Kommunale Apps: Wie Kleve eine eigene Stadt-App bekam

Die Download-Zahlen von Kleve To Go zeigen eine schöne Kurve nach oben. Die niederrheinische Stadt war unter den ersten in Deutschland, die sich an die Entwicklung einer eigenen City-App wagten. Der Erfolg gibt E-Government-Leiter Jörg Boltersdorf Recht – auch wenn er mittlerweile auf HTML5 setzen würde.

Passgenaue Infos für unterwegs

Von Sabine Philipp

Bürger und Besucher, die mit ihrem Smartphone das Internet-Portal der Stadt Kleve aufrufen wollten, standen Anfang 2011 noch vor einem Problem: Sie sahen nur einen kleinen Ausschnitt der Webpräsenz und konnten die meisten Inhalte nur schwer erreichen – oder gar nicht. Das lag daran, dass Websites damals auf PC-Bildschirme ausgerichtet waren. Das hat sich mittlerweile gründlich geändert.

Ein sogenanntes Responsive Webdesign macht es möglich, dass sich das Layout der Seiten dem Format des jeweiligen Geräts anpasst, z.B. einem Smartphone oder Tablet. Ohne eine solche intelligente Lösung war es für mobile Nutzer recht umständlich, im Café die Veranstaltungen des Tages zu sichten oder den passenden Ansprechpartner im Bürgerbüro herauszusuchen. Stadtsprecher Jörg Boltersdorf und seine Kollegen wollten das ändern.

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Jörg Boltersdorf ist Leiter der Abteilung Ratsangelegenheiten, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, E-Government (Internet/Intranet) im niederrheinischen Kleve. Neben den Web-2.0-Angeboten der Stadt ist er auch für die App Kleve To Go verantwortlich. Des Weiteren betreut er v.a. die städtische Webseite und ist Ansprechpartner für den Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Stadt-App in Eigenentwicklung

Das Kleve-Team recherchierte zunächst, wie andere Städte mit dem Problem umgehen. Als eine zukunftsfähige Lösung boten sich Apps an. Allerdings waren diese fast ausschließlich für iPhones konzipiert. „Uns gefiel die Idee einer Kleve-App“, sagt Boltersdorf. „Da wir aber die Android-Nutzer nicht ausschließen wollten, beschlossen wir, eine App für beide Systeme zu entwickeln.“ Die Programmierung erhöhte zwar den Aufwand enorm. Allein um die Anwendung zu testen, gingen einige Wochen ins Land. Doch der IT-Fachmann findet, dass sich die Mühe gelohnt hat, weil die Stadt nun viel mehr Nutzer ansprechen kann. Auch die Zahl der monatlichen Downloads liegt konstant im zweistelligen Bereich. Mittlerweile (Stand: Juni 2014) verzeichnet Kleve To Go fast 1504 Downloads über iTunes (für iPhone) und 1567 Downloads über Google play (für Android).

„Insgesamt hatten wir einen Kostenaufwand von 6000 Euro. Allerdings war das im Jahr 2011 ein Sonderpreis“, gibt Boltersdorf zu bedenken. Für die Kommune, die in dem Zweckverband Kommunales Rechenzentrum Niederrhein organisiert ist, war es etwas günstiger, da sie als Auftraggeber der ersten Stadt-App für iPhone und Android im Verbund Pioniere und damit Entwicklungspartner waren.

Einmal pflegen, mehrfach nutzen

Auch wenn es anfangs noch Performance-Probleme gab – bislang hat Boltersdorf nur positive Rückmeldungen erhalten. Um den laufenden Aufwand so gering wie möglich zu halten, hat man die App so programmiert, dass sie ihre Daten aus demselben CMS (Content Management System) bezieht wie die städtische Website. Auf diese Weise müssen die Informationen nur einmal eingepflegt werden.

Auch beim Ideen- und Beschwerdemanagement wollte man den Aufwand für Bürger und Mitarbeiter möglichst gering halten. „Wenn jemand ein Schlagloch fotografiert“, sagt Boltersdorf, „wird es mit unserer App gleich direkt mit den Koordinaten verschickt.“ Für diese Beschwerden und Anregungen kann man unter verschiedenen Kategorien wählen. Alle Bilder und Anregungen landen in einer Sammeldatenbank; je nach Adressat wird die jeweilige Fachabteilung per Mail über den Eingang benachrichtigt.

Für Kulturinteressierte gibt es außerdem einen besonderen Service: „Wenn der Nutzer eine Sehenswürdigkeit sucht, erhält er neben den Informationen den kürzesten Weg von seinem Standort angezeigt“, so der Kleve-Sprecher.

Fazit: Mobile Website-Alternative mit HTML5

Beim nächsten Relaunch planen die Kleve-Administratoren als bessere Alternative eine mobile Webseite. Kommunen, die noch über die Entwicklung einer App nachdenken, rät Boltersdorf, lieber gleich an diesem Punkt anzusetzen: „Eine mobile Webseite ermöglicht den Smartphone- oder Tablet-Nutzer sich Inhalte wie in einer normalen App anzeigen zu lassen.“

Die mobile Webseite hat noch weitere praktische Nebeneffekte: „Die Daten werden ohne größeren zusätzlichen Programmieraufwand aus derselben Datenbank gezogen wie die Inhalte der Webseite. Man muss also nur eine Version pflegen.“ Zudem weist der IT-Experte auf die Store-Unabhängigkeit hin, d.h. Kommunen müssen die App nicht auf Google play oder im App-Store zum Download anbieten. „Wenn der Nutzer mit seinem Smartphone auf die Webseite kommt, kann er entscheiden, ob er sie sich als klassische Webseite oder als mobile Version anzeigen lassen möchte. Gleichzeitig kann sie so von verschiedenen Endgeräten genutzt werden, was die Reichweite massiv erhöhen dürfte.“

Nützliche Links

Digitale Mobilität - Dynamik im öffentlichen Raum.png

Eine praktische Adresse ist GovApps, die von der Beauftragten der Bundesregierung für Informationstechnik betriebene Informationsplattform für Öffentliche Apps. Beim Fraunhofer-Institut für offene Kommunikationssysteme FOKUS gibt es die Broschüre „Digitale Mobilität – Dynamik im öffentlichen Raum“ kostenfrei als PDF zum Herunterladen.