Gesprächsführung

Es ist so, wie Sie sagen

Von Sabine Prohaska, seminar consult prohaska

Was haben der Barack Obama und Bob der Baumeister gemeinsam? Beide wissen um die motivierende Kraft der Worte. So kennt fast jedes Kind Bobs Ausruf „Yo, wir schaffen das!“. Und wir alle kennen Obamas Wahlslogan „Yes we can!“. Er versetzte damit Millionen US-Bürger in eine Auf- und Umbruchstimmung und motivierte sie, ihn zum Präsidenten zu wählen. Worte spiegeln unser Denken wider; zugleich beeinflussen sie unser Denken. Deshalb sollten wir sie gezielt wählen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Leider strahlt nicht jeder Mensch eine so motivierende und inspirierende Zuversicht aus. Immer wieder begegnen wir Miesepetern und Schwarzsehern, die uns mit ihren Worten regelrecht „runterziehen“ – oft ohne, dass wir es unmittelbar merken. Achten Sie einmal in Gesprächen mit Kollegen und Vorgesetzten darauf, welche Worte und Formulierungen sie gebrauchen. Dann merken Sie schnell: Manche Menschen saugen ihren Gesprächspartnern mit ihren Worten regelrecht die Kraft und Zuversicht aus den Knochen und andere bauen auf.

Chancen, Risiken, Lösungen

Ob jemand eher zu den Schwarzsehern und Bedenkenträgern zählt oder zu den Menschen, die mit Zuversicht ihre Arbeit angehen, hängt weitgehend vom Selbst- und Weltbild ab. So gibt es z.B. notorische Negativdenker, die stets nur die Schwierigkeiten sehen; ihnen fällt immer zuerst ein, warum etwas schlecht ist oder nicht geht. Anders ist dies bei den Möglichkeitsdenkern; sie denken in schwierigen Situationen: „Irgendwie schaffe ich das schon – selbst wenn ich noch nicht weiß wie“. Solche Personen haben statt der Probleme die mögliche Lösung im Visier. Außer den Risiken sehen sie auch die Chancen; sie können andere Menschen motivieren und inspirieren.

Worte schaffen Tatsachen

Negativdenker erkennt man oft erst auf den zweiten Blick. Denn eigentlich klingen ihre Aussagen positiv – z.B. weil sie auf Seminaren gelernt haben, dass man andere Menschen auch mal loben sollte. Doch leider sind ihre Aussagen gespickt mit den beiden Worten „nicht“ und „kein“. Deshalb erzeugen sie beim Gegenüber oft just die gegenteilige Wirkung.

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Sabine Prohaska ist Inhaberin des Trainings- und Beratungsunternehmens seminar consult prohaska, Wien. Sie ist u.a. Autorin der Bücher „Erfolgreich im Training – Praxishandbuch“ und „Coaching in der Praxis: Tipps, Übungen und Methoden für unterschiedliche Coaching-Anlässe“. Auf der Webseite ihres Unternehmens können Interessierte ein kostenloses E-Book zum Thema Anker-Strategie anfordern.


seminar consult prohaska e.U., Märzstraße 55/13, A-1150 Wien, Tel. +43 664-3851767, prohaska@seminarconsult.at, www.seminarconsult.at

Dass die sprachliche Verpackung bedeutsam für die Wirkung von Aussagen ist, beweisen sogar medizinische Studien. Sie belegen z.B., dass die Wirksamkeit eines Medikaments in der Schmerztherapie davon abhängt, mit welchen Worten der Arzt es dem Patienten verabreicht. Sagt er „Versuchen wir es halt mal damit – vielleicht hilft es ja“, dann ist Wirkung niedrig. Sagt er hingegen „Mit diesem Medikament haben schon viele Patienten positive Erfahrungen gemacht. Das verschafft ihnen sicher Linderung“, dann betonen viele Patienten: Es wirkt!

Eine Welt der Möglichkeiten

Mit Ihren Worten beeinflussen Sie Ihre eigene Motivation und Zuversicht sowie die anderer Menschen – und somit auch die Erfolgsaussichten. Es wirkt z.B. ganz anders, wenn ein Verkäufer statt „Unser Laden ist nicht vor 10 Uhr geöffnet“ zum Kunden sagt: „Wir sind ab 10 Uhr für Sie da.“ Ebenso verhält es sich in Mitarbeitergesprächen. Eine Führungskraft kann einen Mitarbeiter im Handumdrehen demotivieren („Sie haben Ihre Ziele nicht erreicht“). Sie kann ihn aber auch motivieren: „Sie haben schon 80 % Ihrer Zielvorgabe erreicht. Lassen Sie uns überlegen, wie Sie auch die restlichen 20 % noch schaffen.“

Nachfolgend finden Sie einige Beispiele für Worte, die Sie liebe häufiger bzw. seltener verwenden sollten, weil sie entweder Energiespender oder -killer sind.

Aber

„Ja, aber …“ raubt Energie. Das Wort „aber“ ist ein häufig genutzter Impulskiller. Sehr oft sagen Menschen z.B. „Das möchte ich machen, aber …“ Ein typisches Beispiel hierfür ist die Aber-Nachbarin, zu der Sie sagen: „Hallo, heute ist ein schöner Tag. Gehen wir in den Park?“ Sie erwidert: „Ja, aber der Wetterbericht hat einen Regenschauer vorhergesagt.“

Wenn Sie selbst die Tendenz zum Aber-Menschen haben, versuchen Sie einmal, Ihre Sätze ohne das Wörtchen „aber“ zu formulieren. Denn das, was wir im Aber-Nebensatz hinzufügen, löscht das Positive, das wir zuvor gesagt haben, sozusagen aus.

Noch

„Noch“ schafft Energie. Oft treffen wir absolute Aussagen; wir sagen z.B.: „Ich weiß nicht, wie das geht.“ Fügen Sie in diese Sätze das Wort „noch“ ein. „Ich weiß das noch nicht“ klingt und wirkt viel positiver.

Das Wort „noch“ impliziert, dass Sie etwas können oder wissen werden. Es braucht nur noch etwas Zeit oder zusätzliches Know-how. Es ist immer wieder verblüffend, wie anders ein Satz ankommt, wenn man in ihn das Wort „noch“ einbaut: Automatisch steigen die Zuversicht und die Motivation, etwas zu tun oder auszuprobieren.

Müssen

„Müssen“ macht uns klein: „Ich muss heute pünktlich weg, weil den Zug erwischen muss.“ Das Wort „müssen“ ist ein ganz heimtückischer Vertreter der Gattung demotivierende Worte. Denn permanent etwas müssen, erzeugt Druck. Sagen Sie stattdessen ab jetzt „Ich will …“ oder „Ich möchte …“ oder „Ich werde …“. Sie werden sofort merken, dass Sie sich weniger fremdbestimmt fühlen.

Dasselbe gilt, wenn Sie Menschen als Führungskraft oder Trainer anleiten. Es macht einen kleinen, aber feinen Unterschied, ob Sie zu Ihrem Team sagen „Wir müssen mit den neuen Rahmenbedingungen leben“ oder „Wir machen aus den neuen Rahmenbedingungen das Beste“. Bei der ersten Aussage ist das Team ein fremdbestimmtes Objekt, bei der zweiten ein handelndes Subjekt – deshalb geht es auch selbstbewusster und motivierter ans Werk.

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