Grüne Logistik, Teil 2: Was Nachhaltigkeit in der Logistik heißt

Effizienz. Denn nirgendwo lassen sich besser Ressourcen sparen als durch glatte Abläufe, kurze Wege und eine optimal organisierte Prozesskette. Einige clevere Innovationen, die dabei helfen, stellt dieser Schwerpunktbeitrag vor. Auch einheitliche Standards könnten noch viel bewirken.

Ressourcen schonen und Kosten senken

Von Sabine Philipp

Auch bei der besten Planung kann eine noch so grüne Logistik ein bestimmtes Verkehrsaufkommen nicht vermeiden. Um zumindest den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren, wird derzeit fieberhaft an Elektro- und Hybridmotoren gearbeitet. Bis sich die Technologie jedoch flächendeckend durchgesetzt hat, wird noch einige Zeit ins Land gehen, gerade was Elektromotoren betrifft, bei denen ja die Notwendigkeit besteht, dass sie nach einer bestimmten Kilometerzahl wieder an die Steckdose müssen – ein Punkt, der sie aktuell für einen Einsatz im Fernverkehr ausschließt.

Im Lagereinsatz sind Elektro- und Hybridfahrzeuge jedoch schon längst verbreitet. Denn hier werden in der Regel nur kurze Strecken gefahren, und der Stromanschluss befindet sich in unmittelbarer Nähe. (Praktische Hinweise hierzu findet man im Praxisleitfaden „Grüne Logistik“ auf Seite 40.) Aber auch beim effizientesten Gabelstapler kann noch mehr Energie eingespart werden. Nämlich indem er unnötige Fahrten ganz vermeidet.

Auf interne Abläufe ausrichten

Sven Heißmeyer vom Institut für Integrierte Produktion Hannover (IPH) arbeitet mit dem Projekt ISI-WALK (Intelligente Schnittstellen In WAndlungsfähigen LieferKetten) an effizienten, einfach aufgebauten Lagern, bei denen, ganz grob gesagt, der Gabelstapler die Positionen ohne Umwege eigenständig findet und dabei Leerfahrten vermeidet.

Ein andere Sparspur, die Heißmeyer verfolgt, ist die energieeffiziente Beleuchtung. „Wir setzen vor allem auf LED-Leuchten. Nicht nur, um in ISI-WALK Informationen zu übermitteln, sondern auch, weil man viel Licht für wenig Watt bekommt.“ Die Lampen haben aber noch weitere Vorteile: Sie enthalten kein Quecksilber, bilden fast das natürliche Farbspektrum nach und werden nicht mehr so schnell heiß. In früheren Jahren erreichten die LED-Lampen zwar auch höhere Temperaturen, weshalb sie oft nicht die angegebene Stundenzahl erreichten. Das lag aber häufig an einer Bauweise, bei der die Lämpchen zu dicht aneinander verbaut wurden sich deshalb gegenseitig aufheizten. Heute sind diese Kinderkrankheiten weitestgehend ausgestanden, so dass auch große Markenhersteller LEDs in Deckenlampen einsetzen. Allerdings sind Leuchtdioden aktuell noch teurer in der Anschaffung, auch wenn die Preise schon gesunken sind und wohl weiter fallen werden.

Serie: Grüne Logistik
Teil 1 geht auf die Straße und sieht sich die aktuellen Neuerungen für den Güterverkehr an. Teil 2 sichtet das Lager. Mit einheitlichen Standards, optimalen Abläufen und intelligenten Lieferketten ist es auf dem richtigen Weg. Teil 3 rechnet nach, wann sich innovative Technik lohnt, und sagt, wo Fördermittel warten.

Viel Potenzial sieht Heißmeyer ferner in der Gestaltung von effizienteren Prozessen. Leider hat der Forscher die Erfahrung gemacht, dass viele Unternehmen ihre Abläufe nicht genau kennen und daher nicht wissen, wo sie ansetzen könnten. Aus diesem Grund rät er zu einer soliden Geschäftsprozessbetrachtung.

Die Schrauben anziehen

Auf effizientere Prozesse setzt man auch bei der Logistikfabrik, einem Konzept des BIBA, bei dem es im Prinzip darum geht, die verschiedenen Elemente der logistischen Prozesskette optimal ineinander zu integrieren.

„Effizientere Prozesse führen häufig schon per se zu einem niedrigeren Energie-, Ressourcenverbrauch und oft auch Platzverbrauch“, betont Jan Heitkötter vom Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH (BIBA) an der Universität Bremen, der aktuell an einem Kennzahlensystem arbeitet, mit dessen Hilfe auch ökologische Daten erfasst werden können. Das Projekt heißt Kennzahlen grüner Logistik – Kurs auf die ökoeffiziente Logistikfabrik (KeyP green). Als besondere Herausforderung hat sich dabei die Stromverbrauchsmessung für die einzelnen Anlagenteile erwiesen. „Logistkunternehmen nutzen meist verschiedene Gebäude, die mit unterschiedlichsten technischen Anlagen ausgestattet sind. Und für die existiert meist nur ein großer Gesamtstromzähler. Aus diesem Grund ist es oft schwer, den Stromverbrauch für die einzelnen Prozesse zu berechnen und Verbesserungspotenziale zu identifizieren“, erklärt Heitkötter. Um sich zumindest teilweise zu behelfen, rät er dazu, Unterstromzähler einzubauen, die den Verbrauch für einzelne Anlagenteile erfassen.

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Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserem Magazin zur CeMAT 2014. Einen Über­blick mit freien Down­load-Links zu sämt­lichen Einzel­heften bekommen Sie online im Presse­zentrum des MittelstandsWiki.

Weiteres Sparpotenzial sieht der Forscher in der Standardisierung, z.B. von Ladungsträgern wie Kartons. „Ein Prozess ist ja nichts anderes als eine wiederkehrende Aufgabe, die wird umso effizienter wird, je standardisierter sie gestaltet werden kann“, erläutert Heitkötter und fährt fort: „Wenn z.B. ein Kommissionierer immer mit der gleichen Art von Kartons hantieren kann, wird er natürlich effektiver arbeiten können, als wenn er unterschiedliche Kartons aufstellen und befüllen muss. Das Gleiche gilt natürlich auch für technische Anlagen.“

Gerade hier hätten Logistikunternehmer nach den Erfahrungen Heitkötters noch ein hohes Optimierungspotenzial, denn in der Regel würden eben die Ladungsträger verwendet, die hereinkommen. „Hier könnte es helfen, wenn man branchenübergreifend feste Kartongrößen festlegen würde“, rät Heitkötter. Mit der Europalette sei ja schon bereits ein Standard geschaffen worden, der sich durchgesetzt habe. Aber auch in Fragen der Kartongrößen sind Einigungen über Unternehmensgrenzen hinweg auch schon heute möglich. Heitkötter kennt einige Fälle, in denen sich die Unternehmen einfach untereinander abgesprochen und ihre Ladungsträger vereinheitlicht haben. Ein Gespräch mit dem Zulieferer kann sich also lohnen.

Und lohnen kann es sich auch, die Planungszeiträume zu überdenken. Genau darum geht es in Teil 3 dieser Serie, der außerdem über die KfW-Förderungen für Logistikeffizienz unterrichtet.

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