Touchscreen: Wann ein Touchscreen die richtige Wahl ist

Tastaturen und Computermäusen stehen harte Zeiten bevor. Die meisten Nutzer wünschen sich einen Touchscreen: einen Bildschirm, der auf Berührung reagiert. Allerdings ist bei der Wahl des Touchscreens Fingerspitzengefühl gefragt, damit die Anwender nicht nur Tapser auf dem Display hinterlassen.

Die passende Software muss wischfest sein

Von Oliver Schonschek

Wer sich ein mobiles Endgerät kaufen möchte, entscheidet sich heute oft für ein Tablet. Die Tablet-Verkaufszahlen haben sich auf dem deutschen Markt 2012 mehr als verdoppelt: Sie stiegen von 2,1 Mio. Geräten (2011) auf rund 4,4 Mio. im Jahr 2012 – ein Plus von 122 %, so der Branchenverband BITKOM. An dieser Entwicklung sind die Touchscreens als Markenzeichen der Tablets nicht ganz unschuldig. Ganz im Gegenteil.

Die auf Berührung reagierenden Displays findet man inzwischen auch bei Endgeräten jenseits der Smartphones und Tablets. Selbst Notebooks wie das Google Chromebook Pixel können nun ein Touchscreen vorweisen. Viele Nutzer wünschen sich genau diese Funktion von einem Notebook, wie z.B. eine Untersuchung von Intel zeigte. Auch Betriebssysteme und Anwendungen reagieren auf den Touch-Trend, wie Windows 8 und der Microsoft Internet Explorer 10 zeigen. Selbst die Cloud reagiert: Adobe etwa hat kürzlich seine Marketing Cloud an die Bedienung per Touch angepasst.

Unternehmen ohne Berührungsängste

Touchscreens gehören auch im Handel und in der Industrie zu den gewünschten und beliebten Bedienkonzepten. Ihre Bedeutung als Eingabemedium steigt über Branchengrenzen hinweg weiter an, so die EHI-Studie „Kassensysteme 2012“. Selbst bislang skeptische Branchen wie der Lebensmitteleinzelhandel sehen offenbar zunehmend Vorteile gegenüber der Tastatur: Künftig plane kein einziges Unternehmen aus der Untersuchung, auf Touchscreens zu verzichten.

Wie vielfältig die Anwendungsmöglichkeiten von Touchscreens in den verschiedenen Branchen sind, zeigen z.B. die Case Studies von Multitouch. Die Szenarien reichen vom Handel über den Messebau und Museen bis hin zu Forschung und Kunst.

Kriterien im konkreten Anwendungsfall

Unternehmen, die Touchscreens einsetzen möchten, sollten zuerst überlegen, wie der Einsatz konkret aussehen soll und welche Eigenschaften der Touchscreen zu erfüllen hat. Schließlich macht es einen Unterschied, ob Sie nur die von Gartner ermittelten Hauptanwendungsfälle für ein Tablet umsetzen wollen (also E-Mails bearbeiten, Nachrichten lesen, Wetterbericht abfragen, sozial netzwerken und spielen) oder ob Sie ganz bestimmte Anwendungen lieber per Berührung als per Klick nutzen wollen.

Dabei sollte klar sein, dass die meisten Applikationen eigentlich noch gar nicht für Touchscreens ausgelegt sind. Touch-Anwendungen müssen sich von herkömmlichen Programmen unterscheiden, damit sie wirklich gut nutzbar sind, wie z.B. eine Untersuchung der Universität Stuttgart gezeigt hat.

Ein Finger oder Multitouch

Zudem unterscheiden sich die auf dem Markt verfügbaren Touchscreens nicht nur in der Auflösung, in der Helligkeit und im Kontrast. Bereits die Interaktion mit den Fingern kann sich deutlich unterscheiden, je nachdem, ob der Bildschirm nur auf einen Finger reagieren kann oder gleich auf mehrere (Multitouchscreen). Ohne Multitouch werden schon einfache Aufgaben schwierig, z.B. wenn Sie ein Bild per Fingerzeig auf dem Display größer darstellen wollen. Wie komfortabel etwa die Anlagensteuerung per Multitouch sein kann, zeigt die Multitouch-Konzeptstudie von Siemens.

Bitte nicht zu klein

Bedenken sollten Sie auch, dass Touchscreens eine gewisse Mindestgröße haben müssen, wenn Sie wirklich nur Ihre Finger nutzen wollen und keinen Eingabestift. Das erweist sich insbesondere an Webseiten und Anwendungen, die nicht auf Touch-Bedienung ausgelegt. Eine Untersuchung von Strategy Analytics zeigte auch, dass die meisten Smartphone-Nutzer eher größere Touchscreens wollen.

Pressen oder berühren

Touchscreens machen auch dann weniger Freude, wenn sie nicht so recht reagieren wollen, wenn Sie also ordentlich drücken müssen, anstatt nur leicht zu wischen oder gar mit den Fingern über dem Display zu schweben. Entscheidend für die Empfindlichkeit ist insbesondere die Technik, die die Berührungen wahrnehmen soll. Resistive Touchscreens reagieren nur auf den ausgeübten Druck, kapazitive Touchscreens reicht eine Berührung der Glasoberfläche.

Fazit: Erst funktional wirkt produktiv

Auch wenn die Touchscreens immer empfindlicher werden und mit neuen Funktionen locken – sie sind nicht für jede Art von Anwendung die beste Lösung. Das reichhaltige Zubehör für Tablets gerade im Bereich Tastaturen zeigt, dass das Tippen auf der Bildschirmoberfläche bei längeren Texten weniger zu empfehlen ist, nicht nur wegen der lästigen Spuren auf der Glasscheibe.

Sie sollten deshalb Touchscreens als wichtigen Trend für sich werten und nutzen, aber auch andere Möglichkeiten der sogenannten Mensch-Maschine-Interaktion einbeziehen: die einfache Tastatur oder auch die Spracheingabe. Es kommt eben auf alle Sinne an, auch bei der Bedienung eines Computers.

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Oliver Schonschek bewertet als News Analyst auf MittelstandsWiki.de aktuelle Vorfälle und Entwicklungen. Der Fokus liegt auf den wirtschaftlichen Aspekten von Datenschutz und IT-Sicherheit aus dem Blickwinkel des Mittelstands. Er ist Herausgeber und Fachautor zahlreicher Fachpublikationen, insbesondere in seinem Spezialgebiet Datenschutz und Datensicherheit.


Oliver Schonschek, Tel.: 02603-936116, www.schonschek.de

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