Antwort auf SRU-Gutachten: 100 Prozent Erneuerbare Energien bis 2050 doch nicht machbar?

Anfang Mai hatte der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) vor dem Deutschen Bundestag die These aufgestellt, bis zum Jahr 2050 sei für Deutsch­land eine Strom­ver­sor­gung realisierbar, die zu 100 % auf Erneuerbarer Energie basiert (wir berichteten darüber). Dem widerspricht nun der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) mit einer eigenen Analyse vehement. Der VDI hält bis zur Jahrhundertmitte lediglich eine zu 50 % auf Erneuerbaren Energien basierende Stromversorgung für umsetzbar.

Prof. Hermann-Josef Wagner, Vorsitzender der VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt und Inhaber des Lehrstuhls für Energiesysteme und Energiewirtschaft der Ruhr-Universität Bochum ist gegenüber der Prognose des SRU ausgesprochen skeptisch: „Die Stellungnahme zur Energieversorgung des Sachverständigenrates für Umweltfragen ist wirtschaftlich und technologisch kaum umzusetzen.“ Der Energieexperte warnt vor Wunschdenken: „Die meisten realistischen Szenariorechnungen, auch die des VDI, prognostizieren einen Anteil an erneuerbaren Energien zwischen 40 und 50 % in 2050.“ Zum einen seien die Kostenabschätzungen des Sachverständigenrates viel zu optimistisch. Zum anderen erfordere das Konzept einen hohen Anteil an regenerativem Importstrom und die Erschließung von Speichermöglichkeiten, die heute noch nicht vorhanden sind. „Auch die Stromlieferung aus den skandinavischen Staaten kann nicht beliebig gesteigert werden wegen der dort gegebenen Umweltauflagen“, so Wagner.

Nach Ansicht des VDI muss ein umfassendes und schlüssiges Energiekonzept auf den Säulen Klima- und Umweltverträglichkeit, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit von der Politik entwickelt werden. Diese Ziele lassen sich laut Verband nur durch einen Mix bei der Energieversorgung erreichen, der alle verfügbaren Energieträger einbezieht. „Fossile Energien und Kernenergie werden noch so lange genutzt, bis sie durch andere Energieträger ersetzt werden können“, glaubt Energieexperte Wagner und rät: „Bis dahin sollte Deutschlands umfangreiche und fortschrittliche Technologiepalette in einem breiten Mix an Energieträgern berücksichtigt und in Richtung Klimaverträglichkeit optimiert werden.“

(VDI/ml)