Sicherheitspakete für Windows XP: Wie riskant die Arbeit mit Windows XP ist

In weniger als elf Monaten wird Microsoft allen Support für Windows XP einstellen. Das bedeutet, dass es auch keine Sicherheitsupdates mehr geben wird. Wer XP trotzdem weiter nutzt, ist dann auf ein sehr gutes Schutzpaket angewiesen. AV-TEST hat daher aktuell 26 Internet-Security-Pakete geprüft.

MS-Auslaufsysteme brauchen schärferen Schutz

Von Markus Selinger

Statistiken zufolge soll der Anteil an Windows-XP-Systemen in Deutschland immer noch bei knapp 20 % liegen. Viele dieser Altsysteme stehen in kleineren und mittelständischen Unternehmen, die noch nicht auf Windows 7 oder Windows 8 migriert sind. Für sie ist ein bestens funktionierender Virenschutz nun wichtiger als je zuvor. AV-TEST hat 26 Internet-Security-Pakete auf ihre Schutzwirkung, Systemlast und Bedienbarkeit unter XP getestet – nicht alle arbeiten gut.

Auf vielen XP-PCs arbeiten die kostenlosen Security Essentials von Microsoft zusammen mit der internen Firewall als Schutzpaket. Dazu gibt es zwei schlechte Nachrichten. Erstens: Microsoft liefert nur bis 8. April 2014 Sicherheitsupdates für Windows XP. Zweitens: Microsoft Essentials zeigte im Test mit Abstand das schlechteste Ergebnis im Bereich der Schutzwirkung.

Im Test des Magdeburger Instituts waren neben 21 kommerziellen Versionen auch fünf kostenlose Produkte. Eines davon waren die Security Essentials von Microsoft (MSE). Die Ergebnisse dieses Programms dienten als Messlatte für das restliche Feld – es galt also, besser zu sein als die Lösung von Microsoft. Im Endergebnis gelang dies auch ganzen 24 Schutzpakten. Nur eines unterschritt die Leistung von Security Essentials.

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Laut Statistik soll der Anteil von XP im April 2013 immer noch nahe 20 % liegen. Das wäre immer noch fast jeder fünfte Desktop-PC. Sehr viele der XP-Rechner stehen bei kleinen und mittelständischen Unternehmen. (Bild: StatCounter)

Die Schädlingserkennung funktioniert

Im Testbereich Schutzwirkung mussten alle Suiten zwei Pakete von 0-Day-Malware abwehren: eines mit knapp 150 brandneuen und ein Paket mit über 20.000 gesammelten Schädlingen aus den letzten vier Wochen. Ergebnis: Die Top 10 in Sachen Schutzwirkung mit den maximal zu erreichenden 6,0 bzw. 5,5 Punkten kommen von Bitdefender, Comodo, F-Secure, Kaspersky Lab, Microworld, Symantec, BullGuard, ESET, G Data und Trend Micro.

Das beste kostenlose Produkt von Avast schaffte 5,0 Punkte. Die Messlatte von Microsoft Essentials lag mit 1,0 erreichten Punkten sehr niedrig. Besonders auffällig waren die niedrigen Erkennungsraten bei den bereits vier Wochen alten Schädlingen. Die Spitzengruppe hingegen schaffte immer eine hundertprozentige Erkennung.

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Die Schutzpakete von Bitdefender und Symantec erreichten die höchste Gesamtpunktzahl im Labortest Nr. 2/2013 von AV-TEST unter Windows XP als Testplattform. Im Vergleich zur MS-Standardlösung ist der Schutzfaktor der beiden Pakete wesentlich höher. (Bild: AV-TEST)

XP lässt sich schnell ausbremsen

Die meisten XP-Systeme laufen auf älterer Hardware und verfügen über maximal 4 GByte Arbeitsspeicher. Mit mehr arbeitet das 32-Bit-XP-System nicht. Daher ist der Test auf Systemlast ein sehr wichtiger Punkt der einzelnen Schutzpakete. Dabei wurden das Kopieren von Daten, der Download von Programmen oder etwa die Zeit für eine Programminstallation gemessen.

Security Essentials geht mit gutem Beispiel voran und belastet das XP-System relativ gering. Nimmt man diesen Wert als Messlatte, dann belasteten nur die vier Pakete von Webroot, AVG (Freeversion), Bitdefender und Tencent das XP-Testsystem noch weniger. Die drei Pakete von Avast, AVG und Panda verursachen eine genauso starke Last.

Betrachtet man die Systemlast in Kombination mit der Schutzwirkung, trifft man als bekannten Namen nur Bitdefender wieder. Die niedrigste Systemlast zeigte zwar das Paket von Webroot, doch dieses lag bei der Schutzwirkung nur auf Rang 20 von 26.

Die Lösungen von McAfee und Microworld fielen im Test durch eine besonders starke Systembelastung auf.

Fehlalarme rücken das Feld zusammen

Meldet eine Antivirensoftware ständig einen falschen Alarm und blockiert Webseiten oder Programme, wird der Nutzer verunsichert und beginnt irgendwann, sämtliche Warnungen zu ignorieren. Die Schutzlösungen wurden daher auch auf Fehlalarme getestet. Dafür mussten sie 500 Webseiten anzeigen und nicht fälschlich blockieren sowie über 600.000 gute Dateien erkennen.

Die meisten Internet-Security-Pakete machten hierbei eine gute Figur. Alle zeigten die Webseiten an. Beim Programmtest wurden lediglich ein bis fünf gute Programme geblockt. Nur die Lösung von Commodo fiel mit 23 geblockten Programmen negativ auf.

Serie: IT-Sicherheit
Teil 1 beschreibt die heutige IT-Sicherheitslage: Das Web bietet Angreifern bequeme Einfallstore. Teil 2 benennt die Lücken in Firmennetzwerken und zeigt die Tricks von Hackern und Spionen. Teil 3 skizziert die Zukunft der Gefahrenabwehr: System und Sicherheit unter einem Hut.

Fazit: Flottes System mit gutem Schutz

Im Gesamtergebnis findet sich das Internet-Security-Paket von Bitdefender mit 17 von 18 möglichen Punkten auf dem ersten Platz, gefolgt von Symantec mit 16 Punkten. Den dritten Rang teilt sich mit sehr guten 15,5 Punkten das kostenlose Schutzpaket von Avast mit den Lösungen von F-Secure und Kaspersky Lab. Avira war zwar in der Schutzwirkung etwas schwächer, belastet dafür aber das System etwas weniger.

Die kostenlose Lösung von Microsoft schaffte insgesamt nur 11,5 von maximal 18 Punkten. Mit anderen Worten: Alle Testkandidaten außer dem Schutzpaket von AhnLab arbeiten über dem Niveau der MS-Lösung.

Dass sich die bordeigenen Security-Lösungen von Microsoft weiterhin schwertun, zeigt ein eigener Test zur Sicherheit unter Windows 8.

Nützliche Links

Das Magdeburger Institut AV-TEST stellt alle zwei Monate Antivirensoftware für private Anwender und Unternehmen auf den Prüfstand; dabei wird immer zwischen Windows XP, 7 und 8 abgewechselt. Die jeweils aktuellen Ergebnisse lassen sich auf www.av-test.de jederzeit kostenfrei nachlesen.