Fallen für Existenzgründer: Woran die meisten Existenzgründer scheitern

An ihrer Überzeugung. Die ist wichtig und notwendig, tatsächlich verstehen Starter ihre eigentliche Arbeit in der Regel gut. Sich damit selbstständig zu machen, ist jedoch eine andere Sache. Damit es dennoch klappt, beschreibt Torsten Montag die sieben häufigsten Fehler bis zur Gewerbeanmeldung.

Augen auf und durch!

Von Torsten Montag, gründerlexikon.de

Im Licht der Wirklichkeit betrachtet begehen Geschäftsstarter immer wieder dieselben Fehler. Vor allem neigen sie dazu, alles auszublenden, was die angestrebte Selbstständigkeit gefährden könnte. So kommt es, dass die Existenzgründer selber ihre Fehler in den meisten Fällen gar nicht mehr wahrnehmen, da sie mit der sprichwörtlichen rosa Brille durch die Welt laufen.

Wer dann scheitert, hat – hart gesagt – sein Ziel doppelt verfehlt: Was er hartnäckig verfolgt hat, ist nicht erreicht; und das Geschäft, das er stattdessen erfolgreich hätte führen können, hat er nicht versucht. Darum sind hier die sieben häufigsten Fehler bis zur Gewerbeanmeldung. Damit Sie sie bitte nicht begehen.

Die sieben häufigsten Fehler

Der Beratungsfehler

Der Beratungsfehler zielt auf das Phänomen der Kernkompetenz. Diese besagt: Der Existenzgründer soll nur das machen, was er am besten kann – und das ist gerade sein Geschäft, seine Dienstleistung oder sein Handwerk, samt Wareneinkauf, Fakturierung, Mahnwesen und dem Kontakt zu anderen Unternehmen oder Lieferanten sowie die Kundenakquise. Das Ziel lautet eindeutig: Der Unternehmer soll seinen Umsatz sowie die Rendite, also seinen Gewinn steigern. Alle anderen Ziele sind dagegen irrelevant oder zumindest nebensächlich.

Die steuerliche oder juristische Beratung, z.B. die Wahl der richtigen Rechtsform des Unternehmens oder das Aufsetzen von Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) gehört nicht zu den Aufgaben, die ein Gründer besonders gut beherrscht. Daher sollte er sich dafür einen Rechtsanwalt oder Steuerberater nehmen, auch wenn dieser pro Stunde mehr Geld haben möchte, als der Existenzgründer derzeit selbst verdient.

Der Geschäftsideeanalysefehler

Dieser Fehler resultiert u.a. aus dem Beratungsfehler. Geschäftsidee und Geschäftskonzept sollten vor der Existenzgründung von einem Fachmann geprüft werden, um eventuelle Fehler zu beseitigen oder das Konzept diesbezüglich zu ändern. Dazu gehört auch die Bewertung der Geschäftsidee sowie ein Vergleich des Gründerunternehmens mit gleichartigen und gleichwertigen Unternehmen der Branche im selben Einzugsgebiet.

Der Marktforschungsfehler

Auch wenn das Wort sehr betriebswirtschaftlich und abgehoben klingt, sollte jeder noch so kleine Existenzgründer in seinem Bereich eine Marktanalyse vor der Existenzgründung betreiben. Und auch dazu kann er die Hilfe eines Unternehmensberaters oder Existenzgründungsberaters in Anspruch nehmen. Selbstverständlich bieten auch öffentliche Einrichtungen wie Kammern oder Fachverbände zusätzliche Informationen.

Nicht zuletzt kann der Marktforschung auch durch den bloßen Preisvergleich oder Angebotsvergleich genüge getan werden. Bei der Marktanalyse gilt immer das Motto: Wenig zu tun ist besser als gar nichts zu tun. Die Marktforschung dient vorrangig der Bestätigung oder Widerlegung der Geschäftsidee aufgrund von ermittelten Daten und Zahlen.

Der Abstimmungsfehler

Nachdem die Geschäftsidee gefunden wurde und der Markt mit samt der Konkurrenz analysiert wurde, kann es vorkommen, dass aufgrund der Marktstudie die Geschäftsidee verworfen werden müsste. Und genau darin liegt der Fehler: Aufgrund der erhobenen Daten gestehen sich die meisten Existenzgründer nicht ein, dass die jetzige Geschäftsidee nicht tragfähig ist.

Analysieren und suchen Sie lieber ein oder zwei Monate länger nach einer geeigneten und mit Marktforschungsdaten unterlegten Geschäftsidee, bevor sie voreilig und unüberlegt anmelden!

