Datei-Synchronisierung und -austausch

Mit ownCloud die Zusammenarbeit mobilisieren

Von Axel Oppermann, Senior Advisor Experton Group AG

Eine Sorte von Services, die sich nicht nur im privaten Umfeld, sondern auch immer öfter in Unternehmen verbreitet – teilweise ohne Wissen der IT-Abteilung oder Genehmigung der Unternehmensleitung – sind Filesharing- und File-Synchronisierungs­lösungen bzw. Netzwerk­dateisysteme für die Synchronisierung von Dateien zwischen verschiedenen Rechnern und Benutzern. Die Organisation dieser Prozesse erfolgt über spezielle Applikationen für die unterschiedlichen Client-Plattformen (Windows, iOS, Mac OS etc.) oder den Browser, und zwar unabhängig von Hardware-Formfaktoren (Pad, Smartphone, Notebook etc.).

Medial und und im allgemeinen Bewusstsein ist dieser Markt einerseits von jungen dynamischen Unternehmen geprägt (wie Dropbox oder Box.net), andererseits von etablierten Größen der IT-Industrie wie z.B. Microsoft (mit SkyDrive). Google ist vor kurzem ebenfalls in den Markt eingestiegen und verleiht ihm zusätzlichen Schwung. Aber auch Firmen wie SugarSync oder Sharefile (jetzt bei Citrix) finden zunehmend Freunde.

Open Source mit Business-Diensten

Und auch ein Anbieter mit deutschen Wurzeln ist auf dem besten Weg, den Markt zu erobern: ownCloud. Die Open-Source-Suite stellt zunächst nur einen ortsunabhängigen Speicherbereich für Daten zur Verfügung. Laut ownCloud setzen bereits mehr als 400.000 Anwender die kostenlose Software ownCloud ein, um Adressen, Termine, Bookmarks, Office-, Foto- und Musikdateien zu verwalten und mit ihren verschiedenen Endgeräten zu synchronisieren. Nun hat das Projekt außerdem einen kommerziellen Dienst hervorgebracht, der mit zusätzlichen Services und Leistungen die Bedarfe der Unternehmen abdecken soll. Dieses Angebot erweitert die kostenlose Version u.a. um Desktop-Clients und mobile Apps. Besonderer Wert wird dabei auf die Belange der IT-Abteilungen und die Interessen und Wünsche der eigentlichen Endanwender gelegt.

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Axel Oppermann berät seit über 17 Jahren als IT-Markt­analyst Technologie­unternehmen in Strategie- und Marketing-Fragen. Er arbeitet beim Beratungs- und Analysten­haus Avispador, schreibt für diverse Blogs, Portale, Fach­zeitschriften und kommentiert in diversen Bewegt­bild­formaten aktuelle Themen sowie den Markt. Als Gesprächs­partner für Journalisten und Innovatoren bringt Axel erfrischend neue Ansichten über das Geschehen der digITal-Industrie in die Diskussion ein. Seine viel­fältigen Erkenntnisse gibt Axel in seinen kontroversen, aber immer humor­vollen Vorträgen, Seminaren, Work­shops und Trainings weiter. Seine Themen: Digital & darüber hinaus.

Geschäfts- und Privatdaten getrennt

OwnCloud lässt sich auf den eigenen Servern einsetzen und unterstützt derzeit u.a. die Protokolle WebDAV und CalDAV. Der Server kann an vorhandene Directories wie LDAP oder Active Directory angebunden werden, was eine effiziente Verwaltung der Nutzer und Gruppen ermöglicht. Die Übertragung der Daten zwischen Server und Client erfolgt verschlüsselt.

Aber auch der Betrieb bei einem Service Provider ist möglich, so dass der IT-Abteilung die Wahl bleibt, auf welche Weise sie den Dienst je nach den eigenen Bedürfnissen einrichten möchte. Außerdem wird der meist intern geführten Diskussion um die Anforderungen von Datenschutz und Datensicherheit Rechnung getragen, ohne dass man auf die benötigten Services verzichten müsste.

Anwender können den Service klassisch über den Desktop nutzen (unterstützt werden Mac, Linux und Windows) oder auf ihren mobilen Geräten. Gegenwärtig unterstützt die Software Android; die App für iOS befindet sich momentan noch im geschlossenen Beta-Stadium und wird in den kommenden Wochen verfügbar sein.

Neben diesen Zugriffsoptionen ist für Anwender insbesondere das klug geregelte Management von privaten und geschäftlichen Daten interessant: Das Single-Interface macht es möglich, zwischen Business- und Privatdaten zu unterscheiden und sie entsprechend zu orchestrieren. Mit anderen Worten: Der Zugriff auf unterschiedliche Server – die physikalisch getrennt sein können – ist damit aus einer für den Anwender bequemen Umgebung heraus möglich.

Referenzkunden
Ein Unternehmen, das sich für ownCloud entschieden hat, ist der in Hannover ansässige Service Provider net.de. Die Kombination aus dem „nahen“ (nationalen) Rechenzentrum, die Erfahrung im Hosting und mit Services sowie ownCloud sollen hier einen Mehrwert für Anwender bringen. Weitere Partner sind u.a. B1-Systems oder dass-IT. Insgesamt kooperiert ownCloud gegenwärtig (Stand: Mai 2012) mit 18 Solution Providern.

Mit Datenschutz punkten

Beim Marktangang setzt ownCloud umfassend auf den IT Channel als indirekten Vertriebskanal. Und so wichtig der Channel für ownCloud ist, so interessant sind im Gegenzug die Services für den Channel. Insbesondere national oder lokal orientierte Hoster können ihren Kunden, bei denen sie Bedarf an Filesharing- und File-Synchronisierungslösungen ausmachen, mit ownCloud geeignete Services anbieten. Gegenüber Unternehmen wie Dropbox oder Box.net haben sie bei der Marktansprache v.a. in puncto Datenschutz und Datensicherheit gute argumentative Vorteile. Auch können sie sie durch zusätzliche Dienste monetarisieren. Integratoren und Berater bekommen durch den dualen Ansatz die Möglichkeiten, ihre Kunden umfassender zu unterstützen und bei möglichen Migrationsprojekten zu begleiten. Darüber hinaus können sie durch Ergänzungen – z.B. für einfache Workflows – zusätzliche Mehrwerte erbringen.

Fazit: Markt in Bewegung

Unternehmen wie Dropbox haben einen Markt geschaffen, in dem sie bis dahin latente Bedarfe der Anwender adressiert haben. Die Organisation und der Austausch von Daten – sei es im privaten oder geschäftlichen Umfeld – zwischen Geräten und Menschen hat ein enormes Potenzial, das gerade erst geweckt wird. Quasi wöchentlich steigt die Zahl der Anbieter oder Services. Aktuell geht die Experton Group davon aus, dass eine Konsolidierung in ca. zwölf bis 15 Monaten fällig ist. Es gilt deshalb, jetzt auf offene und zukunftsfähige Konzepte zu setzen.

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