Vorschau auf die Hannover Messe 2015: Was die Hannover Messe 2015 plant

Die Hannover Messe macht im April dort weiter, wo die CeBIT im März aufhört. Denn im Internet der Dinge sind Produktion und IT kaum mehr zu trennen. Die Vorschau auf die weltweit wichtigste Industriemesse zeigt aber auch, dass die Energiewende ein Dauerthema für die gesamte Fertigung bleibt.

Integrated Industry nutzt intelligente Energie

Von Barbara Sowa

Die ganz großen deutschen Messen rücken thematisch enger zusammen: In der Vorschau auf die CeBIT 2015 zeigt sich die digitale Wirtschaft im Vordergrund (Motto: „d!conomy“) und im Gegenzug thematisiert die Hannover Messe 2015 mit ihrem Leitthema „Integrated Industry – Join the Network!“ die digitale Vernetzung. Selbst der BITKOM ist mit von der Partie.

Wo 2011 der Begriff „Industrie 4.0“ geprägt wurde, hat heute das umfassende Internet der Dinge Einzug gehalten. Es prägt fast das gesamte Programm der Hannover Messe vom 13. bis 17. April 2015. Und noch ein weiteres Thema beschäftigt nahezu jeden Ausstellungsbereich: Energie.

Von der Produktion zur Prozesswirtschaft

Auch wenn noch um allgemeingültige Standards für die M2M-Kommunikation gerungen wird, so ist doch ein gutes Stück Weg Richtung Industrie 4.0 bereits geschafft. So zeigt die diesjährige Hannover Messe z.B. innovative Produktionsverfahren, digital vernetzte Fertigungsanlagen und neuartige Industrieroboter mit komplexer Sensorik, die ohne Schutzzaun und Sicherheitszone mit dem Menschen kooperieren. Große Fortschritte, die die Organisationsabläufe in den Fabriken stark verändern werden, hat vor allem die Prozessautomation gemacht.

Partnerland der Hannover Messe 2015 ist Indien. Mehr als 6000 Aussteller, davon rund die Hälfte aus dem Ausland, werden zur weltweit wichtigsten Industriemesse erwartet. Die IT-Unternehmen gehören längst zur Industrie. Neben langjährigen Ausstellern wie Dassault Systèmes oder SAP wird z.B. auch Microsoft wieder dabei sein. Beide Seiten sind Partner im selben Netz und nutzen die Messe für den Austausch: „Die Wettbewerbskraft eines Unternehmens hängt künftig von der Fähigkeit ab, sich mit allen am Produktionsprozess beteiligten Marktteilnehmern eng zu vernetzen, um Produkte noch schneller zu entwickeln“, betont Dr. Jochen Köckler, Vorstandsmitglied der Deutsche Messe AG.

Serie: Messestandorte
Teil 1 geht gleich einmal die Schwergewichte an: Berlin und Hannover, wo IFA und Hannover Messe sich um Aussteller und Besucher bewerben. Und was wird aus der Cebit? Eine Vorschau auf die erste TWENTY2X sagt, was der Nachfolger zunächst vorhatte, ein Update schildert die Neuplanung 2021. Teil 2 blickt nach Bayern, wo die Nürnberger it-sa München ein ordentliches Stück vom IT-Kuchen weggeschnappt hat. In Augsburg könnte die Experience Additive Manufacturing etwas werden, und im Herbst stehen SPS und Heim+Handwerk an. Teil 3 setzt sich ins Auto und besucht die Messezentren Frankfurt am Main und Stuttgart, speziell die TechWeek im November. Teil 4 fährt weiter zur Westfalenhalle und sortiert die Messelandschaft in NRW. Österreich wiederum hat seinen Schwerpunkt klar in Wien, aber auch Innsbruck oder Salzburg bieten interessante Fachmessen und -kongresse. Die Maker Faires wiederum haben ihren Platz im Schwerpunktbeitrag zur Maker-Szene. Als Extras gibt es noch einen Ratgeber Messeplanung für die CES in Las Vegas und eine Analyse der Möglichkeiten virtueller Messen.

Die fünf Schwerpunkte in Hannover

Möglichkeiten zur Vernetzung bietet die Hannover Messe reichlich – auf Foren, Fachkongressen, Podiumsdiskussionen und vielen anderen Events zu insgesamt fünf Themenkomplexen:

Bei Industrieautomation & IT stehen Fragen rund um die vierte industrielle Revolution im Mittelpunkt. Hier geht es zum einen um eine Bestandaufnahme: in welchem Maß die Informationstechnologie heute schon Einzug in die moderne Fabrik gehalten hat. Es geht aber auch um Innovationszyklen und um intelligente Produktion in kleinen Stückzahlen, die den steigenden Bedarf an individuellen Produkten befriedigen kann – und obendrein in der Lage ist, flexibler auf Marktschwankungen zu reagieren. Nicht zuletzt in der Steuerung kann die IT viel zur Ressourceneffizienz beitragen und helfen, die Energiekosten der Industrie zu senken.

