WiFi-Mesh-Systeme im Test, Teil 2 (Installation)

Setup mit und ohne Cloud oder App

Von Dr. Harald Karcher

Gemeinsam ist den neuen WiFi-Mesh-Systemen nicht nur, dass sie ein flächendeckendes WLAN unter einer einzigen SSID versprechen, sondern auch dass dies unkompliziert und einfach wird. Sichtbares Zeichen dieses Versprechens ist das eher schicke Design der Geräte, die man nicht in der Technikecke verstecken muss. Wir haben also zunächst getestet, wie einfach die Einrichtung des WiFi-Mesh-Systems bei den fünf Kandidaten AVM, Eero, Google, Luma und Orbi ist.

AVM-Router und -Repeater

Die AVM Fritz!Box 7580 wirbt auf der Schachtel mit der aggregierten Bruttobandbreite aller intern verbauten WLAN-Funker, also 2533 MBit/s. Das ist die Summe aus WLAN 11ac Wave-2 bis 1733 MBit/s und WLAN 11n bis 800 MBit/s. Der AVM Fritz!WLAN Repeater 1750E gehört ebenfalls zur Gigabit-Liga: WLAN ac Wave-1 bis 1300 MBit/s und WLAN 11n bis 450 MBit/s (alle Werte brutto).

Im Gegensatz zu den vier puren WiFi-Mesh-Pärchen im Test kann die AVM-Kombi nicht nur mit Highspeed-WLAN samt Mesh-Komfort, sondern auch noch mit einer Fülle weiterer Funktionen auf der Router-Schachtel prahlen: Vor allem DSL/VDSL-Modem, Telefonanlage, DECT-Basisstation. Das fehlt den anderen komplett.

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Fritz!Box 7580 (links) und AVM Fritz!WLAN Repeater 1750E (rechts): Das getestete WLAN-Pärchen von AVM ist ein klassischer Highend-WLAN-Router mit einem klassischen WLAN-Repeater. Beide beherrschen WLAN 11n und 11ac, aber auch Mesh-Komfort, etwa Single SSID. (Bild: Harald Karcher)

Koppelungskomfort beim AVM-Pärchen

Die Koppelung von Router und Repeater war beim AVM-Pärchen denkbar einfach:

  1. Fritz!WLAN Repeater 1750E an das Stromnetz anschließen.
  2. WPS-Taste am WLAN-Repeater gedrückt halten, bis die WLAN-LED blinkt, was nach circa 6 Sekunden der Fall war.
  3. WLAN-Taste an der Fritz!Box gedrückt halten, bis die WLAN-LED blinkt, was ebenfalls nach circa 6 Sekunden der Fall war.

Mehr Installationskomfort hatte im Test auch kein WiFi-Mesh-System aus den USA zu bieten. Drei von vier Mesh-Pärchen mussten wir über eine Handy-App koppeln, das Netgear-Pärchen war schon ab Werk gekoppelt, hat somit 12 Sekunden fürs Koppeln gespart.

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Das AVM-Router-und-Repeater-Pärchen hat im Test automatisch identische SSIDs namens Fritz!Box 7580 CS im 2,4-GHz-Band ausgestrahlt, bei 5 GHz ebenso. Das nennt man auch Single SSID, weil der normale User auf seinem WLAN-Gerät nur eine einzige SSID sehen kann. Die vielen weiteren SSIDs im Bild funkten aus der Nachbarschaft herein. (Bild: Harald Karcher)

Single-SSID-Komfort beim AVM-Pärchen

Die meisten WLAN-Mesh-Anbieter verweisen darauf, dass herkömmliche Router-und-Repeater-Systeme mehrere verschiedene (!) SSID-Netzwerknamen in die Luft ausstrahlen, in die sich der arme WLAN-End-User beim Wandern durch sein großes Heim dann immer wieder gesondert einloggen müsse.

Der getestete AVM Fritz!WLAN Repeater 1750E jedoch baute im Test, ganz vorsätzlich und automatisch, nur ein (!) einziges gemeinsames WLAN-Netz (sprich Single SSID) mit dem WLAN-Router auf (siehe Screenshot aus dem WiFi Analyzer). Hier hatte AVM schon Single-SSID-Komfort, bevor die neuen Mesh-Systeme aus Amerika überhaupt auf den deutschen Markt kamen.

