Öffentliches WLAN in München: Wie das M-WLAN am Marienplatz funktioniert

München baut seine belebten Plätze seit Jahren als kostenlose WiFi-Hotspots aus. Aber auch viele Geschäfte und Cafés bieten ihren Gästen drahtlosen Netzzugang, sodass es bei 2,4 GHz auf manchen Kanälen schon eng wird. Dr. Harald Karcher war mit Notebook und Smartphone unterwegs, um nachzumessen.

Prima Ping-Zeiten und mehr als genug Durchsatz

Von Dr. Harald Karcher

Dass das kostenlose Public WLAN der Stadt München zwar gratis, aber durchaus zackig ist, zeigten bereits die ersten Messergebnisse am Odeonsplatz. So viel vorneweg: Auch am Marienplatz, am Karlsplatz und am Sendlinger Tor ist das mobile Surfen per M-WLAN geradezu vorbildlich – auch wenn es auf manchen Kanälen schon ganz schön eng wird.

M-WLAN am Marienplatz

Laptop-Test 2014

Auf dem Münchener Marienplatz stellten wir den schweren Dell Latitude E6520 am Beckenrand des Fischbrunnens auf. Dort fanden wir schon 2014 weit mehr als 20 SSID-Funknetznamen aus umliegenden Locations wie Apple Store, Hugendubel, Swarowski, Ludwig Beck, o₂, Presseclub und Rathaus. Die stärksten Signale kamen auch hier aus dem „M-WLAN Free WiFi“: Auf Anhieb kamen 2014 knapp 50 MBit/s im Download und gut 37 MBit/s im Upload, bei Pings von 11 bis 13 ms. Was will man mehr? Dieses Funknetz war im Test schneller als jeder VDSL-50-Festnetzanschluss.

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Marienplatz 2014: Der Fischbrunnen ist ein beliebter Treffpunkt für Verabredungen. (Bild: Harald Karcher)]]

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Die ersten fünf Zeilen der Tabelle zeigen einige der WiFi-Netze, die das 11n-Funkmodul des Dell-Laptops auf dem Marienplatz erkannte. Die weiteren 29 Zeilen listen einige der Netze, die der externe 11ac-Netgear-USB-Stick aufspürte. (Bild: Harald Karcher)]]

Smartphone-Test 2015

Die Nachmessung 2015 mit dem LG G3 hatte gemischte Ergebnisse: Die Ping-Zeiten waren etwas besser als im Sommer 2014, die Download-Upload-Durchsatzraten hatten sich dagegen verschlechtert: Während wir im Sommer 2014 am Fischbrunnen noch 40 bis 50 MBit/s messen konnten, waren es im April 2015 nur noch 10 bis 15 MBit/s. Allerdings lagen die Ping-Zeiten 2014 hier bei sehr guten 11 bis 13 und anno 2015 sogar bei exzellenten 7 ms.

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Mit dem bloßen Auge erkennt man das „M-WLAN Free WiFi“ auf den Kanälen 1, 6 und 11, in harter Luftkonkurrenz zu anderen WiFi-Anbietern von „Swarowski_Guest“ auf Kanal 1 bis hin zu „FCBayern“ auf Kanal 9. (Bild: Harald Karcher)

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Marienplatz 2015: Im 5-GHz-Band nutzte das „M-WLAN Free WiFi“ 2015 die WLAN-Kanäle 100, 104, 132 und 136. Wie man in dieser 5-GHz-Teilgrafik sieht, stürzen sich noch zwei weitere WLAN-Betreiber auf die M-WLAN-Kanäle 132 und 136. Das ist zwar legal, aber auf Kanal 128 wäre noch mehr „freie Luft“ gewesen. (Bild: Harald Karcher)

Das deutet einerseits auf eine extrem schnelle Anbindung der Funkstationen per Glasfaserkabel hin, andererseits aber auf hohe Speed-Verluste durch Interferenzen, zu dichte Belegung der Kanäle und/oder sehr viele gleichzeitige User im „M-WLAN Free WiFi“. Der Marienplatz ist halt in vieler Hinsicht sehr gefragt und sehr belebt. Hier konzentrieren sich nicht nur die Menschenmassen, sondern auch die Funkwellen. Alleine am Fischbrunnen kamen sich per 2015 etwa 30 WLAN-Zellen nur bei 2,4 GHz in die Quere – mehr als an jedem anderen von uns gemessenen Münchener Platz. Allerdings sind auch 10 bis 15 MBit/s ja immer noch sehr gut, besonders im Upload.

