Hochspannung: Neue Seile statt neue Trassen

„Neue Seile statt neue Trassen“ – so könnte das bessere Rezept für den dringend nötigen Ausbau der Hochspan­nungstrassen von Nord nach Süd lauten. Bei konventio­nel­len Überlandleitungen ist die Übertragungskapazität näm­lich u. a. dadurch begrenzt, dass sich die Leitungsseile ab­hängig von der durchgeleiteten Strommenge erhitzen und ausdehnen: Wird die Übertragungsleistung zu hoch, kommt es zu einem unzulässigen Durchhängen der Seile und da­mit zu Sicherheitsproblemen. ThyssenKrupp VDM gelang es nun, ein Seilmaterial zu entwickeln, das sich erheblich weniger als her­kömm­liches Material ausdehnt.

Der neue Werkstoff erlaubt dementsprechend leistungsfähigere Freileitungen. Dadurch erhöht sich die Kapazität des vorhandenen Stromnetzes, das sich in vielen Industrie­re­gi­onen bereits an der Belastungsgrenze befindet. Das aber bedeutet, dass für den Ausbau der Trassen weniger neue Überlandleitungen und Strommasten benötigt werden, als bisher berechnet wurden. Neben der Kostenersparnis für die Energieunternehmen führt dies zu einer Entlastung der Umwelt und einem geringeren Eingriff ins Landschaftsbild.

Der neue Wunderwerkstoff aus den Labors von ThyssenKrupp VDM hört auf den Namen Pernifer 36 MoW. Dr. Jutta Klöwer, Leiterin Forschung und Entwicklung bei ThyssenKrupp VDM ist von der Neuentwicklung begeistert: „Dieser leistungsstarke Werkstoff gibt den Energieversorgern neue Möglichkeiten beim Bau von Stromnetzen mit gleichzeitigem positiven Effekt für die Umwelt.“ Der neue Hochleistungswerkstoff dehnt sich bei vergleichbarer Erwärmung nur ein Viertel so stark aus, wie die bisher verwendeten Materialien, weise aber gleichzeitig eine hohe mechanische Festigkeit auf. Er erlaube deshalb eine deutliche Erhöhung der übertragenen Leistung.

Der Werkstoff besteht aus einer Eisen-Nickel-Legierung, der unter anderem Kohlenstoff, Molybdän und Wolfram zur Bildung von Karbid (Molybdän-Wolfram-Karbid) hinzugefügt wird. Eine weitere Steigerung der Festigkeit wird im anschließenden Kaltzieh-Prozess erreicht. Hinzu kommt eine Beschichtung des im sauerländischen Werdohl gefertigten Drahtes mit Aluminium vor Ort beim Trassenbauer.

(ThyssenKrupp / ml)