Serie: WiFi-Mesh-Systeme im Test
Teil 1 stellt die fünf Systeme vor: die AVM Fritz!Box 7580 mit dem Fritz!WLAN Repeater 1750E, das Eero Home WiFi System, Google WiFi, das Luma Surround WiFi System und Netgear Orbi. Teil 2 berichtet, welcher Aufwand jeweils für Installation und Setup erforderlich ist, und Teil 3 erläutert die Messergebnisse bei Stromverbrauch, Speed und Reichweite.

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Die Eero-WiFi-Stationen sind klein, leicht und hübsch. Die Hardware der beiden WiFi Points ist quasi identisch. Hinten gibt es Anschlüsse für 1 × Strom, 2 × LAN und 1 × USB, sonst nichts. Welcher Point nun genau die WLAN-Basis spielt und welcher den Verstärker, wird via Software definiert. Ein Internet-Modem ist aber nicht verbaut, das muss der User selber haben – oder besorgen. (Bild: Harald Karcher)

Eero Home WiFi System

Eero sieht sich selbst als den ersten WLAN-Hersteller, der keinen zentralen WLAN-Router mehr hat, sondern ein Wireless-Mesh-Netzwerk mit mehreren Access Points, die über die Wohnung oder das Büro verteilt werden. Laut eigenen Angaben hat Eero „[t]he only WiFi system with TrueMesh“, Stand Frühling 2017.

Setup und Koppelung des Eero-Pärchens per App

Eero zufolge ist die Installation sehr einfach: Man benötigt dazu ein Smartphone mit der Eero-App und eine aktive Internet-Verbindung, in der Regel also ein Internet-Modem. Das war im Test eine vorhandene AVM 7390.

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Das Eero Home WiFi System wird über eine Handy-App installiert und verwaltet. (Bild: Harald Karcher)

Das zur Installation von Eero zwingend nötige Smartphone muss mindestens Bluetooth 4.0 mit BLE verstehen. Als Betriebssystem muss mindestens iOS 8.0 oder Android 4.3 oder höher installiert sein. Ein vorhandenes LG-G5-Smartphone mit Android 7.0, WLAN 11ac und Bluetooth-Version 4.2 LE hat diese Voraussetzungen im Test erfüllt. Wir verwendeten das gleiche LG G5 auch für den Test der Mesh-Pärchen von Google und von Luma, die sehr ähnlich wie das Eero-Pärchen gestrickt sind.

Das Netgear-Orbi-Pärchen dagegen konnten wir über einen ganz normalen Laptop-Browser installieren. Die Kombi von AVM ebenso. AVM und Netgear erfordern kein Smartphone zur Installation.

Cloud Accounts für Eero, Google und Luma: Nach dem Anlegen eines Eero-Cloud-Accounts im Internet war die Inbetriebnahme der beiden Eero-Stationen in der Tat nicht schwierig. Bei den Pärchen von Google und Luma lief es ganz ähnlich. Dagegen erforderten die WLAN-Pärchen von AVM und Netgear keinen Cloud-Account zum Setup erfordert. Wer anonym bleiben möchte, hat bei den Mesh-Pärchen von Eero, Google und Luma keine Chance. Bei AVM und Netgear klappt es dagegen völlig anonym.

Single SSID beim Eero-Pärchen

Gleich nach der drahtlosen Koppelung des Eero-WLAN-Pärchens konnten wir in der WiFi-Analyzer-App eines Android-Smartphones folgende Veränderungen im Luftraum beobachten: Im 2,4-GHz-Band wölbte sich jeweils ein neuer Hügel für die Eero-Basisstation und ein weiterer für die Eero-Verstärkerstation im Spektrum auf. Im 5-GHz-Band lief es genauso.

