Airport IT: Was die Airport-Logistik von ihrer IT verlangt

Auf einem Flug­hafen ist alles doppelt und drei­fach gesichert. Diese hohen An­sprüche kaskadieren in alle weiteren Dienste hinein, bis in die Trans­porte auf dem Roll­feld und in die IT, die sie in Echt­zeit steuert. Und auch das zuge­hörige Storage-System muss ent­sprechend hoch­verfügbar aus­gelegt sein.

Die Flughafen-Bodentruppe bleibt hochverfügbar

Von Detlev Spierling, ITK-Fachjournalist

Im großen und komplexen Getriebe eines Flughafens sind zuverlässig funktionierende Bodendienstleistungen ein wichtiges Zahnrad, ohne das es keinen termingerechten und reibungslosen Flugverkehr gäbe. An den sogenannten Lufthansa-Hubs – den deutschen Großflughäfen in Frankfurt, München und Düsseldorf – werden viele dieser Bodendienstleistungen für Deutschlands größte Airline von der LEOS GmbH (Lufthansa Engineering and Operational Services) übernommen. Das 1995 gegründete einhundertprozentige Tochterunternehmen der Lufthansa Technik AG hat sich auf das Schleppen von Flugzeugen, auf Crew-Transporte und auf Kurier- und Chauffierdienste sowie auf die Instandhaltung der Geräte und Fahrzeuge spezialisiert.

Damit die LEOS GmbH ihre Transport- und Serviceleistungen vollständig und lückenlos koordinieren, kontrollieren und dokumentieren kann, hat sie ein eigenes IT-Steuerungssystem entwickelt. Diese IT-Steuerungslösung namens Legos (Lufthansa Ground Operation System) läuft an mehreren deutschen Flughäfen rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr. Es versorgt die Fahrer in ihren Bussen und Schleppfahrzeugen in Echtzeit mit den exakten Positionsdaten der Flugzeuge und aller eingesetzten Schlepper sowie mit weiteren notwendigen Informationen, zum Beispiel dem „Integrated Technical Guide“ (ITG) sowie einem Airport-Plan mit detaillierten Hallen- und Notfallplänen. Insgesamt sind über Legos rund 70 Dokumente digital verfügbar, die einen kompletten Aktenordner füllen würden. Mit einem in der Applikation integrierten Broadcast Information System (BIS) können die Fahrer zudem mit den Disponenten kommunizieren.

IT-Performance und -Verfügbarkeit

Die Anwendung läuft auf einer Citrix-Plattform, wobei die Daten per LTE kontinuierlich auf die Tablets der Fahrer übertragen (gestreamt) werden. Dadurch werden lokale Installationen überflüssig, ebenso wie Updates auf den Endgeräten. Dieses Client-Server-Konzept mit zentraler Datenhaltung steht und fällt natürlich mit einer hohen Verfügbarkeit der Applikation selbst sowie aller relevanten Prozessdaten. Damit auch in der außergewöhnlichen Situation einer Cyberattacke alle Geschäftsprozesse bruchlos weiter funktionieren können, muss das Downtime-Risiko für die IT möglichst gering bleiben. Für diesen Zweck gibt es ein Business Continuity Management, das ungeplante Ausfallzeiten von Computern – etwa durch Angriffe auf die IT-Systeme – verhindert und einen möglichst unterbrechungs- und störungsfreien Betrieb sicherstellt.

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Das Legos (Lufthansa Ground Operation System) enthält unter anderem die detaillierten Hallen- und Notfallpläne für die LEOS-Mitarbeiter am Frankfurter Flughafen. (Bild: LEOS GmbH)

„Entsprechend hohe Anforderungen in puncto Performance und Verfügbarkeit stellte die Lufthansa-Tochter deshalb auch an die für den laufenden Betrieb der Legos-Lösung benötigte Hardware sowie an das Storage Management“, erläutert IT-Experte Christian Ruppert aus Ingelheim am Rhein, der das Unternehmen bei der Auswahl und Implementierung einer passenden Speicherlösung beraten und unterstützt hat. Die wichtigsten Kriterien an das Primär- und Backup-System waren für die Leos GmbH

  • eine hohe Zuverlässigkeit (mit einer sehr geringen oder möglichst gar keiner Downtime),
  • Multiprotokoll-Unterstützung (CIFS, NFS, iSCSI),
  • die Kompatibilität zu mehreren Hypervisoren,
  • Größe, Performance und Skalierbarkeit,
  • die Kosten sowie
  • die Anforderung, dass die Lösung für häufige Datensicherungen ausgelegt sein sollte.

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Das Lufthansa Ground Operation System (Legos) sorgt dafür, dass die Lufthansa Engineering and Operational Services (LEOS) am Boden einen reibungslosen Flugbetrieb gewährleisten können. (Bild: LEOS GmbH)

Speichersystem von NetApp

Im Juni 2014 entschied sich die Lufthansa-Tochter für ein Speichersystem aus der FAS-Serie des Anbieters NetApp. Eine Besonderheit dieser Storage-Lösungen ist das einheitliche Ontap-Betriebssystem, das über die gesamte Modellpalette des US-amerikanischen Herstellers hinweg die gleichen Funktionen ermöglicht. Damit lässt sich die Hardware leicht in verschiedenste Speichernetzwerke integrieren (NAS, SAN, iSCSI).

