Drahtlose Netzwerke, Teil 1

Technologe statt Schlagbohrer

Von Sabine Philipp

MittelstandsWiki-Fachmann Dr. Hans Daldrop hat besonders gute Erfahrungen mit WLAN-Funknetzwerken gemacht (Wireless Local Area Networks). „Die Kinderkrankheiten sind längst auskuriert, und Sie können sogar in großen Industriegebäuden wie einer weiträumigen Lagerhalle eine zuverlässige Verbindung aufbauen.“ Die meisten modernen Geräte müssen dazu noch nicht einmal aufgerüstet werden, da sie schon mit einem WLAN-Adapter ausgestattet sind. „Wenn nicht, können Sie einen WLAN-Stick einsetzen, der als Adapter fungiert. Das kostet Sie um die 10 Euro“, so Dr. Daldrop.

Das eigentliche Netzwerk zwischen den Maschinen wird mit einem so genannten Access Point aufgebaut. „Die einfachste Variante, mit der Sie z.B. fünf Rechner miteinander verbinden können, ist zwar schon für wenige Euro zu haben. Wenn Sie das Ganze aber steuern möchten, eine gute Firewall und eine sichere Verbindung ins Internet brauchen und eine Freigabemöglichkeit für den Drucker benötigen, sind Sie im Profibereich mit etwa 400 Euro dabei“, erklärt der Fachmann.

Theoretische 300 MBit/s

In puncto Geschwindigkeit hat sich bei WLAN in der Zwischenzeit einiges getan. Mit dem Draft-N-Standard sind offiziell Übertragungsraten von bis zu 300 MBit/s im Bruttobereich möglich, wobei man fairerweise dazusagen muss, dass dieser Wert in der Realität nie für Anwendungsdaten wie dem Austausch von Dateien erreicht wird. Schließlich benötigt das System immer noch einige MBit, um die Daten zu verschlüsseln und um sie den entsprechenden Teilnehmern zuzuordnen. (Man spricht hier vom Overhead.)

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Der Mathematiker Dr. Hans Daldrop hat be­reits wäh­rend sei­nes Stu­diums Pro­grammier­kurse gege­ben und Netz­werke auf­ge­baut. Er ist heute Ge­schäfts­führer der Tintrup Com­puter GmbH in Lü­ding­hausen und kann sich für Proble­me und ihre Lö­sung be­geistern wie am ersten Tag. Für den Prakti­ker in Sachen Netz­werk­technik sind alle Fra­gen zu IT-Sicher­heit und Daten­schutz ein rei­nes Heimspiel.

Außerdem verteilt sich der Wert von 300 MBit/s auf alle Teilnehmer (außer, Sie setzen einen zweiten Access Point ein). Und natürlich ist das Signal nicht im gesamten Gebäude gleich stark. Es gibt immer Winkel, die einen schlechten Empfang haben. Dort wird die Geschwindigkeit heruntergehandelt.

„Wenn Sie aber geschickt vorgehen, können Sie in Ihrem ganzen Büro sehr gute Übertragungsraten aufbauen“, betont Dr. Daldrop. „Dazu müssen Sie als Erstes kontrollieren, wie weit das Funksignal mit ausreichender Stärke geht. Die Feldstärke kann man sich mit einer passenden Software an den verbundenen Geräten anzeigen lassen. Teilweise können Sie sogar ein Icon am Bildschirm einstellen, mit dem Sie die Übertragungsraten immer im Blick haben.“ Wer es ganz genau wissen will, kann mit einem speziellen Messgerät, z.B. von Fluke, jeden Kubikzentimeter ausmessen.

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Schwarz auf Weiß
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Repeater und Reichweite

Sollte das Signal zu schwach sein, um das ganze Büro zu versorgen, kann es durch Repeater (Verstärker) an die hinteren Plätze übertragen werden. Die Repeater werden einfach dort aufgestellt, wo das Signal schwächer wird. Dort nehmen sie es auf, verstärken es und geben es weiter.

Tipp
Der passende WLAN-Stick bringt übrigens die älteren Netzwerk­teilnehmer, die einen lang­sameren Standard integriert haben, auch auf den schnellen Draft-N-Standard, mit dem bereits alle aktuel­len Geräte arbeiten.

Sowohl für Repeater als auch für Access Points gilt in diesem Zusammenhang: Wenn man den richtigen Standort gefunden hat, sollten sie möglichst nicht bewegt werden. Sonst ist auch die gute Verbindung dahin. „Ich hatte einmal den Fall, dass die Putzfrau immer wieder den Access Point von der Fensterbank verschoben hat, bis sie für diesen Bereich striktes Putzverbot bekam“, schmunzelt Dr. Daldrop. Bei den Repeatern kann das Problem insofern gelöst werden, als dass es inzwischen kleine Geräte auf dem Markt gibt, die bequem in die Steckdose gesteckt werden können.

Serie: Drahtlose Netzwerke
Teil 1 setzt zuerst ein WLAN auf, denn die Standards sind gut, die Technik ist bewährt und die Kosten bleiben gering. Teil 2 schärft den Ver­antwortlichen ein, wie wichtig eine solide Ver­schlüsselung ist, damit der Firmen­funk abhörsicher ist. Teil 3 sagt schließlich, wie man Etagen­barrieren und Hinder­nisse über­springt: mit PowerLAN oder guten alten Kabeltricks.

Um das Signal zu verstärken, können auch mehrere Access Points aufgestellt werden. Das ist zwar die teuerste Lösung, garantiert aber auch die besten Übertragungsraten. Praktischer Zusatznutzen: Sie erhalten für jeden Access Point noch einmal die theoretischen 300 MBit/s brutto (wobei die Werte je nach Teilnehmerzahl nicht unendlich weit nach oben gehen können).

Wie man ungebetene Horcher vom WLAN-Funkverkehr ausschließt, wird der Sicherheitsteil 2 dieser Serie erläutern.

Nützliche Links