Sicherheit unter Windows 8

Defender ist offen für Unterstützung

Von Markus Selinger

Fast jede Neuanschaffung eines Windows-PCs oder -Notebooks bringt zur Zeit Windows 8 vorinstalliert ins Haus. Glaubt man Microsoft, dann bilden die interne Schutzlösung Defender und weitere Systemtools wie die Windows Firewall und Filter im Internet Explorer ein komplettes Sicherheitspaket. Eine andere Sicherheitslösung – so das Marketing – könne man sich sparen. Das ist weit gefehlt.

Im Test landeten der Defender und das Paket von AhnLab in Sachen Schutzwirkung auf dem letzten Platz – mit lediglich 82 % Schädlingserkennung. Die besten Schutzpakete schaffen 100 %. Am Vergleichstest des Magdeburger Testlabors AV-TEST, das erstmals Sicherheitspakte unter Windows 8 auf den Prüfstand hob, nahmen insgesamt 25 Produkte und das interne Windows-8-Paket mit dem Defender teil.

Sicherheitspakete in der Punktwertung

Unter den Kandidaten finden sich alle bekannten Marken, wie z.B. Symantec, Kaspersky Lab oder F-Secure (siehe Tabelle). Die Programme mussten sich diversen Prüfungen stellen. Die Schutzwirkung der Pakete wurde in zwei Schritten untersucht: durch Attacken mit sogenannter 0-Day-Malware (also brandneue Angreifer) und mithilfe des AV-TEST-Reference Sets (das ist ein Paket mit über 18.000 neuen Schädlingen).

Neben der Sicherheit wurde auch die Systembelastung gemessen. Das ist wichtig, wenn es um das zusätzliche Scannen von Downloads oder das sicherheitsverzögerte Kopieren von Daten geht.

Zusätzlich wurde auch die Benutzbarkeit bewertet. Darunter versteht das Institut die Meldungen und das Verhalten der Schutzpakete gegenüber dem Anwender. Gemeint sind damit z.B. falsche Warnungen und das Blocken von harmlosen Webseiten oder einwandfreier Software. Insgesamt wurde die ganze Freund-Feind-Erkennung bewertet, indem die Testpakete über 600.000 gute Dateien und Programme scannen mussten.

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Mit 17 von 18 möglichen Punkten zeigte die Suite von Bitdefender das beste Ergebnis; relativ knapp dahinter folgen die Pakete von BullGuard und Kaspersky Lab. Der von Microsoft empfohlene Defender für Windows 8 liegt mit 11,5 Punkten abgeschlagen am Ende. (Bild: AV-TEST)

Die Testergebnisse im Überblick

Als Höchstwert waren 18 Punkte zu erreichen – das hat keines der Pakete geschafft; die Top 3 startet mit 17 Punkten. Mit diesem Wert zeigte das Schutzpaket von Bitdefender die beste Gesamtleistung im Test. Mit 16,5 Punkten liegt das Produkt von BullGuard knapp dahinter. 16 Punkte erreichte die Internet-Security-Suite von Kaspersky Lab. Das weitere Mittelfeld war sehr groß. Der Defender schaffte 11,5 Punkte von 18 möglichen.

Schutzwirkung zuerst

Den Schwerpunkt des Tests bildete logischerweise die jeweilige Schutzfunktion eines Pakets: Schneidet es hier schlecht ab, ist es fast gleichgültig, wie schnell es arbeitet oder ob es sich sonst gut verhält. Die besten Werte mit je 6 Punkten erreichten die Pakete von Bitdefender, BullGuard, Kaspersky Lab, G Data, Trend Micro und F-Secure. Knapp dahinter mit 5,5 Punkten kam AVG (kostenlose Version), Symantec, Avast, AVG und Microworld.

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Im ersten Test unter Windows 8 zeigten viele Produkte eine gute Leistung in Sachen Schutzfunktion. Der Defender von Windows 8 konnte in der wichtigsten Kategorie nur zwei Punkte ergattern. (Bild: AV-TEST)

Weit abgeschlagen teilten sich den letzten Platz der Defender von Microsoft und das Paket von AhnLab. Deren Erkennungsraten lagen im Real-World-Test zwischen 81 und 86 %.

Ungebremst arbeiten

Es ist allerdings keineswegs unerheblich, wie stark ein Security-Paket im Alltag das System verlangsamt. Besonders beim Kopieren von Daten werden aus den Systemschützern oft Systembremser. Die Bestnoten mit 6,0 bzw. 5,5 Punkten haben die Pakete von Webroot und Tencent. Danach folgen die beiden besten Pakete in Sachen Schutzwirkung: Bitdefender und BullGuard mit jeweils 5,0 Punkten. Kaspersky Lab führt das nachfolgende Mittelfeld mit 4,5 Punkten an.

Mit nur 3,5 bis 3,0 Punkten bremsen die weiteren Pakete ein Windows-System schon deutlich mehr. In diesem 3,5-Punkte-Pulk steckt auch der Defender von Microsoft. Die stärksten Systembremsen im Test kamen von Microworld und McAfee.

Meist gute Benutzbarkeit

Bei der Benutzbarkeit holten sich viele der Suiten durch gute Testwerte eine Menge Punkte für die spätere Gesamtwertung. 20 der 26 im Labor getesteten Security-Suiten schafften eine Punktzahl von 6,0 bis 5,0 Punkten, darunter auch der Defender von Microsoft.

Serie: IT-Sicherheit
Teil 1 beschreibt die heutige IT-Sicherheitslage: Das Web bietet Angreifern bequeme Einfallstore. Teil 2 benennt die Lücken in Firmennetzwerken und zeigt die Tricks von Hackern und Spionen. Teil 3 skizziert die Zukunft der Gefahrenabwehr: System und Sicherheit unter einem Hut.

Fazit: Sicherheit nachinstallieren

Auch wenn diese Resultate sich ausdrücklich auf Privatanwenderprodukte beziehen, so heißt das nicht, dass die Microsoft-eigene System Center Endpoint Protection im parallelen Test der Unternehmenslösungen besser abschneidet. Hier ist das Testfeld zwar enger, weil deutlich weniger Konkurrenten im Rennen liegen, aber der Microsoft-Schutz bildet mit so deutlichem Abstand das Schlusslicht, dass klar ist: Bordmittel alleine genügen nicht. Es ist zwar löblich, dass Microsoft Windows 8 gegenüber Windows 7 in Sachen Sicherheit verbessert hat, aber das Testergebnis zeigt: Diese Schutzleistung reicht nicht aus.

Wer unbekümmert im Web surfen und nicht bei jedem Mail-Anhang die ganze Familie befragen will, ob jemand den Absender kennt, der sollte auf ein externes Schutzpaket setzen. Die ersten neun Plätze im Test schützen den Anwender sehr gut, belasten das System nur wenig und schrecken den Anwender nicht ständig mit Falschmeldungen. Allen voran steht das Paket von Bitdefender mit der besten Testleistung unter Windows 8.

Nützliche Links

Alle Tests des Instituts AV-TEST finden sich zum kostenlosen Nachlesen auf www.av-test.de; neben den Desktop-Lösungen gibt es auch Tests zu Business-Paketen und mobilen Produkten.