Desktop- und Server-Prozessoren: AMD enthüllt die Bulldozer-Architektur

Letzte Woche stellte AMD die ersten Vertreter seiner seit langem und gerade von AMD-Fans sehnlichst erwarteten Bulldozer-Architektur vor. Diese Multi-Core-Architektur ist die Basis für alle künftigen leistungsstarken Desktop-CPUs (Codename: „Zambezi“) und Serverprozessoren (Codename: „Valencia“ und „Interlagos“) des Unternehmens. Als Erste trat nun AMDs FX-Familie („Zambezi“-Design) auf den Laufsteg, die Serverprozessoren folgen später.

Die neuen FX-Prozessoren können auf Mainboards mit AM3+-Sockel eingesetzt werden, die bereits seit einiger Zeit im Handel kursierten und auf denen ältere Deskop-CPUs von AMD eingesetzt werden konnten. So wollte AMD einen weichen Übergang schaffen und nach Möglichkeit Plattform- und Chipsatzprobleme bereits vor dem Bulldozer-Launch ausräumen. Zu älteren Boards mit AM3-Sockel sind die neuen FX-Prozessoren allerdings nicht kompatibel, da AMD bei der FX-Familie unter anderem mit höheren Stromstärken arbeitet.

Die Prozessoren werden bei AMD-Tochter Globalfoundries in 32-nm-Prozesstechnik hergestellt und packen rund 2 Mrd. Transistoren auf eine Oberfläche von 315 mm². Größenmäßig liegen die Zambezi-basierten FX-CPUs damit zwischen den Phenom-II-Vorgängern Thuban (Phenom II X6, sechs Kerne, 346 mm²) und Deneb (Pehnom II X4, vier Kerne, 258 mm²) und sind deutlich größer als Intels Sandy-Bridge-Prozessoren (216 mm²).

Die erste Zahl in der jeweiligen Kennziffer der insgesamt sieben bisher bekannt gegebenen FX-Prozessoren beschreibt die Anzahl der Rechenkerne (FX-8xxx = acht Kerne, FX-6xxx = sechs Kerne und FX-4xxx = vier Kerne), während die letzten Ziffern einfach nur eine grobe Leistungsbeschreibung darstellen: Ein FX-8150 ist stärker als ein FX-8120, der wiederum stärker ist als ein FX-8100.

Technische Eckdaten Desktop-Prozessoren aus AMDs FX-Familie:

  • AMD FX-8150: acht Kerne, 3,6 GHz Basistakt (3,9 GHz Turbo-Core-Takt, 4,2 GHz Max-Turbo-Takt), 125 Watt TDP, 8 MByte L2- und 8 MByte L3-Cache
  • AMD FX-8120: acht Kerne, 3,1 GHz Basistakt (3,4 GHz Turbo-Core-Takt, 4,0 GHz Max-Turbo-Takt), 125/95 Watt TDP, 8 MByte L2- und 8 MByte L3-Cache
  • AMD FX-8100: acht Kerne, 2,8 GHz Basistakt (3,1 GHz Turbo-Core-Takt, 3,7 GHz Max-Turbo-Takt), 95 Watt TDP, 8 MByte L2- und 8 MByte L3-Cache
  • AMD FX-6100: sechs Kerne, 3,3 GHz Basistakt (3,6 GHz Turbo-Core-Takt, 3,9 GHz Max-Turbo-Takt), 95 Watt TDP, 6 MByte L2- und 8 MByte L3-Cache
  • AMD FX-4170: vier Kerne, 4,2 GHz Basistakt (kein Turbo-Core-Takt, 4,3 GHz Max-Turbo-Takt), 125 Watt TDP, 4 MByte L2- und 8 MByte L3-Cache
  • AMD FX-B4150: vier Kerne, 3,8 GHz Basistakt (3,9 GHz Turbo-Core-Takt, 4,0 GHz Max-Turbo-Takt), 95 Watt TDP, 4 MByte L2- und 8 MByte L3-Cache
  • AMD FX-4100: vier Kerne, 3,6 GHz Basistakt (3,7 GHz Turbo-Core-Takt, 3,8 GHz Max-Turbo-Takt), 95 Watt TDP, 4 MByte L2- und 8 MByte L3-Cache

Ab sofort sind aber erst einmal nur vier der insgesamt sieben Modelle – FX-8150, FX-8120, FX-6100 und FX-4100 – verfügbar. Die Listenpreise der vier CPUs gibt AMD mit 245, 205, 165 und 115 US$ an.

