Social Media Monitoring, Teil 1: Was Facebook zu Ihrem Unternehmen postet

Für die Analyse von Aktivitäten in sozialen Netzwerken gibt es aus Unternehmenssicht viele gute Gründe. Doch nicht alle Einsatzmöglichkeiten sind auch gesetzlich erlaubt. Unternehmen sollten genau prüfen, wie weit sie das Social Media Monitoring treiben wollen und welche Zwecke sie damit verfolgen.

Bewegungsmelder fürs gläserne Web

Von Oliver Schonschek

Sechs von zehn Unternehmen untersuchen ihre Aktivitäten in sozialen Netzwerken, wie eine Umfrage des Bundesverbands Digitale Wirtschaft im Jahr 2013 ergab. Eine Umfrage von Talkwalker Anfang 2014 zeigte sogar, dass bereits 80 % der Kommunikationsfachleute aus Agenturen und Unternehmen soziale Netzwerke einem Monitoring unterziehen. Auf diese Weise wollen die Unternehmen und Agenturen den Erfolg ihrer Aktivitäten bei Facebook und anderen sozialen Medien bestimmen. Doch die die Social Media Monitoring Tools, die Werkzeuge zur Untersuchung der sozialen Netzwerke, bieten noch ganz andere Möglichkeiten.

Diskussionen auf Facebook folgen

Nutzer von Social-Media-Monitoring-Lösungen können gezielt Diskussionen über ihr Unternehmen und ihre Produkte in sozialen Netzwerken verfolgen. Wie bei einem Presse-Clipping erhalten die Anwender die für sie relevanten Auszüge aus den Posts und Kommentaren im Social Web. Eine Fraunhofer-Studie nennt z.B. auch Wettbewerbsbeobachtung, Marktforschung und Meinungsführeridentifikation als mögliche Einsatzgebiete der Werkzeuge. Der Markt für Monitoring-Tools ist in jüngster Zeit entsprechend explodiert: So hat der Social Media Monitoring Tool Report 2013 von Goldbach Interactive mehr als 300 solcher Tools untersucht.

Social-Media-Monitoring-Lösungen werden laut Goldbach Interactive immer umfangreicher in ihren Analyse- und Berichtsfunktionen. Auch die Quellenbasis und damit die überwachten sozialen Medien werden bei vielen Produkten laufend erweitert.

Beschäftigten-Screening ist verboten

Datenschützer weisen jedoch darauf hin, dass die Nutzung sozialer Netzwerke auch ihre Grenzen haben muss; sie haben daher Leitplanken für die Verwendung von Facebook & Co. definiert. Dabei spielt insbesondere die Zweckbindung der Daten in den Profilen sozialer Netzwerke eine Rolle. So darf es nicht sein, dass Unternehmen durch die Auswertung sozialer Netzwerke ohne Wissen und Einverständnis der Betroffenen ganz gezielt einzelne Kunden durchleuchten. Auch die eigenen Mitarbeiter können nicht einfach über soziale Netzwerke auf Aktivitäten, Vorlieben und Meinungen hin durchleuchtet werden.

Serie: Social Media Monitoring
Teil 1 erklärt, was ein Radar fürs Social Web leisten kann und wo die datenschutzrechtlichen Grenzen liegen. Teil 2 skizziert typische Einsatzszenarien im Marketing und nennt bewährte Werkzeuge. Teil 3 geht schließlich der Frage nach, was Social Media Monitoring für die IT-Sicherheit tun kann.

Die Einschränkungen für Arbeitgeber bei der Auswertung sozialer Netzwerke waren bereits einmal Gegenstand von Entwürfen für ein Beschäftigtendatenschutzgesetz. Doch bereits das vorhandene Bundesdatenschutzgesetz schränkt die Verarbeitung der solcher Daten deutlich ein: So dürfen personenbezogene Daten eines Beschäftigten

„für Zwecke des Beschäftigungsverhältnisses erhoben, verarbeitet oder genutzt werden, wenn dies für die Entscheidung über die Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses oder nach Begründung des Beschäftigungsverhältnisses für dessen Durchführung oder Beendigung erforderlich ist.“ (§ 32 BDSG)

Bei vielen Profildaten aus sozialen Netzwerken ist dies aber nicht der Fall. Selbst zur Aufdeckung von Straftaten dürfen personenbezogene Daten eines Beschäftigten nur dann erhoben, verarbeitet oder genutzt werden, „wenn zu dokumentierende tatsächliche Anhaltspunkte den Verdacht begründen“.

Fazit: Marketing und IT-Sicherheit profitieren

Unternehmen sollten also nicht der Versuchung erliegen, mit dem zunehmend mächtigen Social Media Monitoring mehr über ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterin in Erfahrung bringen zu wollen, als der Datenschutz erlaubt. Trotzdem sind Social-Media-Monitoring-Tools für Unternehmen mehr als wertvoll.

Die nächsten Teile dieser Serie sollen praktische Anwendungsfälle im Marketing und in der IT-Sicherheit beleuchten, bei denen die Monitoring-Tools für soziale Netzwerke in Zukunft verstärkt eine Rolle spielen werden. Zunächst geht es in Teil 2 darum, wie man Zielgruppen, Wettbewerber und eigene Keywords im Social Web mitverfolgt.
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Oliver Schonschek bewertet als News Analyst auf MittelstandsWiki.de aktuelle Vorfälle und Entwicklungen. Der Fokus liegt auf den wirtschaftlichen Aspekten von Datenschutz und IT-Sicherheit aus dem Blickwinkel des Mittelstands. Er ist Herausgeber und Fachautor zahlreicher Fachpublikationen, insbesondere in seinem Spezialgebiet Datenschutz und Datensicherheit.


Oliver Schonschek, Tel.: 02603-936116, www.schonschek.de

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