BPI Dienstleistung Mittelstand 2012, Teil 2: Warum das Gastgewerbe spitze ist

Das Gastgewerbe zieht der restlichen Servicebranche mit deutlichem Vorsprung davon. Tatsächlich zeigt der Business Performance Index Dienstleistung Mittelstand 2012 eine verkehrte Welt: Während die Wirte sogar bei der IT-Unterstützung punkten, fehlt es den IT-Dienstleistern selbst an innovativen IT-Lösungen.

Die Performance-Unterschiede sind erheblich

Von Christoph Witte, Wittcomm

Der Business Performance Index Dienstleistung Mittelstand 2012 D/A/CH ist die zweite Ausgabe der Branchenerhebung. Neben der insgesamt stabilen Entwicklung der vom Kasseler Analystenhaus techconsult erfassten Einzelindizes, die in dieser Studie zusammengefasst werden, fallen die großen Unterschiede zwischen den verschiedenen Branchensegmenten des Dienstleistungssektors auf. Im Ländervergleich belegen die Österreicher den ersten Platz.

Insgesamt unterscheidet der BPI Dienstleistung Mittelstand mit den Segmenten Gastgewerbe, Transport + Logistik, Immobilien, IT-Dienstleister, Forschung + Entwicklung, Unternehmensberatung/Agenturen, Technische Planung + Beratung sieben Subbranchen. Teilweise weichen ihre durchschnittlichen BPI-Werte erheblich voneinander ab.

Starkes Gastgewerbe liegt vorn

Unternehmen des Gastgewerbes liegen gemeinsam mit dem Segment Technische Planung + Beratung in praktisch allen Einzelindizes an der Spitze. Das überrascht, denn diese Subbranche liegt nicht nur bei der Prozessqualität (BPI) mit mehr als sechs Punkten über dem Durchschnitt aller Dienstleister, sondern auch beim Grad der IT-Unterstützung sowie beim Einsatz innovativer Lösungen schneidet sie deutlich besser ab als die Servicebranche insgesamt.

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Der Vergleich der ver­schiedenen Sub­branchen des Dienst­leistungs­sektors ver­deutlicht das über­raschend gute Abschneiden des Gastgewerbes. (Bild: techconsult)

Teilweise liegen die technischen Planer und Berater noch über den guten Ergebnissen der Gastwirte, aber diesem Marktsegment wird traditionell sehr viel mehr Affinität zu Prozessen und Technik zugesprochen als dem Gastgewerbe.

IT-Dienstleister ohne IT-Unterstützung

Bei den IT-Dienstleistern erstaunt vor allem das durchschnittliche Abschneiden in Sachen IT-Unterstützungsgrad und Reifegrad innovativer Lösungen. Mit Blick auf ihre „natürliche Affinität“ in Sachen IT und Innovation hätte man hier höhere Werte erwarten können. Allerdings haben sie sich im Jahresvergleich beim Index IT-Unterstützungsgrad deutlich von 63,8 Punkten auf 66,5 Punkte verbessert. Dabei steigerten sie ihr Ergebnis deutlich in den Unternehmensbereichen Vertrieb/Marketing (+8,6 %) und bei Logistik/Fuhrpark (+6,6 %).

Konterkariert wird diese positive Entwicklung jedoch ein wenig durch das im Vergleich zu 2011 etwas schlechtere Abschneiden im Index Reifegrad innovativer IT-Lösungen, der von 64,6 auf 62,3 Indexpunkte sank. Dieser Index beschreibt, wie stark die befragten Unternehmen auf neuartige IT-Lösungen setzen und wie zufrieden sie damit sind.

Business Performance Index

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Jeder Mittelständler kann den BPI für sein Unter­nehmen als Benchmark-Werk­zeug nutzen. Dazu muss man lediglich den Frage­bogen unter www.business-performance-index.de aus­füllen. Die Ant­worten werden aus­ge­wertet und zeigen, wo das Unter­nehmen im Vergleich zum unmittel­baren Wett­bewerb (Branche, Sub­branche, Größen­klasse) steht. Damit lassen sich eigene Stärken und Schwächen analysieren. Die Unternehmens­daten bleiben selbst­verständlich anonym.

Eingehende Einzeldarstellungen gibt es im MittelstandsWiki zu den folgenden Ausgaben:

Weitere Informationen zum BPI insgesamt und zu den Einzel­berichten BPI Fertigung, BPI-Dienstleistung und BPI-Handel findet man unter www.business-performance-index.de. Dort stehen alle Berichte auch zum kostenfreien Download bereit.

Serie: BPI Dienstleistung Mittelstand 2012
Teil 1 sichtet die Kern­ergebnisse der Studie im Überblick. Teil 2 sieht sich die Unter­schiede in der Per­formance näher an und wirft einen neu­gierigen Blick nach Österreich. Teil 3 begutachtet schließ­lich die Entwicklungen bei Out­sourcing, Soft­ware as a Service und Mobile Business.

Immobilien mit roter Laterne

Bis auf den Index Unternehmens- bzw. Prozesserfolg, bei dem sie leicht überdurchschnittlich abschneidet, entspricht die Subbranche Transport + Logistik fast exakt den Durchschnittswerten der Gesamtbranche. Damit gehört sie dennoch zu den erfolgreicheren Teilsegmenten der Servicebranche. Forschung + Entwicklung sowie Unternehmensberatung/Agenturen siedeln sich mit ihren Indexwerten knapp unterhalb des Servicedurchschnitts an. Die rote Laterne hält die Immobilienbranche: Ihre Werte bleiben deutlich hinter denen der anderen Subbranchen zurück. Das gilt insbesondere für den Grad der IT-Unterstützung, in dem sie 13 % hinter dem Branchendurchschnitt zurückbleibt.

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Öster­reicher vorn: Bis auf den Reife­grad inno­vativer IT-Lösungen verweisen die Unter­nehmen der Alpen­republik Schweizer und Deutsche auf die Plätze. (Bild: techconsult)

Erfolgreiche Österreicher

Im Ländervergleich schneiden die Dienst­leister aus Öster­reich deut­lich besser ab als ihre Pendants in der Schweiz und in Deutsch­land. Lediglich beim Index Reife­grad inno­vativer Lösungen liegen die Österreicher zurück; die anderen Indizes führen sie an. Besonders beim Unter­nehmens­erfolg dominieren sie das Feld. Hier erreichen sie knapp 78 Index­punkte und hängen damit die Schweizer um über 14 Punkte ab. Die Deutschen liegen mit einem Wert von 68,9 noch ganze neun Punkte hinter den Österreichern.

Der abschließende Teil 3 dieser Serie sieht sich an, wie mittelständische Serviceunternehmen mit Outsourcing, Software as a Service und Mobile umgehen.

Nützliche Links

BPI-Kurzbericht Dienstleitung 2012.jpg

Der Branchenreport steht unter www.business-performance-index.de zum kostenfreien Download bereit. Der Kurzbericht enthält ausführliche Zahlenwerke zu den verschiedenen Dienstleistungsteilbranchen. Außerdem gibt der Report Aufschluss über die den Indizes zugrunde liegenden Berechnungsmethoden und zeigt die BPIs für die einzelnen Unternehmensbereiche.