Intelligentes Verkehrsmanagement: Wann Verkehrsschilder auf Stauwarnung schalten

Die Digitalisierung hat Deutschlands Straßen längst erreicht. Vernetzte Verkehrsschilder warnen vor Staus und stockendem Verkehr an Baustellen und anderen Hindernissen. Das mobile B.A.S.-Verkehrsmanagementsystem Ilias arbeitet mit Sensoren, die ihre Messdaten per Mobilfunk in Echtzeit durchgeben.

Ilias berechnet den Verkehr vor Baustellen

Von Jan Ungruhe, Palmer Hargreaves

Anfang des Jahres hatte der ADAC wieder einmal einen neuen Negativrekord im Gepäck: Im Jahr 2014 staute sich der Verkehr auf deutschen Autobahnen auf insgesamt 960.000 km – rund 24 Erdumrundungen. Auslöser für den Stillstand sind oft Baustellen, von denen es in den Urlaubsmonaten Juli und August 2014 bundesweit 366 gab. Natürlich gibt es Stauwarnungen. Aber woher weiß die Beschilderung, wann der Verkehr ins Stocken gerät?

Stauwarnung in Echtzeit

Die mobilen Stauwarnanlagen, die man immer öfter auf den Straßen sieht, sind nur ein kleiner Teil eines sehr viel größeren Verkehrsmanagementsystems. Seine Informationen bezieht es von Sensoren, die das Verkehrsaufkommen einige Kilometer vor einer Baustelle messen und die Daten automatisch an den B.A.S.-Server senden. Aus den Daten berechnet das Verkehrsmanagementsystem das aktuelle Verkehrsaufkommen und informiert per LED-Tafel die Autofahrer, falls erforderlich bereits am vorhergehenden Autobahnkreuz, über eine passende Umleitung. Die Datenübertragung läuft über das Mobilfunknetz der Telekom.

Das Konzept kommt vom Verkehrstechnikunternehmen B.A.S. (Baustellen-Absperr-Service), das maßgeblich daran beteiligt ist, dass sich die Stauzeiten auf deutschen Autobahnen verkürzen: „Gemeinsam mit der Firma momatec GmbH aus Aachen sowie einem Hardware-Hersteller haben wir das Verkehrssystem Ilias für temporäre Baustellen entwickelt“, sagt B.A.S.-Vorstand Ralph Goerres. Flexibel gesteuerte LED-Tafeln warnen die Autofahrer in Echtzeit vor stockendem Verkehr und zeigen frühzeitig mögliche Umleitungen an.

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Die B.A.S. Verkehrstechnik AG wurde 1976 gegründet. Gründer Werner Sporleder gilt als Pionier im Bereich der Verkehrssicherung und ist Erfinder des rot-weißen Flatterbands. Das mittelständische Familienunternehmen entwickelt Verkehrssicherungs- und Umleitungskonzepte von kleinen innerstädtischen Sperrungen bis hin zu Großprojekten wie U-Bahn-Bau. B.A.S. ist mit 20 Niederlassungen im gesamten Bundesgebiet Marktführer in der Absperrung und Verkehrsleitung von innerstädtischen Baustellen.


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Leitstelleneinsatz rund um die Uhr

Die Anzeige auf den LED-Tafeln verändert sich vollautomatisch nach zuvor festgelegten Parametern, die zuvor mit der zuständigen Verkehrsbehörde abgestimmt worden sind. Bei Zwischenfällen können B.A.S.-Mitarbeiter schnell eingreifen. „Kippt ein Gefahrguttransporter um oder passiert ein Unfall, gibt uns die Polizei Bescheid und wir bedienen die LED-Tafeln manuell“, erklärt Goerres.

450 B.A.S.-Mitarbeiter sichern in Spitzenzeiten bis zu 4000 Baustellen täglich ab. „Unsere Leitstelle überwacht Ilias 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr. Außerdem stehen Servicetechniker bereit, um Störungen im ganzen Bundesgebiet jederzeit beheben zu können“, sagt Goerres.

Serie: Mobilität 4.0
Der Einführungsbeitrag beginnt in Berlin – die Bundeshauptstadt ist experimentierfreudiger Vorreiter neuer Mobilitätskonzepte. Gute Beispiele meldet der Report auch aus Hamburg und Dresden. Teil 2 begibt sich dann in den Westen nach Nordrhein-Westfalen; dort hat das Zukunftsnetz Mobilität NRW viele Projektfäden in der Hand. Eine wichtige Rolle spielt hier der öffentliche Personennahverkehr, denn immer mehr Verkehrsbetriebe lassen ihre Busse mit Biogas fahren. Teil 3 geht zu den Ursprüngen der Automobilindustrie und sieht sich an, wie sich Baden-Württemberg und insbesondere Stuttgart die Zukunft der Mobilität vorstellen. Teil 4 berichtet aus dem benachbarten Flächenland Bayern, Teil 5 fährt über die Grenze nach Österreich. Außerdem gibt es bereits einen Report zu mobilen Stauwarnanlagen und intelligentem Verkehrsmanagement sowie zu autonomen Schiffen, Wasserstoffprojekten, Business-Bikes, Stadtseilbahnen sowie Lufttaxis und Urban Air Mobility.

MPLS-Verbindung ins Rechenzentrum

Auch von ihren Mobilgeräten können sie über eine geschützte Internet-Verbindung auf das System zugreifen. So instruieren die Operatoren die Techniker bereits auf dem Weg zu einem fehlerhaften Sensor oder einer LED-Tafel, welche Störung vorliegt.

Die Techniker greifen über das Internet auf das Verkehrsmanagementsystem im Telekom-Rechenzentrum zu, das über eine IP-basierte, aber verbindungsorientierte, „getunnelte“ Datenanbindung per MPLS mit der B.A.S.-Zentrale gekoppelt ist. In das Rechenzentrum hat B.A.S. mittlerweile auch andere Systeme wie Microsoft Exchange ausgelagert. Das komplette Management, sämtliche Updates und die Störungsbehebung übernimmt die Telekom. „Um das selbst leisten zu können, müsste unsere IT-Abteilung dreimal so groß sein“, sagt Goerres.

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