Ausschreibungen internationaler Organisationen: Mit den Guten ins Geschäft kommen

Internationale Hilfsorganisationen sind gute Kunden mit großem Budget. Entwicklung braucht nicht nur warme Wolldecken und Lebensmittel. Hilfe im Straßenbau ist ebenso gefragt wie aktuelles Know-how und moderne Technik. Wer mit der EU oder den Vereinten Nationen ins Geschäft kommen will, muss vor allem hartnäckig sein.

Mit den Guten ins Geschäft kommen

Von Sabine Philipp

Internationale Hilfsorganisationen sind gute Kunden mit großem Budget. Entwicklung braucht nicht nur warme Wolldecken und Lebensmittel. Hilfe im Straßenbau ist ebenso gefragt wie aktuelles Know-how und moderne Technik. Wer mit der EU oder den Vereinten Nationen ins Geschäft kommen will, muss vor allem hartnäckig sein. Die Ausschreibungen sind kompliziert, meist auf Englisch und erfordern oft einen gewissen Vorlauf.

Abgesehen davon ist die Konkurrenz enorm. Und meistens macht einfach der Billigste das Rennen. Denn schließlich wollen die Organisationen möglichst vielen für wenig Geld helfen. Ein guter Auftrag ist aber machbar und kann sich durchaus lohnen. Auch wenn es am Anfang sinnvoll ist, mit kleineren Projekten zu beginnen.

Die wichtigsten Kunden

Vereinte Nationen

Die United Nations verteilen den größten Batzen. Allerdings haben vor den Auftrag die Götter den Fleiß gesetzt. Denn nicht einmal innerhalb der Organisation ist die Vergabepraxis einheitlich. Die einzelnen Unterorganisationen (etwa UNICEF) verfolgen nämlich eigene Beschaffungsvorschriften. Immerhin sind die meisten Beschaffungskonzepte ähnlich.

UN Global Marketplace
Auf www.ungm.org sind die Ausschreibungen zumindest einiger Organisationen gebündelt. Mehr Infos zu dem recht komplizierten Procedere nebst konkreten Adressen hat das Außenwirtschaftsportal iXPOS ins Netz gestellt.

Um überhaupt ins Geschäft zu kommen, müssen Sie sich vorher bei der entsprechenden Organisation registrieren. Nur dann werden Sie aufgefordert, ein Angebot zu machen.

Europäische Union

Mit einem nicht unbeträchtlichen Auftragsvolumen hantiert auch die EU. Sie stellt bis zum Jahr 2013 rund 70 Mrd. Euro für Außenhilfeprogramme zur Verfügung. Zwar hat jedes Entwicklungshilfeprogramm eigene Beschaffungsvorschriften, aber doch recht ähnliche.

Leitfaden und Datenbank
Einen Leitfaden mit praktischen Informationen zur Teilnahme an EU-Drittstaatenprogrammen hat die Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) als PDF ins Netz gestellt. Eine Datenbank mit den Ausschreibungen finden Sie auf den Seiten der Europäischen Kommission.

Gut zu wissen: Während bei den Liefer- und Bauaufträgen das günstigste technisch adäquate Angebot den Zuschlag erhält, wird bei Dienstleistungsaufträgen die Qualität höher gewertet.

Konkrete Hilfe bei öffentlichen Ausschreibungen in Europa und in der Bundesrepublik können Sie bei den Auftragsberatungsstellen (ABST) bekommen, die auch Schulungen durchführen. Eine Adressliste aller Stellen in der Bundesrepublik (als PDF) gibt es als Faltblatt zum Download.

Weltbank

Der Dritte im Bunde ist die Weltbankbankgruppe, die aus fünf Organisationen besteht. Laut Bundesagentur für Außenwirtschaft ist es wegen des Ablaufschemas (Projektzyklus) besonders wichtig, sich möglichst früh über die Projekte zu informieren. Erste Informationen stellt die Weltbank online ins Netz. Generelle Informationen über die Projekte finden Sie auf den Seiten der bfai. Eine Datenbank mit den Ausschreibungen der Weltbank gibt es auf den dgMarket-Seiten.

Checkliste vor dem Start

Bevor Sie sich mit Eifer auf Entwicklungshilfeausschreibungen stürzen, sollten Sie sich folgenden Fragen stellen:

  • Kommen die Waren oder Dienstleistungen überhaupt in Betracht? – Grundsätzlich wird alles benötigt, was bei Notfällen und für den Aufbau einer Infrastruktur taugt.
  • Sind die Waren robust? Können sie widrigsten Bedingungen trotzen?
  • Ist der Lieferpreis konkurrenzähig? – Bedenken Sie, dass Sie eventuell mit Mitbewerbern aus Billiglohnländern im Wettbewerb stehen.
  • Sind Sie in der Lage, das Produkt über einen längeren Zeitraum zu diesem günstigen Preis anzubieten? Meist werden nämlich längerfristige Partnerschaften gesucht.
  • Können Sie Referenzen vorweisen?
  • Haben Sie bereits Erfahrungen in dem Land gesammelt, in dem die Hilfe benötigt wird? Dann steigen die Chancen spürbar.
  • Haben Sie genug Zeitressourcen, um sich an den Ausschreibungen zu beteiligen?
  • Haben Sie ordentliche Englischkenntnisse?

Fazit: Dranbleiben!

Falls es im ersten Anlauf trotz gutem Angebot nicht geklappt hat – nicht verzagen! In aller Regel ist das Vorhaben nur an einer Kleinigkeit gescheitert. Die Modalitäten sind nun einmal komplex. Schon im Vorfeld kann es nicht schaden, den persönlichen Kontakt zu suchen und den Beamten konkret über das Projekt zu interviewen.

Häufig bleibt der erfolgreiche Zuschlag allein deshalb aus, weil die Formalitäten nicht genau eingehalten wurden. Die EU-Beamten verstehen da keinen Spaß. Ein Angebot nach Annahmeschluss hat z.B. grundsätzlich keine Chancen. Selbst wenn nicht Sie, sondern der Kurierdienst die Schuld trägt. Oder ein Erdbeben.

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