Andreas von Harsdorf

Webshops brauchen Entwickler, die praktisch denken

Andreas von Harsdorf betreibt hauptberuflich ein Konstruktionsbüro für Membranbau und nebenbei einen erfolgreichen kleinen Onlineshop für hochwertige Gourment-Artikel: www.lukullium.de. Der Weg dahin war nicht ganz leicht. Weil er anfangs einen Dienstleister wählte, der nur mit der Programmierung großer Shops Erfahrung hatte, musste von Harsdorf ordentlich Lehrgeld bezahlen. Trotzdem bereut er es keinen Tag. „Es macht Spaß. Die Kunden sind sehr zufrieden und empfehlen mich weiter. Was will man mehr?“ Einen passenden Dienstleister für die technische Weiterentwicklung des Shops hat er mittlerweile auch gefunden.

MittelstandsWiki: Es gibt so viele Online-Shops für Gourmet-Artikel. Warum sollte die Welt ausgerechnet auf Lukullium gewartet haben?

Andreas von Harsdorf: Weil unsere Produkte besonders sind: Sie sind frei von künstlichen Aromen, Zusätzen und Konservierungsstoffen, und die meisten unserer Produkte sind echte Raritäten. Sie werden in kleinen Familienbetrieben gefertigt und sind ansonsten sehr schwer erhältlich. Einige unserer Spezialitäten bekommt man in Deutschland nur bei Lukullium. All das kommt bei unseren Kunden sehr gut an.

MittelstandsWiki: Aber die Konkurrenz ist doch sicher sehr groß, zumal es heute ja relativ einfach ist, einen Online-Shop aufzumachen.

Andreas von Harsdorf: Das würde ich so nicht unterschreiben.

MittelstandsWiki: Wieso nicht? Heutzutage kann man sich doch an jeder Ecke einen Shop-Baukasten für ein paar Euro fünfzig kaufen.

Andreas von Harsdorf: Das habe ich auch erst gedacht und mir einen solchen Baukasten gekauft. Nach einiger Zeit war mir aber klar, dass ich für unsere Anforderungen ein größeres und flexibleres System brauche. Es gibt so viele Details, die Sie beim Aufbau nicht vorhersehen können und bei denen Sie im laufenden Betrieb nachbessern müssen.

MittelstandsWiki: Wo zum Beispiel?

Andreas von Harsdorf: Ich mache gerade eine Trusted-Shop-Zertifizierung. Und da muss man unter anderem Vorkehrungen treffen, dass Minderjährige keinen Alkohol kaufen können. Ich habe das nun so geregelt, dass sich die Bezahlmöglichkeiten auf die Kreditkarte reduzieren, sobald jemand den Haselnussgeist oder den Schokoladenlikör in den Warenkorb legt. Von solchen Anpassungen spreche ich. Viele Shopsysteme sind hier nicht flexibel genug. Die Kehrseite der Medaille ist, dass Sie für solche Aktionen eine Firma brauchen, die das programmiert.

MittelstandsWiki: Was hat Sie der Online-Shop gekostet?

Andreas von Harsdorf: In der Standardversion, ohne Grafik, Inhalte und ohne Anpassungen, lag er deutlich im fünfstelligen Bereich.

MittelstandsWiki: Warum war er so teuer?

Andreas von Harsdorf: Ich habe den Fehler gemacht, einen Dienstleister zu nehmen, der für meinen kleinen Shop etwas überdimensioniert war. Er hatte tolle Referenzen für große Industriekunden, aber leider keine Erfahrung mit kleinen Shop-Betreibern, die viele kleinere Artikel vertreiben. Und er war es gewohnt, auf der Kundenseite einen Software-Entwickler als Ansprechpartner zu haben; und das war bei mir nicht gegeben.

MittelstandsWiki: Haben Sie das nicht kommuniziert?

Andreas von Harsdorf: Doch. Ich habe gleich von Anfang an klar gestellt, dass ich in diesem Bereich keine Erfahrung habe und ich entsprechende Beratung benötige. Er hat mir versichert, dass das kein Problem wäre und dass er auch auf die Bedürfnisse kleiner Shops eingehen kann. Aber am Ende war es doch ein Problem. Und so wurde der Shop wesentlich teurer als ursprünglich geplant.

MittelstandsWiki: Und warum haben Sie nicht gekündigt, als gemerkt haben, dass es nicht so läuft, wie es sollte?

Andreas von Harsdorf: Weil ich vertraglich gebunden und weil zuvor ein bestimmtes Leistungsvolumen vereinbart worden war. Ich kann nur jedem potenziellen Shop-Betreiber raten, die Referenzprojekte ganz genau zu prüfen und möglichst mit mehreren aktuellen Referenzkunden über ihre Erfahrungen mit dem Shop-Entwickler zu sprechen. Ganz besonders, wenn Sie nicht wissen, wie der Dienstleister arbeitet.

MittelstandsWiki: Und jetzt?

Andreas von Harsdorf: Jetzt habe ich einen Programmierbetrieb gefunden, der sich mit Shops meiner Größe auskennt und der auch aktiv berät und von sich aus Änderungen vorschlägt. Für jede Änderung macht er ein Angebot auf Stundenbasis. Das ist überschaubar und man kann es noch steuern.

MittelstandsWiki: Wie findet man einen guten Anbieter, der passt?

Andreas von Harsdorf: Durch Glück. Ich habe viel im Internet recherchiert, Beurteilungen gelesen und natürlich auch nachgeschaut, ob er vergleichbare Shops programmiert hat. Anschließend hat er mich besucht und wir haben alles persönlich miteinander besprochen. Eine reine Kommunikation über das Internet oder über das Telefon finde ich in einem solchen Fall ein bisschen schwierig.

MittelstandsWiki: Haben Sie es je bereut, den Shop zu eröffnen?

Andreas von Harsdorf: Nein, keinen Tag. Es macht sehr viel Spaß. Die Kunden sind sehr zufrieden und empfehlen mich weiter. Was will man mehr?

Das Interview führte Sabine Philipp.