Denn die Energiewende ist weiterhin ein zentrales Thema. Ihm ist der Messebereich Energie & Umwelttechnologien vorbehalten. Foren und Themenparks zeigen hier, wie der Umbau zum dezentralen Smart Grid aus Kleinkraftanlagen mit Ressourcen wie Erdgas, Sonne, Wind und Biomasse zu schaffen wäre. Auch hier wird die intelligente Steuerung eine entscheidende Rolle spielen.

Eng damit verzahnt ist wiederum das Segment Antriebs- und Fluidtechnik. Hier dreht sich – im wahrsten Sinne des Wortes – vieles um Motoren und ihre Energieeffizienz. Altbewährte Techniken wie Hydraulik und Druckluft, die seit jeher ihre Einsatzszenarien haben, werden durch neue Entwicklungen unter TCO-Gesichtspunkten wieder interessant. Hier haben Schmierstoffe und Dichtungen ebenso ihren Platz wie Antriebstechnik für Windkraftanlagen – u.a. im MDA Forum (Motion, Drive & Automation) in Halle 24, Stand B26.

Der Maschinenbau ist jedoch in erster Linie im Bereich Industrielle Zulieferung & Produktionstechnologien zu Hause. Hier kommen Freunde handfester Physik auf ihre Kosten, ob im Leichtbau (dem eine eigene Solutions Area gewidmet ist), bei den Oberflächentechnologien oder im Werkstoff-Forum, wo speziell das Thema Faserverbundwerkstoffe viel Interessantes verspricht. Unter dem Aspekt übergreifender Lieferketten hat auch hier Industrie 4.0 ein gewichtiges Wort mitzureden, ebenso wie das Thema Energie. Die Suppliers Convention hat z.B. ausdrücklich Windkraft und Elektromobilität auf dem Programm.

Der fünfte Themenbereich der Hannover Messe widmet sich Forschung & Entwicklung: Wissenschaftliche Institute, Universitäten und Forschungsabteilungen zeigen hier, was Erfindungsreichtum und Wirtschaft im Verbund leisten können. Thematisiert werden auch Innovationsmanagement und erfolgreiche Beispiele des Technologietransfers (Bionik, Adaptronik, Nanotechnologie etc.). Ein Highlight des Konferenzprogramms ist hier die Night of Innovations am 13. April (17:15–23:00 Uhr).

Mittelstand ohne Grenzen
Außer Konkurrenz, aber dennoch als Schwerpunktthema läuft sie Außenwirtschaftsplattform Global Business & Markets in Halle 6. Nachdem sich speziell der industrielle Mittelstand mit der Internationalisierung weiterhin schwertut, wäre hier Gelegenheit, neue Strategien, Förderinstrumente, Wirtschaftsdatenbanken und weltweite Verbände kennenzulernen. Fachleute beraten außerdem zu Fragen des Patentrechts, der Exportfinanzierung oder zum Auslandsmarketing.

Leitmessen und Netzwerke für Entscheider

Die Hannover Messe hat außerdem das System der Leitmessen etabliert: Mit den Schwerpunkten verschränkt und untereinander stark vernetzt rücken zehn parallele Themenpräsentationen unterschiedliche Fragestellungen in den Blickpunkt: Industrial Automation, Energy, MobiliTec, Motion, Drive & Automation, Wind, ComVac, SurfaceTechnology, Industrial Supply, Research & Technology sowie natürlich die immer spannende Digital Factory. Tatsächlich finden im Rahmen der Leitmessen normalerweise die spektakulärsten Technologie-Inszenierungen statt; daher ist dort das Publikum auch meist bunt gemischt, sodass sich mitunter ungewöhnliche [[Business Networking Kontakte knüpfen] lassen.

Die Hannover Messe ist schließlich ein bewährtes Pflaster für Qualifikation und Karriere. Wichtigster Termin ist der Fachkongress WoMenPower am 17. April (9:45–17:30 Uhr im Convention Center). Und über den Job & Career Market und die Initiative Tec2You können potenzielle Nachwuchskräfte mit den Arbeitgebern der wichtigsten Hightech-Branchen in Kontakt treten.

Nützliche Links

Aktuelle Nachrichten und Videos von der Messe gibt es in der Rubrik Hannover Messe.