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Das Eero-WiFi-Pärchen sendet auf 2,4 und auf 5 GHz nur einen einzigen, identischen SSID-Netzwerknamen aus: „eero“. So wird der WLAN-Verbraucher nicht von verschiedenen SSIDs verwirrt. (Bild: Harald Karcher)

Vier neue Frequenzhügel in der Wifi-Analyzer-Grafik? Jawohl, das passt perfekt. Denn zwei Funker (Basis und Verstärker) auf zwei Bändern (2,4 und 5 GHz) ergeben vier Hügel in der Spektrumsanalyse: Beide WLAN-Stationen sind ja Dualband-Funker. Und warum haben alle vier Hügel den identischen SSID-Netzwerknamen „eero“? Weil die Eero-Basisstation just diesen Netzwerknamen automatisch und vorsätzlich auf beide Access Points (2,4 und 5 GHz) in beiden WLAN-Stationen (Basis und Verstärker) durchgeschoben hat. Und welchen Vorteil soll das haben? Voilà:

  • Unser ASUS-Mess-und-Wanderlaptop sieht vom Dach bis in den Keller immer nur diesen einen SSID-Netzwerknamen „eero“. So eine Single SSID verwirrt den normalen WLAN-User viel weniger, als wenn das Eero-Pärchen zwei oder gar vier verschiedene SSIDs in die Luft hinaus pusten würde.
  • Der normale WLAN-User loggt sich immer nur in diese einzige SSID ein, die im ganzen Haus überall identisch aussieht. Da muss er nicht viel überlegen und auch nie die SSID-Namen wechseln, wenn er sich mit seinem Laptop im Gebäude bewegt.
  • Der WLAN-User muss auch nicht wissen, ob sein WLAN-Laptop oder WLAN-Handy nun gerade in der Eero-Basisstation oder in der Eero-Verstärkerstation eingeloggt ist.
  • Der WLAN-User muss zudem auch nicht unbedingt wissen, ob sein WLAN-Laptop oder sein WLAN-Handy nun gerade auf 2,4 GHz oder auf 5 GHz in das Eero-WLAN-Pärchen eingeloggt ist.

Diesen Mesh-Systemkomfort einer Single SSID hatten alle (!) fünf Testpärchen zu bieten. Auch jenes von AVM. Wir erklären das Prinzip aber nur hier bei Eero etwas ausführlicher.

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Im Frühling 2017 waren die Google WiFi Points in Deutschland noch nicht offiziell lieferbar. Wir testeten daher zwei amerikanische Exemplare. (Bild: Harald Karcher)

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Das Google-WiFi-Pärchen sendet auf 2,4 und auf 5 GHz nur einen einzigen, identischen SSID-Netzwerknamen aus: „Google WiFi“. Google ist noch konsequenter als die anderen vier Testkandidaten und zeigt sogar im WiFi Analyzer nur eine einzige Funkzelle an. (Bild: Harald Karcher)

Google WiFi

Laut Google-Produktseite positioniert sich auch der Suchmaschinengigant in Sachen WLAN als WiFi-Mesh-Systemanbieter: „Google Wifi uses ‚mesh‘ technology to create a single Wi-Fi network, so you always stay seamlessly connected as you move from room to room.“ Anstatt des bisher üblichen, zentralen WLAN-Routers nutzt Google „multiple points […] Each Wifi point acts as a router, producing a high-fidelity signal for optimal device connection“ (Stand Frühling 2017).

Wie bei Eero und Luma wird auch bei Google das WiFi-Mesh-Pärchen über eine Handy-App installiert, gekoppelt und verwaltet. Zuvor muss der WLAN-Betreiber einen Cloud-Account bei Google anlegen. Ein völlig anonymer WLAN-Betrieb (wie bei AVM und Netgear) war mit Google WiFi im Test nicht möglich.

Diese Google WiFi Points haben allerdings kein eigenes Internet-Modem. Wir führten ihnen das Internet im Test aus einer AVM 7390 per LAN-Kabel zu. Die 7390 hing dabei am VDSL-50 der Deutschen Telekom.

