Factoring im Mittelstand: Wie Factoring funktioniert

Forderungen lassen sich gut verkaufen. Der Factor legt das Geld sofort auf den Tisch und behält von der Rechnungssumme eine Gebühr ein. So bleibt das Unternehmen liquide – ohne dass es Sicherheiten vorlegen müsste. Für wen dieses Instrument interessant sein könnte, sagt dieser Schwerpunktbeitrag.

Forderungen verkaufen und flüssig bleiben

Von Ilka Stiegler, Vantargis GmbH

Mittlerweile steht die Sicherung der Liquidität für Unternehmen wieder an oberster Stelle. Umso wichtiger ist es, die klassische Hausbankfinanzierung mit alternativen Finanzierungsinstrumenten zu ergänzen. Mehr als 10.000 kleine und mittlere Unternehmen haben das bereits erkannt und bleiben mit Factoring flüssig.

Factoring bedeutet, Forderungen aus Warenlieferungen oder Dienstleistungen wiederkehrend an eine Gesellschaft zu verkaufen. Den Kaufpreis erhält man sofort.

Die Finanzierungsalternative gewinnt daher im Mittelstand immer weiter an Bedeutung. 2008 wuchs der Gesamtumsatz der im DFV verbundenen Institute gegenüber dem Vorjahr um rund 20 Mrd. Euro auf insgesamt 103,5 Mrd. Euro. Der Markt nahm um mehr als 24 % zu und in den letzten fünf Jahren hat sich die Quote mehr als verdoppelt.

Komplett oder für Fortgeschrittene

Beim klassischen Full-Service Factoring sind mit der Finanzierung, der Versicherung der Forderungsausfälle und dem Debitorenmanagement alle Aspekte in einer Dienstleistung vereint. Neben dieser Variante gibt es in der Praxis etliche weitere Modelle, die je nach Art des Unternehmens und den spezifischen Gegebenheiten eingesetzt werden. Besonders beliebt ist z.B. das Ausschnittsfactoring. Bei diesem Modell werden im Vorfeld der Zusammenarbeit Debitoren gezielt fürs Factoring ausgewählt. Unternehmen können so bestimmte Kundengruppen wie Schnellzahler ausschließen und dadurch Kosten sparen.

Rechnungen zu Geld machen

Bei den meisten Gesellschaften steht die Finanzierung im Vordergrund für den Einsatz von Factoring. Der Unternehmer erhält einen sofortigen Liquiditätszufluss durch den Verkauf seiner Forderungen. Er muss nicht warten, bis der Debitor die ausstehenden Rechnungen begleicht, sondern bekommt rund 80 % der Summe innerhalb von zwei Werktagen ausgezahlt. Die restliche Summe dient als Sicherheitseinbehalt für den Fall, dass der Debitor die Rechnung kürzt, und wird abzüglich einer Gebühr ausgezahlt, wenn der Factor die Rechnungssumme erhalten hat.

Die fortlaufende Sicherstellung der Liquidität bringt etliche Vorteile. Ein Unternehmer kann z.B. Rechnungen seiner Lieferanten eher begleichen und so im Einkauf Skontovorteile nutzen. Im Gegenzug kann er seinen Kunden längere Zahlungsziele einräumen, was ihm einen Wettbewerbsvorteil verschafft.

Factoring ist eine umsatzkongruente Finanzierung: Der Unternehmer profitiert davon nicht nur im Fall von steigenden Umsätzen, sondern auch bei saisonalen Schwankungen z.B. in vielen Konsumgüterbranchen.

Sicherheit dank Ausfallschutz

Neben der Finanzierung übernimmt der Factor auch das Ausfallrisiko der Forderungen (echtes Factoring). Hier sichern sich Factoringgesellschaften durch den Abschluss einer Warenkreditversicherung im Hinblick auf den jeweiligen Debitor ab. Für jeden Debitor wird ein Ankaufslimit vergeben, bis zu dessen Höhe der mögliche Forderungsausfall durch die Warenkreditversicherung abgedeckt ist. Wird nun ein Debitor zahlungsunfähig, so trägt der Factor dieses Risiko.

Debitorenmanagement inklusive

Neben der Finanzierung und dem Ausfallschutz ist das Outsourcing des Forderungsmanagements ein weiterer Vorteil. Dazu gehört neben der Debitorenbuchhaltung auch das Mahnwesen. Der Factor verbucht sämtliche Ausgangsrechnungen und stellt seinen Kunden eine taggenaue Debitorenbuchhaltung zur Verfügung. Sollte doch einmal ein Debitor nicht bezahlen, betreibt die Factoring-Gesellschaft das Mahn- und Inkassowesen.

Der Factoring-Kunde spart durch diese Auslagerung Zeit und Geld. Das Unternehmen weiß, dass das Debitorenmanagement professionell betreut wird und kann sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren.

Fazit: Aus eigener Kraft

Factoring ist heute für Mittelständler ein wichtiger Baustein in der Strategie der Unternehmensfinanzierung und ergänzt die klassischen Instrumente wie den Bankkredit. Während beim Kredit jedoch zusätzliche Sicherheiten hinterlegt werden müssen, ist das beim Factoring nicht der Fall. Das macht diese Dienstleistung auch für Gründer und junge Unternehmen interessant, die auf diese Weise eine Alternative zum klassischen Bankkredit haben.

Nützliche Links

Relevante Zusammenschlüsse sind der Deutsche Factoring-Verband e.V. sowie der Bundesverband BFM, die beide im Web u.a. mit Glossar, Kurzerklärungen und Statistiken vertreten sind.