Bremerhavener Studien: Haben Soziale Medien den Mittelstand erreicht?

Eine Online-Umfrage der Hochschule Bremerha­ven soll Klärung bringen: Haben soziale Netz­werke kleine und mittlere Betriebe bereits er­reicht oder nicht? Denn anders als größere Un­ternehmen scheuen noch viele KMU die Kosten und den Aufwand für die Teilnahme an sozialen Netzwerken. Zumindest das Handwerk beginnt jedoch umzudenken, wie eine an der Hochschule gerade entstandene Bachelorarbeit feststellt.

Bisher veröffentlichte Studien zeigen, dass sich kleine und mittelständische Unternehmen bisher nur im geringen Maße mit dem Einsatz von Social Media auseinandergesetzt haben. Diese Situation wird an der Hochschule Bremerhaven im Masterstudiengang Change Management in kleinen und mittelständischen Unternehmen unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Heike Simmet mit Hilfe einer Studie untersucht.

Im Rahmen dieser Studie werden per Online-Umfrage die Einschätzungen und Meinungen kleiner und mittelständischer Unternehmen über soziale Medien sowie das vorherrschende Verständnis von sozialen Kommunikations- und Dialogplattformen abgefragt. Aus den Ergebnissen der Umfrage sollen in einem zweiten Schritt konkrete Handlungsempfehlungen für den effizienten und zielgerichteten Einsatz von Social Media für kleine und mittelständische Unternehmen abgeleitet werden.

Die Erkenntnisse über eine Akzeptanz der sozialen Netzwerke im Handwerk sind bereits etwas weiter gediehen. Grund dafür ist eine Bachelorarbeit des Bremerhavener Wissenschaftlers Jannis Achenbach. Er untersuchte im Rahmen seiner Arbeit mit dem Titel Die Integration von Social Media Marketing in KMU des Handwerks am Beispiel des Unternehmensnetzwerkes GADE plus Partner die Umsetzungsmöglichkeiten von Social Media im Handwerk.

Achenbach kommt zu folgenden Erkenntnissen:

  • Das Potenzial von Social Media für unternehmerisches Handeln ist enorm, dies belegen die Mitgliederzahlen und Erfolgsgeschichten der einzelnen Plattformen.
  • Social-Media-Marketing bietet durch einen viralen Effekt die Möglichkeit, kostengünstig eine hohe Reichweite in der Marketing-Kommunikation zu erreichen.
  • Es wird so oder so über das eigene Unternehmen in sozialen Netzwerken diskutiert, also sollten die Unternehmen aktiv werden und an den Diskussionen teilnehmen.
  • Dadurch, dass zukünftige Führungskräfte mit den sozialen Netzwerken groß werden (Digital Natives), wird der Stellenwert des Web 2.0 (Soziale Medien) stetig ansteigen.

Neben den Vorteilen der kostengünstigen Kommunikation und hohen Reichweite müssen laut Achenbach die Unternehmen aber auch den Zeitaufwand für eine sinnvolle, aktive Teilnahme an sozialen Netzwerken berücksichtigen.

Außerdem bieten Social Media nicht für alle Unternehmen eine sinnvolle Kommunikationsmöglichkeit: Besonders schwierig wird die Einführung bei kleinen Handwerksbetrieben, da diese meist keine Zeit für solche Marketing-Kommunikationen haben.

Achenbachs Fazit: Für einen erfolgreichen Einsatz der sozialen Netzwerke muss sowohl ein ausreichend großes Interesse an diesen selbst vorhanden sein, als auch auch der Wille, zeitliche Ressourcen für Social-Media-Aktivitäten frei zu machen. Der Wissenschaftler empfiehlt kleinen und mittleren Betrieben deshalb, Teile der Social-Media-Aktivitäten (Strategie, Umsetzung und Kontrolle) in externe Hände zu geben, um trotz Zeitmangel einen Nutzen aus den sozialen Medien zu erhalten.

Seine Untersuchungen haben ergeben, dass die meisten Unternehmen (60 %) ohne klare Strategie in die sozialen Netzwerke eintreten. Dies kann zu Ressourcenverschwendung führen, z.B. weil an der Zielgruppe vorbei kommuniziert wird. Eine Strategie ist sehr wichtig, um einen guten und zielführenden Social-Media-Auftritt zu erlangen. Die Strategie sollte folgende Fragen bedienen: Was sind meine Ziele in den sozialen Medien? Wer ist meine Zielgruppe? Was interessiert meine Zielgruppe und wie erreiche ich meine Zielgruppe?

„Social Media ist für kleine Handwerksbetriebe aktuell noch kein brennendes Thema, da die Zeit und oft auch das Interesse fehlen“, so Achenbach abschließend. Allerdings zeige das Best-Practice-Beispiel Malerische Wohnideen, dass man auch als kleiner Handwerksbetrieb Erfolge mit den sozialen Medien erzielen kann.

Die Online-Umfrage der Hochschule zum Thema Social Media in kleinen und mittleren Unternehmen steht online allen interessierten Führungskräften in kleinen und mittelständischen Unternehmen offen. Die Ergebnisse werden den Studienteilnehmern auf Wunsch kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine möglichst zahlreiche Teilnahme ist erwünscht. (Quelle: Hochschule Bremerhaven/ml)