsaufwand in Grenzen, da der Administrator allfällige Software-Updates und Ähnliches nur noch bei einem einzigen Server aufspielen muss, nicht auf zahllose Einzelplatzrechner.

Das klassische Einsatzgebiet von Thin Clients sind zwar Versicherungen und Banken, aber als sinnvoll erweist es sich schon ab Kleinbetrieben mit nur zehn Arbeitsplätzen. Das Konzept des Server Based Computing kann auch bei normalen PCs bzw. gemischt mit Thin Clients gefahren werden. Es muss nur adäquat dimensioniert und den jeweiligen Anforderungen angepasst sein. In der Regel reichen die normalen Netzwerke vollkommen aus. Bei einigen Anforderungen könnte das schnelle Gigabit-Ethernet sinnvoll sein.

Ausgezeichnete Produkte
Nicht jede Neuanschaffung spart Energie. Geeignete Kandidaten tragen den Energy Star. Die mit diesem Produktkennzeichen ausgewiesenen Geräte nebst vielen Tipps sind online auf www.eu-energystar.org/de verzeichnet. Das Logo 80 PLUS weist außerdem auf besonders energieeffiziente Netzteile hin, die auf einen Wirkungsgrad von 80 % und mehr kommen. Auf welche Kriterien bei Ausschreibungen zu achten ist, lässt sich auf dem produktneutralen Portal www.itk-beschaffung.de recherchieren. Wie viel Strom die jetzigen Geräte genau verbrauchen, findet ein Energiekostenmessgerät heraus.

Multifunktional aufgestellt

Der Druckerpark ist in den meisten mittelständischen Unternehmen ein buntes Sammelsurium verschiedener Modelle. Geräte fürs Scan und Fax kommen noch dazu. Dabei ist der Umstieg auf Multifunktionsdrucker heute oft vernünftig. Die Alleskönner sparen nicht nur Ressourcen, weil beim Bau weniger Material verbraucht wurde, sondern auch Platz und vor allem Energie, da nur noch ein Gerät laufen muss. Laut Energy Star verbraucht ein gutes Allroundtalent nur 50 % so viel Energie wie die Einzelkomponenten Drucker, Scanner, Fax und Kopierer zusammen. Da die Geräte sehr oft im Standby-Betrieb stehen, macht eine Energiesparfunktion bei Neuanschaffungen besonders viel Sinn.

Fazit: Auf Leistung kalkulieren

Blades und Thin Clients schreiben momentan Erfolgsgeschichte, die einen als fortschrittlichste Server-Bauform, die anderen als minimalistisch-flexibles Architekturkonzept, das oft auch in Zusammenhang mit dem Stichwort Virtualisierung diskutiert wird. Beide lassen sich relativ schlicht in Gang setzen und später schrittweise ausbauen – bei beiden kommt es aber auf die konkreten Notwendigkeiten im Unternehmen an, die es zuerst dingfest zu machen gilt. Praktischerweise unterstützt hier das passende KfW-Programm KMU mit Beratungszuschüssen und Anschaffungsdarlehen.

Genau darum geht es in Teil 3 dieser Serie.

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