Auf dem Papier sieht das ja alles ganz gut aus. Das Problem ist nur, dass die Leistung der FX-Prozessoren in allen bisher veröffentlichten Tests weit hinter den hochgesteckten Erwartungen zurückbleibt, die zudem von AMDs Marketing immer wieder angestachelt wurden. Das soll nicht heißen, dass der Bulldozer per se ein schlechter Prozessor ist – das ist er nicht.

Durchwachsene bis vernichtende Testergebnisse

Aber wenn man sich Tests wie den von Tom’s Hardware (AMD FX-8150 im Test: Der Bulldozer rückt an) durchliest, dann kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass AMDs aktuelle FX-Prozessoren in echten Highend-Systemen und Hochleistungs­workstations nichts zu suchen haben.

Tom’s testete mit dem FX-8150 das Topmodell der FX-Baureihe – und dennoch konnte der Prozessor gerade einmal mit Intels aktuellen Core-Prozessoren der zweiten Generation (Codename: „Sandy Bridge“) – letztlich „nur“ CPUs der gehobenen Mittelklasse – mithalten: In manchen Tests war er einen Tick besser, in anderen ein wenig (oder auch mal sehr viel) schlechter. Selbst die Vorgänger von AMD konnten teilweise deutlich bessere Ergebnisse abliefern als der FX-8150.

In keinem Fall jedoch kann das aktuelle Topmodell der Bulldozer-Architektur seinen Konkurrenten aus dem eigenen Haus und von Intel so die Fersen zeigen, wie man es eigentlich von ihm erwartet hätte.

Und das lässt auch noch die thermische Verlustleistung (TDP, Thermal Design Power) der FX-CPUs außer Acht, die bei den schwächsten AMD-CPUs auf dem Niveau der stärksten Intel-Prozessoren liegt. Das Resultat: Prozessoren mit höherer TDP müssen besser gekühlt werden, mit ihnen bestückte Systeme sind damit meist lauter – und verbrauchen meist auch mehr Energie. Beides – relativ geringe Leistung und relativ hohe Wärmeabgabe – ist in dieser Kombination einfach vernichtend für AMD.

AMD wird sich daher auf absehbare Zeit weiterhin in den preisgünstigeren Segmenten positionieren müssen, was mit deutlich niedrigeren Gewinnspannen als in den Hochpreissegmenten einhergeht. Das bedeutet wiederum weniger Geldmittel für künftige Forscung und Entwicklung oder auch Werbekampagnen. Die Lage kann sich für AMD zudem nur mehr weiter verschlechtern, da Intel in Kürze seine Prozessoren der Sandy-Bridge-E-Familie auf den Markt bringen wird, die die Leistungsschraube noch einmal spürbar anziehen werden.

Im Frühjahr des nächsten Jahres sollen zudem Intels Prozessoren der Ivy-Bridge-Generation kommen: Die bieten noch mehr Leistung und verringern gleichzeitig die TDP deutlich. Die verlustreichste Intel-CPU soll dann eine TDP von 77 Watt haben, während der verlustärmste FX-Prozessor von AMD derzeit bei 95 Watt liegt, dem Intel-Konkurrenten aber leistungsmäßig nicht annähernd das Wasser reichen können wird. Ob AMD da mit den geplanten „Piledriver“-Architektur dagegenhalten kann, muss abgewartet werden.

Alles in allem sind das recht düstere Aussichten für AMD. Man kann dem Hersteller daher nur einen Geistesblitz wünschen, der zu bahnbrechenden Änderungen im Chip-Design führt. Denn wenn dies nicht passiert, wird Intel seine Dominanz im Markt der Desktop-Prozessoren zunehmend zementieren – und das ist weder für einen Markt noch für die Endverbraucher auf Dauer gut.

Ausblick auf die Server-Prozessoren

Im Serverbereich könnte es für AMD besser aussehen. Einer der großen Unterschiede zum Desktop-Bereich ist die Kompatibilität zu älteren Systemen: Die neuen Serverprozessoren sollen sich auch auf bereits im Bestand befindlichen Serverboards nutzen lassen. Die Bulldozer-Abkömmlinge „Valencia“ und „Interlagos“ sollen in diesem Bereich jeweils die aktuellen Server-CPUs der Opteron-4000- bzw. Opteron-6000-Familie ersetzen.

„Valencia“ ist für Server mit einem oder zwei Prozessorsockeln konzipiert und unterscheidet sich nur in Teilen seiner Infrastruktur von den „Zambezi“-Chips. Für den „Interlagos“ hingegen werden zwei achtkernige Dies fusioniert, so dass eine „16-Kern“-CPU entsteht. Er ist für Server mit einem bis vier Prozessorsockeln konzipiert. (Quelle: AMD & Tom’s Hardware/GST)