Dr. Klaus Langner/1. Interview

Kapitulation vor Ideenklau ist keine gute Idee

Dr. Klaus Langner ist Arzt und Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik zugleich. Nun will er dem Problem der stabilen Langzeitarchivierung digitaler Daten zu Leibe rücken. Seine Lösung: Mikrofiches. Seine Erfindung: eine einfache, leicht handhabbare und kostengünstige Methode zum Auslesen der Daten. Langner wurde bereits in den 1980er-Jahren mit Gründung der ELSA GmbH zum Modem-Pionier und Marktführer. Mittlerweile führt er die eigene CyberCity GmbH. Auf der Suche nach Kooperation für die Patentumsetzung sieht er Netzwerke durchaus kritisch; sie können helfen, sagt er, „können aber auch die Sicht auf die richtigen Partner verstellen.“

MittelstandsWiki: Um was handelt es sich bei Ihrer Erfindung und was ist das Besondere daran?

Dr. Klaus Langner: Es geht um sichere Langzeitarchivierung von Daten. Die Erfindung beschreibt ein Verfahren, Daten, die digital und/oder als fotografische Verkleinerung auf einem Mikrofiche gespeichert sind, so einfach zu handhaben, als handele es sich um eine CD-ROM oder einen USB-Stick. Mikrofiches können die auf ihnen gespeicherten Inhalte bis zu 1000 Jahre speichern.

MittelstandsWiki: Welche Hürden mussten Sie auf dem Weg zur Patentanmeldung überwinden?

Dr. Klaus Langner: Nach Formulierung eines ersten Entwurfs einer Patentanmeldung habe ich ein unabhängiges Gutachten eingeholt, welches die Neuheit und Schutzwürdigkeit meiner Idee attestierte. Danach stand die Aufgabe, mit Hilfe meines Patentanwalts die Anmeldung so auszuarbeiten, dass sie auch formell den [/wissen/Patentverletzung,_Teil_1 Anforderungen der Patentämter] entspricht.

MittelstandsWiki: Viele Unternehmen melden überhaupt keine Patente mehr an, weil ihre Ideen ob mit oder ohne Patentschutz illegal kopiert werden. Was halten Sie von dieser Einstellung?

Dr. Klaus Langner: Nichts. Die Kapitulation vor Ideenklau befördert diesen nur. Das Hinwegsetzen über die Rechte Anderer ist ein Phänomen, das leider auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen zum Trend geworden ist. Leidtragende sind in aller Regel die Schwächeren.

MittelstandsWiki: Wie viel kostet es, eine Erfindung durch ein Patent schützen zu lassen?

Dr. Klaus Langner: Einen fünfstelligen Eurobetrag muss man schon ansetzen. Nach oben gibt es, je nach Gegenstand der Anmeldung und der Zahl der Länder, für die der Patentschutz gelten soll, kaum Grenzen.

MittelstandsWiki: Wie sieht ihre Geschäftsidee aus?

Dr. Klaus Langner: Im aktuellen Fall geht es primär um die Entwicklung eines Lesegeräts für digitale und analoge Mikrofiches. Daher ist es sinnvoll, mit Partnern zu kooperieren, die bereits im Hardwaregeschäft mit DVD-Laufwerken und/oder optischen Scannern positioniert sind. Deren Produktentwicklung würde ich auf Basis eines Lizenzmodells begleiten.

MittelstandsWiki: Haben Sie die Strategie allein entwickelt oder hatten sie Helfer?

Dr. Klaus Langner: Mit einem meiner vorherigen Unternehmen und deren Mitarbeitern habe ich es einst zum Marktführer bei Datenkommunikationsmodems gebracht. Diese Erfahrung war und ist hilfreich.

MittelstandsWiki: Wie kommt man am besten mit potenziellen Partnern ins Gespräch?

Dr. Klaus Langner: Die so genannten „Netzwerke“, früher weniger bemäntelt als „Vitamin B“ bezeichnet, mögen manchmal helfen, können aber auch die Sicht auf die richtigen Partner verstellen. Bei meiner Suche arbeite ich mich von der Konzerntelefonzentrale zum Vorstand für Produktmanagement durch. Diesem lege ich dann meine Präsentation vor, die insbesondere die wirtschaftlichen Chancen und Risiken meiner Idee beleuchtet.

MittelstandsWiki: Welche Forderungen stellen die Geldgeber?

Dr. Klaus Langner: Die von deren Initiatoren gerne gelobte Förderlandschaft Deutschlands fand ich nach einem Abgleich mit der Realität sehr ernüchternd. Ein in Aussicht gestelltes 500.000-Euro-Förderdarlehen eines bekannten Gründerfonds scheiterte, weil man dort nicht bereit war, eine ganz übliche Geheimhaltungsvereinbarung abzuschließen. Wobei mir konkrete Fälle bekannt sind, bei denen vertrauliche Informationen von Mitarbeitern solcher Einrichtungen unbefugt an Dritte weitergegeben wurden.

MittelstandsWiki: Welche Schritte werden Sie jetzt einleiten?

Dr. Klaus Langner: Die bisherige Patententwicklung habe ich aus eigener Kraft getragen. Entscheidend ist, dass sich nun Partner finden, die bei allem Krisengerede bereit sind, ins Risiko zu gehen und die mit einem neuen, wirtschaftlich (und übrigens auch kulturell) sinnvollen Produkt zur Langzeitsicherung von Daten reale Wertschöpfung erzielen wollen. Die Zeit hierfür ist reif.

Das Interview führte Hans Klumbies.