Elektromobilität: Wer sagt, dass Elektrofahrzeuge immer Autos sind?

Ein Umstieg auf neue Antriebsarten ist unausweichlich. Die Bundesregierung hat diese Dringlichkeit erkannt und die Elektromobilität fest in ihren Plänen zu Klimaschutz und Energiewende verankert – allerdings, so die Kritik von Thomas Grübel, mit einem folgenschweren Fehler: Elektroroller bleiben außen vor.

Und ganz vorne fährt ein Elektroroller

Von Thomas Grübel, GOVECS GmbH

Das Thema Elektromobilität ist politisch derzeit so präsent und viel diskutiert wie lange nicht mehr: Der Bundesrat hat dem Elektromobilitätsgesetz (EmoG) grünes Licht gegeben, Sigmar Gabriel den neuen Förderschwerpunkt IKT für Elektromobilität angekündigt und eine BMWi-Studie bescheinigt Elektrofahrzeugen nun ganz offiziell deren Wirtschaftlichkeit. Zukunftsforscher Lars Thomsen vergleicht die Technologie gar mit selbst gemachtem Popcorn: Zuerst passiere lange nichts im Kochtopf, bevor es wild zu ploppen beginne. „Das Öl ist schon heiß“, so Thomsen auf der Hauptstadtkonferenz Elektromobilität. Uns erwartet also schon bald ganz großes Kino – so scheint es.

Die Sonderprivilegien, Förderschwerpunkte und Modellregionen der Bundesregierung sind ein in der Tat wichtiger Schritt – haken jedoch an ganz entscheidender Stelle: Sie berücksichtigen nicht alle Facetten der Elektromobilität und ignorieren strombetriebene Zweiräder leider völlig. Es macht den Anschein, als sei der Begriff „Elektrofahrzeug“ zu einem Synonym von „Elektroauto“ geschrumpft. Dabei sind gerade Elektroroller wahre Multitalente.

Einsatzszenarien: Lieferservices, Logistik, Pflegedienste …

Elektroroller sind hervorragende Nutzfahrzeuge und bieten sowohl im Vergleich zur spritbetriebenen Variante als auch zum Elektroauto entscheidende Vorteile: Da sie keine Abgase produzieren, sind ihnen auch Fahrten innerhalb von Gebäuden und Lagerhallen erlaubt, was die Logistik auf großen Werkanlagen immens vereinfacht. Kurier- und Lieferdienste sind in der Lage, ihren Service rund um die Uhr anzubieten, da sich Elektroroller geräuschlos fortbewegen und die gesetzlich festgelegten Ruhezeiten nicht berühren. Hiervon profitieren auch Pflegedienste, die ihre Patienten auch spät nachts noch versorgen können, ohne die Anwohner mit Motorenlärm zu belästigen.

Aber auch Handwerksunternehmen bieten Elektroroller etliche Vorteile, z.B. als kostengünstiges Fahrzeug für Service und Kundendienst. Dank der kompakten Größe ist auch die Parkplatzsuche kein Problem: Lieferdienste können ihre Waren zügig übergeben und Pflegedienste ihr Zeitbudget ausschließlich für die Patienten verwenden.

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Thomas Grübel ist Gründer und CEO der GOVECS GmbH. Er ist seit mehr als 14 Jahren mit der Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Elektrorollern vertraut. Seit 2009 entwickelt und produziert das deutsche Unternehmen mit Sitz in München Elektroroller. Als Premium-Anbieter fertigt GOVECS für seine B2B-Kunden auch individuelle Lösungen, und das weltweit. Denn Grübel hat GOVECS von Anfang an auch in internationalen Märkten gut aufgestellt und so vertreibt das Unternehmen seine Produkte heute in 17 Ländern. Die wichtigsten Absatzmärkte sind die Benelux-Länder, Deutschland, Frankreich und Spanien.

Die Elektrofahrzeuge von GOVECS wurden 2013 zum dritten Mal in Folge mit dem Award European e-Scooter of the Year ausgezeichnet. Zum zweiten Mal in Folge konnte das Unternehmen 2012 den eCarTec-Award entgegennehmen.


GOVECS GmbH, Grillparzerstraße 18, 81675 München, Tel.: 089-4110977-0, info@govecs.com, www.govecs.de

Praxisbeispiel: Kostenargument im Unternehmensfuhrpark

Ein Unternehmer, der bereits erfolgreich auf Elektroroller im Fuhrpark setzt, ist Thomas Streit-Rodriguez. Er betreibt mehrere Subway-Filialen in Berlin und wäre fast am Konzept Lieferservice gescheitert. Zu Beginn fuhr er seine Gerichte mit dem Auto aus, realisierte allerdings schnell, dass die Kosten pro Kilometer zu hoch waren, was das Geschäft wenig profitabel machte. Also änderte Streit-Rodriguez sein Konzept. Er liefert nun per Elektroroller Sandwichplatten an die umliegenden Unternehmen. Pro Fahrt ist damit ein Mindestumsatz von 75 bis 80 Euro garantiert. Die Kosten für den Strom, der pro Auslieferung verbraucht wird, belaufen sich auf geringe 10 Cent. (Mit einem Benziner käme die Auslieferung auf 56 Cent.)

Dieses Praxisbeispiel, das die Wirtschaftlichkeit strombetriebener Zweiräder gut veranschaulicht, ist auf nahezu jeden Unternehmensfuhrpark übertragbar. Generell lassen sich mit einem Elektroroller bei 200 gefahrenen Kilometern pro Tag monatlich rund 400 Euro einsparen (1,60 Euro/Liter Benzin, 0,22 Euro/kWh). Die höheren Anschaffungskosten amortisieren sich dadurch schnell.

Darüber hinaus hat ein Elektromotor kaum Verschleißteile. Die Folgekosten für die Wartung sind daher im Vergleich zum Benzinroller sehr gering und bei Herstellern, die langlebige Komponenten verbauen, fast zu vernachlässigen.

Fazit: Elektroroller gehören ins Mobilitätskonzept

Der Einsatz strombetriebener Zweiräder ist in vielerlei Hinsicht sinnvoll. Auch technologisch sind wir in Deutschland bestens aufgestellt. Was wir brauchen, ist eine stärkere öffentliche Wahrnehmung und Akzeptanz – vor allem auf politischer Ebene. Die Bundesregierung begeht meines Erachtens einen folgenschweren Fehler, indem Sie strombetriebene Zweiräder in ihren Aktivitäten nicht berücksichtigt: Sie hemmt so die Durchsetzung der neuen Technologie im Alltag und verbaut einen kostengünstigen und unkomplizierten Einstieg in die Elektromobilität.

Es bleibt zu hoffen, dass hier ein baldiges Umdenken stattfindet, ansonsten bliebe das immense Potenzial strombetriebener Zweiräder zum wiederholten Male ungenutzt. Denn ein durchdachtes und zukunftsfähiges Mobilitätskonzept ist nur unter Berücksichtigung und im Zusammenspiel aller Elektrofahrzeuge möglich.

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