Open-Source-Anbieter auswählen

Solide Dienstleister beraten nach Bedarfsanalyse

Von Sabine Philipp

Ein zentrales Problem, das schwer zu durchschauen ist, ist die Programmfixierung mancher Berater. Denn nicht wenige Consultants empfehlen nur die freie Software, die sie kennen – und nicht die Programme, die für das Unternehmen die geeignetsten sind. Daher ist die Wahl des richtigen Anbieters essenziell.

Neben Firmen, die umfassend gute Open-Source-Lösungen offerieren, tummeln sich etliche schwarze Schafe. Die folgenden Punkte abzuprüfen, hat sich bei der Anbieterwahl erfahrungsgemäß sehr bewährt:

Checkliste für die Anbieterwahl

  • Der Anbieter sollte eine Weiterentwicklung garantieren können. Da ein Programm nur so gut sein kann wie die Gemeinschaft (Community), die daran feilt, ist es natürlich angebracht, einen Blick darauf zu werfen. Ein gutes Zeichen ist immer, wenn auch Institutionen dazugehören. Außerdem kann es nie schaden, sich ein Stimmungsbild zu machen. Wenn sich zwischen den wichtigsten Entwicklern ein ernster Streit abzeichnet, ist besondere Vorsicht angesagt. Denn im schlimmsten Fall kann sich die Community auflösen. Tipp: Viele Projekte sind auf Sourceforge zu Hause.
  • Spezifische Anpassungen sollten die Fachleute im Haus mit einer Art Baukasten bewerkstelligen können. Wenn alltägliche Erweiterungen und Anbindungen extra programmiert werden müssen, sollten Sie aufpassen. Extrawünsche kosten erfahrungsgemäß immer mehr.
  • Erkundigen Sie sich, wie die Updates geregelt sind.
  • Einen guten Dienstleister erkennt man am Support. Das gilt vor allem im Notfall, wenn es besonders schnell gehen muss. Regeln Sie daher in Ihrem IT-Vertrag die genauen Zuständigkeiten und welche Leistungen der Partner im Fall X zu erbringen hat.
  • Sprechen Sie mit den Referenzkunden.
  • Erkundigen Sie sich, welche Lösungen es im Angebot gibt und wie umfangreich sie sind. Erstvorschläge und Angebotspalette sind wichtige Zeichen: Achten Sie darauf, ob die Programme wirklich auf Ihre Anforderungen passen oder ob man Ihnen sofort die hauseigene Software andrehen will (nach dem Motto „Was nicht passt, wird passend gemacht“).
  • Analysieren Sie im Vorfeld, welche Schnittstellen es bei Ihnen gibt und über welche die Software des Anbieters verfügt. Das ist wichtig, denn erst wenn Sie die Voraussetzungen im eigenen Unternehmen geprüft haben, können Sie das richtige Programm für sich finden.
  • Fragen Sie den Anbieter, ob er über ein Netzwerk verfügt, über das er im Notfall auch andere Lösungen anbieten kann.
  • Denken Sie daran, dass der Dienstleister z.B. in Konkurs gehen könnte oder dass irgendwann aus einem anderen Grund ein Anbieterwechsel nötig bzw. gewünscht ist. Da man dann sehr böse Überraschungen erleben kann, sollten Sie eine solche Eventualität detailliert im IT-Vertrag regeln.

Netzwerke und Anlaufstellen

Open Source ist in Deutschland im Südwesten zu Hause. Wer dort seinen Betrieb hat, wird das Portal Open Source Region Stuttgart hilfreich finden, das ein Projekt der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) ist. In dieser Gegend können Unternehmer außerdem über www.nac-stuttgart.de auf das Net Application Center (NAC) zurückgreifen. Das regionale Kompetenzzentrum für Application Service Providing bietet interessierten Anwendern aus der Wirtschaft neben einem Marktüberblick eine neutrale Erstberatung zum Thema Online-Services an. Daneben führt man dort eine erste Anforderungsanalyse durch und gibt Hilfestellungen für die Erarbeitung und Umsetzung von Strategien zur Einführung von Online-Services im Mittelstand. Zudem gibt es in der Region Stuttgart einen Online-Branchenatlas, der Anwenderunternehmen die gezielte Suche nach Open-Source-Anbietern ermöglicht.

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Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserer Magazin­reihe. Einen Über­blick mit freien Down­load-Links zu sämt­lichen Einzel­heften bekommen Sie online im Presse­zentrum des MittelstandsWiki.

Ansonsten finden Sie auch auf heise Open eine ordentliche Anbieterdatenbank für Open Source im Geschäftsumfeld. Interessante Kontakte können Sie auf der Veranstaltung Open Source Meets Business knüpfen, dem jährlichen Kongress von Heise Events für IT-Entscheider.

Serie: Open Source im Mittelstand
Teil 1 sagt, wo die Stärken von freier Software liegen und was offene Standards bedeuten. Teil 2 sichtet Pro und Contra: Support, Folgekosten und Implementierung. Ein eigener Beitrag als Checkliste verrät außerdem, woran Sie gute Anbieter erkennen.

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