Mobil produktiv arbeiten, Teil 1: Wie Mitarbeiter mobil produktiv arbeiten

Erreichbar bleiben, Kontakt halten, unterwegs arbeiten – der Markt hat den Trend erkannt: Hinter der Bugwelle aus Apps kommen ausgereifte, relativ günstige Lösungen für fast jedes Einsatzgebiet angeschwommen. Es geht um Übertragungstechnik und Sicherheit. Und es geht wieder einmal um Cloud Computing.

Smartphone und Tablet halten überall mit

Von Sabine Philipp

Dirk Muckhoff erzählt die Geschichte immer wieder gerne: Der IT-Leiter eines international tätigen Beratungsunternehmens kam von Chicago nach München und lud die komplette Mannschaft aufs Oktoberfest ein. Gerade als es zünftig wurde, meldete eine SMS dem deutschen Systemadministrator, einem guten Kunden Muckhoffs, einen Störfall. Auf die charmant-schadenfrohe Reaktion des Gastgebers, dass er sich jetzt wohl eilig verabschieden müsse, antwortete Muckhoff: „Das sehe ich anders“, gab seelenruhig ein paar Befehle in sein Smartphone ein und griff wieder zum Maßkrug.

In der Folge verkaufte der Fachmann 90 Lizenzen von Rove Mobile Admin. „Mit der Lösung“, sagt er, „können Sie viele verschiedene Server, Dienste und Plattformtypen administrieren, wie Microsoft Active Directory and Exchange, Citrix, Oracle und den BlackBerry Enterprise Server. Der Zugriff ist von verschiedenen Smartphone-Modellen möglich.

Zum Alleskönner aufgebohrt

Aber auch für andere „Mobile Warriors“, wie Muckhoff den Business-Mann auf der Straße nennt, gibt es eine große Auswahl an bezahlbaren Lösungen. Für die mobile Datenerfassung empfiehlt der Profi die Produkte von Grabba, die das Smartphone kurzerhand in einen Barcodescanner, RFID-Leser, Magnetkartenleser, ein MRZ-Lesegerät für Ausweise, einen Fingerabdruckscanner, ein Contact-Smartcard-Lesegerät und in einen Unterschriftenerfasser verwandeln können.

Es muss jedoch nicht immer eine Speziallösung sein. Rein theoretisch kann man mit jedem Smartphone oder Laptop auf dieselben Daten zugreifen wie die Rechner im Büro. Dazu muss nur eine Instanz geschaffen werden.

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Dirk Muckhoff ist Geschäfts­führer der 14-köpfi­gen Dyma­con Busi­ness Solu­tions GmbH aus Darm­stadt. Sein Spe­zial­gebiet ist die Syn­these von klas­si­scher IT und mo­bi­len Lö­sun­gen. Das Un­ter­neh­men pro­fi­lierte sich 2001 als eines der ersten System­häuser als An­sprech­partner für mo­bile Lösungen.

Middleware schafft Verbindung

Um unterwegs auf das Netzwerk zugreifen zu können, wird eine so genannte Middleware auf dem Betriebsserver installiert. Muckhoff setzt hier auf einen BlackBerry-Enterprise-Server, der eine gesicherte VPN-Verbindung (Virtual Privat Network) zum Büro beinhaltet.

Im Prinzip kann jede Software, die im Netzwerk läuft, auch auf dem Smartphone laufen. Ob die Arbeit mit den Programmen, die für den Einsatz auf PCs konzipiert wurden, dann aber auch Spaß macht, steht auf einem anderen Blatt – ganz davon abgesehen, dass viele Funktionen beim mobilen Einsatz gar nicht benötigt werden und nur unnötig Platz rauben. Die Problematik wurde inzwischen von einigen Herstellern erkannt, die die speziellen Bedürfnisse im mobilen Einsatz berücksichtigen. So können z.B. Nutzer von Microsoft Dynamic CRM mit dem entsprechenden Mobile Client von unterwegs auf die Kunden– und Vertriebsinformationen zugreifen.

Serie: Mobil produktiv arbeiten
Teil 1 hat live mit­erlebt, was prak­tische Apps fürs Ge­schäft leisten können. Teil 2 sieht sich in der Netz­infra­struktur um und wählt zwi­schen Smart­phone, Note­book und Tablet. Teil 3 schließt die mobile Ar­beit mit dem Thema Cloud Com­puting kurz.

Apps für alle Fälle

Daneben hat sich eine relativ junge Softwareindustrie etabliert, die auf den Einsatz von Smartphones spezialisiert ist. Die Rede ist von den Apps, kleinen, Platz sparenden Programmen, die man sich à la carte nach Bedarf und Laune auf das Smartphone lädt. Auch für die Industrie und den Business-Bereich gibt es etliche pfiffige Anwendungen wie den Business Card Reader von ABBYY. Er ist vor allem für KMU interessant, die sich viel auf Messen bewegen. Der Reader scannt Visitenkarten mit einer Texterkennungssoftware ein und legt sie automatisch als Kontakt ab.

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Schwarz auf Weiß
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In den meisten Fällen bewegen sich die Apps-Preise im Taschengeldbereich. Es gibt auch viele kostenlose Angebote. Allerdings gilt hier wie überall: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste! Denn auch Betrüger haben den App-Markt mittlerweile für sich entdeckt. Sie installieren – häufig auf Gratisangeboten – Werbebanner, die direkt in eine kostenpflichtige Abofalle führen. Laut Fachmagazin c’t genügt ein einziger Mausklick, um eine WAP-Seite zu öffnen, die, vereinfacht gesagt, den Nutzer identifiziert und eine Abrechnung ermöglicht. Selbst seriöse Applikationen seien davon betroffen.

Zu Fragen rund um Netzanbindung und Verfügbarkeit äußert sich Teil 2 dieser Serie.

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