Die Messwerte auf dem Marienplatz sind außerdem nicht zu jeder Tageszeit und auch nicht an jeder Stelle des großen Platzes immer gleich gut. Messungen vor der Buchhandlung Hugendubel waren hier zwar im Durchsatz besser, aber in den Ping-Zeiten schlechter als vor dem Fischbrunnen. Weil das M-WLAN-Netz am Marienplatz von mindestens vier verschiedenen WLAN-Access-Points auf jeweils mehreren Kanälen bei 2,4 GHz und bei 5 GHz versorgt wird, kommt es drauf an, wie günstig man gerade steht und in welcher der vielen WLAN-Zellen man gerade surft.

Serie: Public WLAN in München
Teil 1 sucht sich das Equipment zusammen und beginnt mit der Messung am Odeonsplatz. Teil 2 zieht weiter zu den Hotspots an Marienplatz, Karlsplatz und am Sendlinger Tor. Teil 3 vergleicht die Messungen 2014 und 2015: Engstellen dürfte es auch in Zukunft kaum geben.

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WLAN-Messung mit dem Laptop am Karlsplatz 2014. (Bild: Harald Karcher)

M-WLAN am Karlsplatz

Laptop-Test 2014

Der Karlsplatz, seit Jahrhunderten von den Münchenern lieber „Stachus“ genannt, gehört zu den meistfrequentierten Treffpunkten der Bayern-Metropole. Direkt darunter liegen die Stachus Passagen, laut Stadtportal das größte unterirdische Einkaufszentrum Europas. Hier gibt es, oben wie unten, fast immer sehr viele Menschen mit sehr vielen Surfgeräten.

Wir fanden oberirdisch, direkt an den Rolltreppen, schon 2014 weit mehr als 20 WLAN-Netze. Am stärksten strahlten hier drei 11g-Access-Points von Cisco Systems und ein 11n-AP von Ruckus Wireless, alle vier auf 2,4 GHz. Nicht ganz so stark funkten mehrere 11n-Sender mit den identischen SSID-Namen „M-WLAN Free WiFi“ sowohl bei 5,6 als auch bei 2,4 GHz.

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Am Stachus fanden wir 2014 ein Sammelsurium an offenen und verschlüsselten WiFi-Netzen. Das M-WLAN der Stadt München gehörte dabei zu den stärksten und stabilsten. Zudem ist es für den Benutzer kostenlos. (Bild: Harald Karcher)

Neben einer Vielzahl weiterer Anbieter fanden wir am Stachus, wie auf allen großen Münchener Plätzen, des Öfteren diverse WLAN-Handy-Hotspots von Passanten, die aus privaten Smartphones der Marken Apple, HTC, LG, Samsung und Sony heraus funkten. Einige Leute hatten sicher nur vergessen, ihren Handy-Hotspot abzuschalten; andere nutzten ihn vielleicht gerade aktiv.

Unsere Speed-Messungen im kostenlosen München-WLAN brachten 2014 am Karlsplatz 41 bis 48 MBit/s im Download und 27 bis 28 MBit/s im Upload, bei zackigen Ping-Zeiten von 11 bis 12 ms. Sehr schön!

