Order Convenience: Wo das Internet der Dinge bereits Realität ist

Der Kühlschrank, der selbstständig Milch nachbestellt, hat seine Parallele im Badezimmer: Die auf der letzten CeBIT vorgestellte Gillette-Box kann direkt per Knopfdruck am Apparat neue Klingen nachbestellen. Aber auch in der Warenauslieferung eröffnet die Kommunikation Machine to Machine neue Wege.

M2M macht das Waschbecken zum Warenkorb

Von Diane Schulte, Palmer Hargreaves

Das Badezimmer wird zum Shop: Gillette hat gemeinsam mit dem E-Commerce-Start-up Perfect Shops und der Telekom einen Nassrasierer entwickelt, der auf Knopfdruck neue Klingen online ordert. Die Innovation ist ein Beispiel für das Internet der Dinge, das nun auch im E-Commerce-Bereich Einzug hält.

Neue Klingen auf Knopfdruck

Bücher, Kleidung, Schuhe und Unterhaltungselektronik gehen im Online-Handel wie geschnitten Brot. Nur bei den täglichen Verbrauchsgütern hakt es. Ihre Lebensmittel holen die Verbraucher im Supermarkt in der Nähe, Shampoo, Duschgel und die Scheuermilch in der Drogerie. Die BITKOM-Studie „Trends im E-Commerce“ kennt die Ursachen: Konsumenten gaben als vierthäufigsten Grund an, dass ihnen die Bestellvorgänge für die Alltagsgüter schlicht zu kompliziert sind. Geht es um Waren des täglichen Bedarfs, dann wollen die Kunden nicht erst einen Online-Shop besuchen müssen.

Hier setzt das Trio aus Gillette, Telekom und Perfect Shops an: Die neue Gillette-Box arbeitet mit der Auralink-Technologie. Im Gehäuse befindet sich ein Funkmodul mit einer M2M-SIM-Karte. Auf der Oberseite der Box sitzt ein Knopf mit der Aufschrift „Order“. Gehen die Klingen zur Neige, muss der Kunde einfach mehrere Sekunden lang den Button gedrückt halten. Dann wird die Bestellung über das Mobilfunknetz der Telekom an einen Server von Perfect Shops verschickt. Voraussetzung: Der Nutzer muss sein Gerät einmalig mit den Lieferarten und Zahlungsmodalitäten registrieren lassen.

Versehentliche Bestellungen sind übrigens ausgeschlossen. Denn jeder Kunde erhält erst einmal eine Bestätigungsmail. Nur wenn er dort den Link anklickt, werden die Klingen geliefert.

Unkompliziertes Online-Shoppen

Noch gibt es die Gillette-Box nur als Prototyp. Von der Telekom auf der CeBIT präsentiert, stieß die Innovation aber auf große Resonanz bei diversen Handelspartnern. Denn am direkten Draht zum Verbraucher sind viele interessiert: Die Möglichkeit, alle denkbaren Objekte und Orte miteinander zu vernetzen, verschafft dem E-Commerce neue Spielräume. Wenn die Dinge selbst online sind, müssen die Verbraucher nicht erst den Umweg über mobile Endgeräte nehmen – sie können sich direkt mit den Produkten austauschen.

Machine to Machine (M2M)
Technische Grundlage ist die Machine-to-Machine-Kommunikation, kurz M2M. Vernetzte Geräte tauschen sich dabei untereinander oder mit einer Leitstelle aus. Derzeit werden viele neue Geschäftsansätze getestet, weiß Conrad Riedesel, VP Commercial Management M2M bei der Telekom: „Dabei sehen wir Parallelen zu typischen Vernetzungsszenarien, die wir schon seit Jahren in der Industrie begleiten – beispielsweise die vorausschauende Wartung und die Nachbestellung von Verbrauchsmitteln.“

Ganz praktisch bedeutet dies: Wer nicht gerne Webseiten und Online-Shops durchstöbert und Formulare hasst, der berührt künftig einfach die Produkte, die er benötigt. Und zwar dort, wo sie zum Einsatz kommen: im Badezimmer, in der Küche oder im Hobbykeller.

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Online-Shopper sind notorisch ungeduldig. Die Zustellung soll vor allem schnell geschehen. 20 % wollen deshalb Zeit und Ort der Lieferung selbst bestimmen. (Bild: Deutsche Telekom)

Convenience-Lösungen für den Lieferprozess

Auch Lieferprozesse profitieren von M2M. Den Kunden von Online-Shops soll z.B. künftig die Annahme und Retoure von Paketen erleichtert werden. Aktuell in der Testphase: der PaketButler, den die Deutsche Telekom, DHL, Zalando und Feldsechs gemeinsam entwickelt haben. Dabei handelt es sich um eine Convenience-Lösung für passionierte Homeshopper. Denn die nimmt selbst dann die Päckchen in Empfang, wenn niemand zu Hause ist. Der DHL-Bote legt die Ware einfach in die an der Wohnungstür gesicherte Box – nur er und der Empfänger können den Butler mit einem Sensor öffnen. Dank integrierter SIM-Karte wird der Kunde per Kurznachricht umgehend benachrichtigt, dass sein Paket angekommen ist.

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