Geografische Informationssysteme, Teil 1: Wie Verwaltungen mit ihren Geodaten arbeiten

Geografische Informationssysteme halten sämtliche Daten zu den einzelnen Flurstücken digital bereit – im besten Fall gleich mit den zugehörigen Informationen aus dem kommunalen Dokumentenmanagement verknüpft. Frank Zscheile erklärt, was intelligente GIS heute leisten und welche Lösungen es gibt.

Kaum eine Entscheidung fällt ohne Grund

Von Frank Zscheile

Geografische Informationssysteme (GIS) zählen heute zu den Kernelementen einer modernen E-Government-Infrastruktur. Fast alle Kommunen setzen solche Lösungen bereits ein und unterstützen damit ihre zentralen Planungs- und Entscheidungsprozesse – immerhin haben rund 80 % aller Verwaltungsvorgänge in einer Kommune einen Raumbezug.

Als integrierte Systeme bestehen GIS aus Hardware, Software, Daten und Anwendungen. Sie dienen dazu, raumbezogene Daten digital zu erfassen, zu speichern, zu analysieren und zu präsentieren. Ihre Basis sind alle Arten von Geodaten: Bezugssysteme, Grundlagennetze, Höhendaten, Topografiedaten, Verwaltungsgrenzen (national, regional, lokal) und Luftbilder.

Solche Angaben zu den Flurstücken werden von den Vermessungs- und Katasterämtern erfasst. Diese stellten sie den Kommunen bisher mit den Verfahren Automatisiertes Liegenschaftsbuch (ALB) und Automatisierte Liegenschaftskarte (ALK) bereit. Beide Verfahren werden derzeit zusammengeführt und auf das neue Amtliche Liegenschaftskatasterinformationssystem ALKIS als bundeseinheitliches Verfahren umgestellt. Die ersten Länder haben mit der Einführung von ALKIS begonnen (über den aktuellen Stand der Dinge informiert die AdV).

GIS-Vorteile für Kommunen

Der GIS-Einsatz entlastet Kommunen von manuellen Kartier- sowie Zeichenarbeiten und vermeidet Doppel- oder Mehrfachnachweise raumbezogener Daten. Die Verwaltung profitiert dank neuer Visualisierungstechniken von einer höheren Informationsqualität; durch räumliche Analysen verbessern sich außerdem Auswerte- und Auskunftsmöglichkeiten. Eine gute Übersicht zu Aufgaben, Nutzen und auch den Risiken bei der Einführung von GIS bietet der Landkreis Cham.

Tiefbauämter, Bau- und Liegenschaftsverwaltungen sind typische Bereiche einer Kommunalverwaltung, die mit Geoinformationssystemen heute wie selbstverständlich arbeiten. Sie können damit alles zur Verfügung stellen, was einen direkten Zusammenhang zwischen Sachinformation und Raum hat: Flurkarten, Daten über den Verlauf von Wasserleitungen und Kanälen etc. – im (seltenen) Idealfall sogar freie Leerrohre für einen Breitbandausbau. Letztlich geht es in fast allen Bereichen des kommunalen Verwaltungshandelns um dieselben Fragestellungen:

  • Was? (Klärung der Aufgabenstellung)
  • Wo? (Raumbezug, Fläche, Kataster)
  • Für wen? (Einwohner, Bürger, Firmen, Nachbarkommunen u.a.)

Daten aus dem hauseigenen GIS fließen stets auch in die jeweiligen Fachverfahren ein, ob bei der Bauleitplanung, dem Kanal- und Liegenschaftswesen oder bei der Umwelt- und Grünpflege. Geografische Informationssysteme dienen dabei zunehmend nicht mehr nur Auskunftszwecken, sondern unterstützen die Analyse und Gestaltung von Geschäftsprozessen, z.B. bei der Verwaltung von Gewerbeflächen oder im Standortmarketing.

Serie: Geografische Informationssysteme
Teil 1 sieht sich um, wo kommunale GIS überall von Nutzen sein können: 80 % aller Verwaltungsvorgänge sind raumbezogen. Teil 2 erklärt, warum Geodaten und Dokumentenmanagement verknüpft sein sollten. Außerdem geht es um den Datenschutz und um die Kostenübernahme. Ein Extrabeitrag widmet sich dem Berufsbild Geodatenmanager.

Der Anbietermarkt ist groß

Die funktionale Palette von GIS ist breit. Sie beginnt bei einfachen Auskunfts- und Präsentationssystemen (Desktop- und Terminalserver-Systeme) und endet bei Highend-Systemen für komplexe Fachanwendungen.

Ebenso heterogen ist der Anbietermarkt. Im kommunalen Bereich bekannte GIS-Systeme sind ESRI, w3GIS/komGDI, CAIGOS, Geografis oder Polygis. Die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) bietet mit dem offenen kommunalen geografischen Informationssystem OK.GIS Gemeinden, Städten, Landkreisen und Zweckverbänden eine Möglichkeit, eigene Geofachdaten – z.B. Karten zur Bauleitplanung, zum Regionalmarketing und zum Tourismus – im Internet zu veröffentlichen.

AKOGIS gibt Orientierungshilfe

Daneben gibt es etliche Anbieter mit Schwerpunkt im gewerblichen Bereich sowie diverse Open-Source-Produkte. Eine Orientierungshilfe gibt der Arbeitskreis für Kommunale Geoinformationssysteme AKOGIS. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die Einrichtung, Führung und Nutzung kommunaler Geoinformationssysteme zu unterstützen und zu fördern. Dem AKOGIS zufolge sollen GIS in der technischen und nicht-technischen Kommunalverwaltung ebenso zum Standardwerkzeug werden wie es Textverarbeitung, Tabellenkalkulation oder CAD-Systeme bereits sind.

Anschaffungs- und Betriebskosten eines solchen Systems sind allerdings nicht niedrig. Der Weg in Richtung des eigenen kommunalen GIS wird daher mancherorts noch zögerlich beschritten. Der AKOGIS bietet hierfür Seminare und kostenlose Arbeits- und Entscheidungshilfen zur Einrichtung, Führung und Nutzung kommunaler Geoinformationssysteme. Er informiert auch darüber, welche Funktionalität man heute voraussetzen kann, welche alternativen GIS-Architekturen und Arbeitsplatztypen es gibt und wie man das Pflichtenheft aufstellt.

GIS-Infrastruktur gemeinsam nutzen
Angesichts der hohen Anschaffungskosten haben sich interkommunale Ansätze in Form einer Aufteilung zwischen Landkreis und Kommunen bewährt. Das Landratsamt stellt die GIS-Dienste dabei den teilnehmenden Gemeinden zur Verfügung, die Kosten für die einzelne Kommune orientieren sich an der Einwohnerzahl und der Anzahl der Flurstücke.
Wie man Geodaten sinnvoll mit dem Dokumentenmanagement verknüpft, was offene Bürgerportale bringen und wer die Kostenfrage beantwortet, behandelt Teil 2 dieser Serie.

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