Manufacturing 4.0: Wie integrierte ERP-Systeme die Fertigung vernetzen

Eine straffe Produktion ist heute ohne IT-Unterstützung kaum noch zu leisten. Manufacturing 4.0 heißt das Stichwort für die kontrollierte Steuerung von der Werkstattebene über die Lieferkette bis zur Kostenrechnung. Start-ups und den Mittelstand fahren mit ausbaufähigen Baukastensystemen am besten.

Ein Werk steuern heißt alles wissen

Von Sabine Philipp im Auftrag von Comarch

Der Qualität seiner Produkte und den über Jahre gewachsenen Kundenbeziehungen verdankt so mancher mittelständische Betrieb, dass er im Markt noch Bestand hat. Viele müssen ihre Position aber schon durch empfindliche Einbußen im Preis erkaufen, was normalerweise nicht lange gut geht. Dabei wäre meistens noch Spielraum: in den Abläufen der Produktion selbst. Moderne ERP-Lösungen mit einem hohen Integrationsgrad eröffnen hier ganz neue Möglichkeiten.

Intelligent vernetzte Fertigung

ERP (Enterprise Resource Planning) steht für die umfassende, Software-gesteuerte Planung, Abbildung und Steuerung betrieblicher Prozesse. Meist sind solche Lösungen modular aufgebaut, oft gibt es auch besondere Branchenlösungen. In der Produktion ist das Interesse an ERP-Systemen, die integriert mit Systemen der Shop-Floor-Ebene (wie z.B. MES) ablaufen, zuletzt deutlich gestiegen. Erwin Schiffer spricht daher von „Manufacturing 4.0“: „Im Grunde geht es um die ‚Informatisierung‘ der gesamten Fertigungsebenen“, erklärt der Branchenmanager Hightech, Elektronik und Laser bei Comarch Software und Beratung AG.

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Erwin Schiffer ist Branchenmanager Hightech, Elektronik und Laser bei der Comarch Software und Beratung AG. Seit 25 Jahren arbeitet der studierte Elektroniktechniker im Bereich ERP-Systeme. Dabei konnte er sowohl auf der Anbieter- als auch auf der Anwenderseite Erfahrungen sammeln. Er war unter anderem bei verschiedenen international tätigen Software-Unternehmen beschäftigt und hatte leitende Positionen in den Bereichen Produktmanagement, PreSales und Beratung inne.


Comarch Software und Beratung AG, Riesstraße 16, 80992 München, Tel: 089-143290, Fax: 089-143291114, info@comarch.de, www.comarch.de

So haben Engpässe ebenso wie Materialstatus und Wartezeiten ihren Grund meist darin, dass sich der Materialbedarf nicht automatisch mit den tatsächlichen Beständen abgleichen lässt, wie das bei verknüpften betriebswirtschaftlichen Systemen (z.B. ERP/MES) der Fall wäre. Vor allem nämlich legt ein solches System den Grundstein zu einer zukunftsfähigen Vernetzung der verschiedenen Systeme, die bislang meist als Unternehmensinseln ohne Datenaustausch existieren. Eine straffe, saubere und termingerechte Fertigung ist heute ohne IT-gestützte Gesamtsteuerung kaum noch zu leisten.

Datenkommunikation entlang der Lieferkette

Damit eine solche digitalisierte Produktion funktionieren kann, müssen die Systeme alle anfallenden Daten untereinander austauschen können, von Text- und Tabellendateien bis hin zu GPS- und Sensordaten (z.B. RFID) – und zwar über alle Ebenen hinweg. In der Regel heißt das auch: mit Kunden, Zulieferern und Partnern, mit Vertrieb und Logistik. „Serviceorientierte Architekturen können diesen Austausch sehr vereinfachen“, sagt Herr Schiffer.

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Referenzvideo zum Einsatz von Comarch ERP bei der Victorinox AG, die damit ihre legendären Schweizer Taschenmesser produziert. (Quelle: Comarch AG).

Eine solche SOA (Service-oriented Architecture) ist so aufgebaut, dass jeder betriebswirtschaftliche (!) Prozess in einzelne Teilschritte zerlegt ist. Deren Ergebnisse kann die Software jeweils an einen anderen solchen Dienst (Service) übergeben. Das Ganze ist also nicht von der Programmierlogik her strukturiert, sondern bildet – im Idealfall: elegant – die tatsächlichen Routinen im Unternehmen ab. Am Ende gibt es dann viele kleine Dienste, die miteinander kommunizieren.

Das bedeutet außerdem: Ein ERP-System muss gut skalierbar und in der Lage sein, die oft enorme Menge an Daten ohne Verzögerung zu verarbeiten. Das gilt speziell in der Fertigung, denn „auch in kleinen und mittleren Betrieben können sehr große Datenmengen anfallen“, wie Herr Schiffer betont. Außerdem ist dort die Weiterverarbeitung angesichts meist komplexer Lieferketten besonders zeitkritisch.

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Zufriedene Anwender
Die Trovarit-Studie „ERP in der Praxis: Anwenderzufriedenheit, Nutzen & Perspektiven 2014/2015“ hat mehr als 2300 Anwender-Unternehmen befragt. Demnach haben schlanke ERP-Lösungen, ausgesprochene Branchenlösungen und/oder Lösungen kleinerer Anbieter die Nase vorn, vor allem bei kleineren und mittleren Anwenderunternehmen. Eine Zusammenfassung der Studie gibt es nach einer Registrierung bei Trovarit zum kostenfreien Download.

Fazit: Modular starten und nach Bedarf ausbauen

Zurück zur Kompatibilität. In diesem Zusammenhang nennt Erwin Schiffer zwei wichtige Punkte: offene Architekturen und das Prinzip Baukasten:

„Bei offenen Architekturen ist der Clou, dass sie betriebssystem- und datenbankunabhängig operieren und sich an Standards orientieren. So lassen sich kommende Technologien und Produkte ohne Medienbrüche einbinden. Darüber hinaus sollte eine zukunfts- und serviceorientierte Softwarearchitektur umgesetzt sein, die sich auch zukünftigen Geschäftsmodellen anpasst. Bei der Entwicklung solcher Systeme sollten konsequent die technischen Möglichkeiten des Internets und die Standards von IETF und W3C berücksichtigt werden. Systeme im Baukastenprinzip stellen sicher, dass ein Unternehmen auch im Nachhinein weitere Funktionalitäten nachrüsten kann.“

Die Erfahrung hat gezeigt, dass Start-ups und Unternehmen, die wachsen, ihr ERP-System mit der Zeit erweitern und z.B. eine E-Commerce- oder Finanzlösung anbinden wollen. Systeme, die diesen Anforderungen nicht gerecht werden, verbauen sich und ihren Kunden jede Chance auf eine Expansion. Wenn dagegen die Basislösung solche Optionen vorsieht, ist die Implementierung relativ schnell und ohne Datenbrüche realisierbar.

Weitere Informationen zu Comarch ERP im Bereich Fertigung erhalten Sie auf der Webseite zum Thema ERP-Zufriedenheit.

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