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Die beiden Luma-WiFi-Mesh-Stationen sehen vorne und hinten jeweils identisch aus. Darunter liegt gerade unser 17-Zoll-Notebook von ASUS als Größenvergleich. Mit diesem Laptop haben wir den Nettospeed aller fünf WLAN-Pärchen vermessen. (Bild: Harald Karcher)

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Das Luma-Pärchen sendete zwei identische SSID-Netzwerknamen: „luma“. Der WLAN-Verbraucher sieht aber nur ein einziges WiFi-Netz namens „luma“. Der Screenshot zeigt die Sicht eines WiFi Analyzers im 2,4-GHz-Band. Bei 5 GHz sieht es ähnlich aus. (Bild: Harald Karcher)

Luma Surround WiFi System

Luma preist sein Mesh-System als „the world’s fastest and most reliable home WiFi system – that only takes minutes to set up. Just three little Lumas will work together to blanket your home with stable, super-fast WiFi in every room“ (Stand Frühling 2017). Wir testeten bei allen fünf WLAN-Pärchen „nur“ ein Zweierset, weil Dreiersets noch nicht von allen Mesh-Herstellern verfügbar waren.

Auch beim Luma Surround WiFi System laufen Installation, Koppelung und Verwaltung des WLAN-Pärchens (wie bei Eero und bei Google WiFi) über eine Handy-App. Die drei Systeme wirken wie aus dem gleichen Holz geschnitzt.

Vorne und hinten sehen die beiden Luma-Stationen jeweils identisch aus. Vorne leuchtet ein LED-Ring farbig, je nach Betriebsstatus. Hinten sitzen Buchsen für 1 × USB, 2 × LAN, 1 × Strom. Welcher der beiden Mesh-Points nun die Basis und wer den Verstärker spielt, wird via Software definiert.

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Netgear Orbi von vorne: groß und schwer, wie gequetschte Blumenvasen, aber durchaus gefällig. Beide Stationen sind nahezu identisch. (Bild: Harald Karcher)

Netgear Orbi

Das Netgear Orbi AC3000 Tri-band WiFi System verspricht laut Meldung zur IFA 2016 die „branchenweit erste, innovative Tri-Band-Technologie, die schnellstes WLAN in jeden Bereich des Zuhauses liefert“. Bei Amazon.de ist das WiFi-System seit 10. November 2016 gelistet. Netgear hebt die große Reichweite seines Orbi-Systems hervor.

Orbi muss man nicht über eine Handy-App konfigurieren. Wir konfigurierten den WLAN-Router von Netgear (und jenen von AVM) auf einem großen Windows-10-Laptop mit dem Edge-Browser von Microsoft. Wir finden ein Router-Setup am großen Laptop komfortabler als am kleinen Smartphone-Display.

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Das Orbi-System strahlte über alle vier Stockwerke hinweg nur eine einzige, identische Single SSID aus, und zwar „ORBI10“, sowohl auf 2,4 GHz (hier im Bild) als auch im 5-GHz-Band. (Bild: Harald Karcher)

Der Namenszusatz AC3000 auf der Schachtel klingt wie 3000 MBit/s. Das wäre sensationell schnell – und lässt sich nur mit der Marketing-Logik erklären, dass man sämtliche Bruttobandbreiten addiert:

  • WLAN b/g/n: 400 MBit/s – da können sich 2,4-GHz-WLAN-Geräte einkoppeln.
  • WLAN a/n/ac: 866 MBit/s – da können sich 5-GHz-WLAN-Geräte einkoppeln.
  • WLAN Backhaul: 1733 MBit/s – da können sich keine (!) WLAN-Geräte des Users einloggen. Dieses Band dient nur der internen Verbindung der beiden Orbi-Stationen. Das ist sozusagen der virtuelle LAN-Kabelersatz zwischen den Stationen.

Vorne sehen die beiden Orbis jeweils identisch aus. Oben hat der Router ein blaues Dach; der Satellite hat ein weißes. Hinten glänzen beide Orbis am Sockel mit vier Ethernet-Buchsen. Ob jemand acht LAN-Buchsen braucht, sei dahingestellt. Die meisten User stehen sowieso nur noch auf WLAN, weil das mobiler ein Kabel ist.

Der dritte Teil dieser Serie hat Stromverbrauch, Speed und Reichweite gemessen: eine (vorläufige) Bilanz.

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