Unified Service Description Language: Welche Märkte USDL erschließen soll

Schon heute spielt sich ein Großteil des Dienstleistungssektors im Web ab. Cloud Computing und SaaS sind nur die bekanntesten Beispiele. Will das künftige „Internet der Dienste“ wirtschaftlich attraktiv sein, muss es entsprechend gefasst sein. Das soll die Unified Service Description Language leisten.

Damit Online-Dienste geschäftsfähig werden

Von Gerald Strömer

Die Unified Service Description Language (USDL) ist dazu gedacht, praktisch alle Arten von Diensten im Internet derart umfassend zu beschreiben, dass man sie finden, objektiv miteinander vergleichen, damit handeln und mit Abläufen in der physischen Welt verknüpfen kann. Das ehrgeizige Projekt soll nichts weniger sein als die entscheidende Voraussetzung für den Durchbruch webbasierter Online-Dienste.

Hintergrund ist die Tatsache, dass es der Dienstleistungssektor ist, der den weltweit am stärksten und schnellsten wachsenden Wirtschaftsbereich stellt, gerade in Deutschland. Cloud Computing und Software as a Service sind bereits viel versprechende Modelle für funktionierende Dienste aus dem Internet.

Die digitale Dienstleistungs­gesellschaft

Es geht nun quasi darum, die Cloud wie eine Serviceorientierte Architektur zu behandeln. Damit das klappt und die Dienste kommerzialisierbar werden, brauchen sie einen einheitlichen Laufzettel, auf dem in einheitlichen Kategorien alles über den Dienst steht, was wichtig ist. Erst anhand dieser Metadaten können Maschinen die Angebote verarbeiten und ausfindig machen, filtern, sortieren und zu Paketen bündeln. USDL kann man sich also wie eine Art Universalformular vorstellen, in dem alle für eine Dienstleistung relevanten Information in Form von Metadaten hinterlegt sind.

Ein plattformunabhängiger Standard

Die Unified Service Description Language (USDL) ist ein offenes Standardisierungsprojekt zur vereinheitlichten Beschreibung von Dienstleistungen im Internet, das Ende 2009 im Vorfeld des vierten Nationalen IT-Gipfels (2009) von SAP Research vorgestellt wurde. USDL entstand im Rahmen der Forschung in öffentlich geförderten Projekten zum Thema „Internet der Dienste“ und soll die idealen Voraussetzungen für den breiten Zugang zu Online-Services schaffen.

USDL könnte man in Kurzform als Spezifikationssprache für Service-Plattformen im Web bezeichnen, vom Prinzip her XML nicht unähnlich. In der Kernidee geht die plattformneutrale Dienstbeschreibungssprache USDL jedoch über die reine technische Beschreibung eines Dienstes – wie z.B. durch die Web Services Description Language (WSDL) – hinaus und ergänzt sie um operative und betriebswirtschaftliche Informationen. Beispiele dafür wären Verfügbarkeit, Preismodell, Urheberrechte und andere geschäftsrelevante Aspekte.

USDL wird also sowohl IT- als auch wirtschaftlichen Bedürfnissen gerecht, dient sowohl Referenz- als auch Kommunikationszwecken und bezieht Informationen bezüglich Wertschöpfungsketten mit ein.

Nach fünf Jahren Forschung

USDL wurde unter dem Dach des TEXO-Projekts entwickelt, das wiederum zu THESEUS gehört. THESEUS ist ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) initiiertes und gefördertes Forschungsprogramm, in dessen Rahmen rund 60 Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft an neuen Techniken für das Internet der Dienste (Internet of Services) arbeiten. THESEUS startete Ende 2007, hat eine Laufzeit von fünf Jahren und ein Gesamtvolumen von 200 Mio. Euro, die hälftig das BMWi und die Partner stellen.

Das Ziel von THESEUS ist es, den Zugang zu Informationen zu vereinfachen, Daten zu neuem Wissen zu vernetzen und die Grundlage für die Entwicklung neuer Dienstleistungen im Internet zu schaffen. Das Teilprojekt TEXO zielt dagegen speziell auf die Entwicklung einer serviceorientierten Infrastruktur für Internet-basierte Dienste ab, mit der sich Dienstleistungen im Web einfacher finden, kombinieren, buchen und bezahlen lassen.

Fazit: Auf dem Weg zur W3C-Zertifizierung

USDL gilt mittlerweile als eine der wichtigsten technischen Voraussetzungen für das Internet der Dienste. Denn dieses soll nach der Vorstellung des Bundeswirtschaftsministeriums im Gegensatz zum Internet der Dinge eine Marktplattform sein, auf der Dienstleistungen einheitlich handelbar und unter Nutzung serviceorientierter Architekturen (TEXO) und semantischer Techniken (THESEUS) beliebig kombinierbar sind. Dies ist aber nur möglich, wenn man diese Dienste und Services objektiv nach einheitlichen Maßstäben vergleichen kann – und dafür ist USDL zuständig.

Im September 2010 wurde innerhalb des World Wide Web Consortiums (W3C) eine neue Incubator Group gegründet, die sich mit der Spezifikation der Unifified Services Description Language beschäftigt. Beteiligt sind SAP, die Attensity Europe GmbH und Siemens sowie das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Der Eintritt in diese „Brutphase“ ist insofern ein hoffnungsvolles Zeichen, als sie gemeinhin als Auftakt für eine W3C-Zertifizierung auf Basis einer Working Group gilt.

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