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Karlsplatz 2015: Hier maßen wir den Speed des München-WLAN 2015 mit einem LG-G3-Smartphone über den Rolltreppen. (Bild: Harald Karcher)

Smartphone-Test 2015

Die zeitliche Entwicklung am Stachus war ähnlich wie am Marienplatz: Die Nachmessung 2015 mit dem LG G3 ergab etwas bessere Ping-Zeiten als im Sommer 2014, die Durchsatzraten hatten sich dagegen etwas verschlechtert: Zwischen M-WLAN und LG G3 kamen typische Werte um die 25 MBit/s bei Download und Upload zustande. Besonders schön sind die rasanten Reaktionszeiten um die 8 ms: Da kann die Glasfaser nicht weit vom WiFi-Access-Point entfernt sein.

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Karlsplatz 2015: Wie man sieht, funkt die Telekom u.a. auf Kanal 4. Gut so, der Klügere gibt nach. (Bild: Harald Karcher)

Allerdings verschlechterten sich die exzellenten Pings am Karlsplatz manchmal auch bis auf 100 ms. Vielleicht kommen sich auf dem Stachus schon zu viele WLAN-Zellen und WLAN-User in die Quere. So erkannten wir im 2,4-GHz-Band 23 WLAN-Zellen: Auf Kanal 11 kämpfte z.B. das „M-WLAN Free WiFi“ mit fünf weiteren SSID-Anbietern um den gleichen Luftraum. Wenn sich aber alle WLAN-Betreiber nach klassischer Lehrbuchweisheit auf die Kanäle 1 und 6 und 11 stürzen, dann wäre es klüger, auch mal Kanal 3 oder 4 bzw. 8 oder 9 zu nutzen. Im 5-GHz-Band nutzte das M-WLAN 2015 offenbar nur den Kanal 132. An den Kanälen 132 und 140 konnte man gut sehen, dass sich auch im nicht so übervölkerten 5-GHz-Band mehrere Betreiber auf den gleichen Luftraum stürzen, anstatt einander auszuweichen.

Vielleicht gibt es auch noch andere, temporäre Funkstörer. Die Glasfaseranbindung ist am Stachus sicher nicht der Engpass.

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Sendlinger Tor München 2014: Links mittig im Grünen sieht man gleich neben dem blauen U-Bahn-Zeichen einen schwarzen WLAN-Access-Point und eine schwarze Überwachungskamera. Falls jemand den hässlichen WiFi-Strahler klauen will, wird er auch gleich dabei gefilmt. (Bild: Harald Karcher)

M-WLAN am Sendlinger Tor

Smartphone-Test 2015

Etwas anders stellt sich die Lage am Sendlinger Tor dar. Hier tummeln sich nicht so viele Menschen wie am Marienplatz oder am Karlsplatz. Trotzdem war die WLAN-Luft 2015, besonders im 2,4-GHz-Band, bereits arg überfüllt.

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Mit dem bloßen Auge erkennt man das M-WLAN auf den Kanälen 1 und 6, in harter Luftkonkurrenz zu anderen WiFi-Anbietern. (Bild: Harald Karcher)

Die Ping-Zeiten waren deutlich besser als im Sommer 2014, aber auch die Download-Upload-Durchsatzraten hatten sich stark verbessert. Das liegt allerdings an der Ausgangsmessung: Per Sommer 2014 tröpfelten am Sendlinger Tor „nur“ ca. 5 MBit/s aus dem München-Gratis-WLAN auf das LG G3. 2015 kamen bereits Werte um die 40 MBit/s, und das in beide Richtungen. Die rasanten Reaktionszeiten um die 8 ms zeigen, dass auch hier die Glasfaser-Anbindung nicht weit vom WiFi-Access-Point entfernt sein kann.

Im 5-GHz-Band nutzte das M-WLAN 2015 die WLAN-Kanäle 100, 116 und 132. Am Band 100 war auch am Sendlinger Tor gut zu sehen, dass sich auch im nicht so übervölkerten 5-GHz-Band schon mehrere WLAN-Betreiber auf den gleichen Kanal stürzen.

Teil 3 dieser Serie fasst aus den Testergebnissen die wichtigsten Schlussfolgerungen für Kommunen und Unternehmen zusammen. Außerdem gibt es praktische Tipps für Anwender und Netzbetreiber.

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