Der Investitionsfehler

Anschaffungen zum falschen Zeitpunkt oder in der falschen Höhe führen zu unnötigem Kapitalbedarf. Gerade bei der Erstanschaffung des Warenbestandes wird ein unnötig hoher Lagerbestand aufgebaut, der bei falscher Kalkulation oder sogar beim falschen Produkt sehr schwer oder gar nicht mehr absetzbar ist. Auch so genannte Prestigeanschaffungen, etwa der große Geschäftswagen, das Luxusbüro in der Innenstadt mit Blick auf den Fluss oder übermäßig viele Angestellte, die zum Zeitpunkt der Einstellung noch gar keine Arbeit in der Firma finden, belasten das Geschäftskonto unnötig. Ebenso ist die Entscheidung, ob neue Wirtschaftsgüter oder gebrauchte Gegenstände angeschafft werden, ein Kriterium, das die Höhe der Investitionen maßgeblich beeinflusst.

Der Controlling-Fehler

Ein fehlendes Controlling oder eine ungenügende Kalkulation aufgrund von Zeitmangel kann bei Existenzgründern sehr häufig beobachtet werden. Der Gründer ist der Meinung, die notwendigen Einkaufs- und Verkaufskalkulationen im Kopf durchführen zu können. Fehlende Zeit wegen der typischen Anlaufschwierigkeiten der Existenzgründung führt häufig zur Vernachlässigung der notwendigen Kalkulationen. Aber gerade dieses Controlling ist die Voraussetzung für die Verbesserung des Absatzes sowie einer wettbewerbsfähigen Strategie im Handel.

Der Zeitmanagementfehler

Einer der häufigsten, zugleich umfassendsten und schwersten Fehler eines Existenzgründers wird nicht nur im Vorfeld der Existenzgründung begangen: Die richtige Einteilung des Tages, die Auswahl und Erledigung der wichtigsten Aufgaben zu koordinieren und zu planen, stellt offenbar fast alle Existenzgründer vor ein Problem. Plötzlich werden kleine und unwichtige Aufgaben zu Weltproblemen, die auf jeden Fall sofort gelöst werden müssen. Existenzsichernde Aufgaben jedoch werden Tag um Tag, Woche um Woche verschoben. Eine Koordination der Abläufe, Aufgaben und Tätigkeiten des Gründers sollte im Vorfeld durch die Erstellung einer Checkliste zur Existenzgründung mit einem Gründungsberater durchgeführt werden.

Serie: Innovations- und Gründerzentren
Der Einführungsbeitrag gibt eine erste Übersicht für Gründer und Start-ups. Dabei interessiert auch die Frage, wie sich die Locations auf den eigenen Erfolg und die Karriere auswirken. Teil 1 stellt dann konkrete Beispiele aus Berlin, Hamburg und anderen Orten im deutschen Norden und Osten vor. Teil 2 reist nach Köln, Dortmund, Mainz und Gummersbach, um die Technologiezentren an Rhein und Ruhr zu sichten. Überraschungen hat auch der Südwesten parat, von dem Teil 3 berichtet – aus Darmstadt und Stuttgart ebenso wie aus dem beschaulich-umtriebigen Bad Orb. Teil 4 geht schließlich in den Postleitzahlenbereich 8 und 9 nach Bayern und Thüringen: Auch außerhalb von München bekommen Gründer gute Unterstützung. Sonderbeiträge geben außerdem Auskunft über die Innovations- und Gründerzentren in Österreich und die dortige Start-up-Szene.

Fazit: Auf Fachleute hören

Die schlechte Nachricht: Existenzgründer sind notorisch stur. Sie haben ihre Vision im Blick und denken nur an zukünftige Tätigkeiten, Kontakte und Aufgabenbereiche – so dass sie oft alles andere vergessen, Familie, Gesundheit und die betriebswirtschaftlichem Grundsätze. Die gute Nachricht: Es gibt gerade für kleinere Starter etliche seriöse und fachlich versierte Beratungsangebote. Die gilt es wahrzunehmen, bei der Arbeitsagentur ebenso wie von den Kammern oder der KfW.

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Schwarz auf Weiß
Eine ausführliche Darstellung für den Mittelstand gibt Dr. Jürgen Kaack im Ratgeber „Unternehmen gründen. Von der Idee bis zur Kapitalbeschaffung“, den Sie online im Pressezentrum des MittelstandsWiki bekommen.

Nützliche Links

Noch mehr Wissenswertes zur Selbstständigkeit erklärt in FAQ-Form das kostenlose E-Book Die häufigsten Fragen zur Existenzgründung des Gründerlexikons.