Zu den weiteren Vorteilen der Ontap-Software gehören die vereinfachte Implementierung und einfacheres Datenmanagement (neue Lösungen können mit Bereitstellungsvorlagen in weniger als zehn Minuten implementiert werden). Dank Inline-Datenreduzierung fallen außerdem weniger Storage-Bedarf und -Kosten an, und über die integrierte NetApp Volume Encryption (NVE) sind Daten im Ruhezustand auf jedem Volume und jeder Festplatte einfach und effizient geschützt. Das Management des Shared-Storage-Systems erfolgt über eine einzige, zentrale Konsole, alltägliche Aufgaben lassen sich einfach automatisieren und Anwender bekommen eine Selfservice-Funktion, sodass sich die Administrationszeit um das bis zu 12-Fache reduziert.

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Christian Ruppert ist Inhaber und Geschäftsführer von Christian Ruppert IT-Consulting. Das Familienunternehmen arbeitet flexibel, herstellerübergreifend, praxiserprobt und zertifiziert mit allen führenden Hard- und Softwareanbietern zusammen. Dadurch ist die Firma in der Lage, IT-Lösungen unabhängig, schnell, flexibel und vor allem in durchgängig engem Kontakt zum Kunden zu planen, zu optimieren, umzusetzen und zu betreuen.


Christian Ruppert IT-Consulting – Critcon, Auf dem Graben 12, 55218 Ingelheim am Rhein, Tel.: 06132-9736030, info@critcon.de, www.critcon.de

Im laufenden Betrieb migriert

Alle auf virtuellen Maschinen (VMs) gespeicherten Daten der Lufthansa-Tochter im Umfang von circa 10 TByte wurden im laufenden Betrieb ohne Unterbrechungen auf das neue NetApp-System migriert, während die Leos-Mitarbeiter weiter arbeiten konnten. Bei VMware vSphere und dem Citrix-XenServer verlief die Migration nach Rupperts Angaben über den Hypervisor mittels Storage VMotion beziehungsweise Storage XenMotion relativ einfach.

Die Dateidienste befanden sich auf einem virtualisierten Windows-Dateiserver mit dem offenen CIFS-Protokoll (Common Internet File System), der direkt auf die NetApp migriert werden musste, wobei natürlich die Dateiberechtigungen und -Struktur beibehalten werden sollten. Mittels Skript wurden circa 4,9 Millionen Dateien im Umfang von circa 1,8 TByte reibungslos auf die NetApp-Hardware „umgezogen“.

Die neue Speicherlösung beinhaltet eine asynchrone Spiegelung (SnapMirror) des kompletten Primärsystems auf einem separaten Backup-System und fertigt alle fünf Minuten automatische SnapShots von allen Dateien der Leos-GmbH an.

Beratung mit Kundennähe

Die Firma Christian Ruppert IT-Consulting wurde zwar erst 2011 gegründet, ihr Inhaber blickt aber inzwischen auf mehr als 15 Jahre IT-Erfahrung zurück und arbeitet herstellerübergreifend mit allen führenden Hard- und Software-Anbietern zusammen. „Die IT-Lösungen, die wir vorstellen, können wir bis ins Detail selbst planen, optimieren, umsetzen und weiter betreuen“, schreibt Ruppert auf www.critcon.de. Ihm ist seine Kundennähe wichtig: „Meine Kunden müssen nicht bei jedem Anruf ihr Problem einem neuen Callcenter-Mitarbeiter von vorne erzählen“, betont der IT-Experte. Diese enge und persönliche Zusammenarbeit weiß auch Adem Sürek zu schätzen. Der Leiter IT-Betrieb & Entwicklung der Lufthansa Engineering and Operational Services GmbH in Frankfurt hatte sich genau aus diesem Grund nicht für eines der großen IT-Systemhäuser als Dienstleister entschieden. Für solche Anbieter wäre das vergleichsweise kleine Unternehmen eher ein weniger wichtiger und attraktiver Kunde gewesen.

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Adem Sürek ist Leiter IT-Betrieb & Entwicklung der Lufthansa Engineering and Operational Services GmbH in Frankfurt. LEOS beschäftigt an seinen Standorten Frankfurt, München und Düsseldorf rund 300 Mitarbeiter und führt am Frankfurter Flughafen alle Werftschleppvorgänge, Flugzeugpositionierungen und die sogenannten B747-Pushbacks für die Lufthansa durch. In Düsseldorf ist LEOS für alle Schleppleistungen verantwortlich und übernimmt deutschlandweit außerdem Transportleistungen wie Crew-Fahrten, Kurier- und Chauffierdienste. Seine herausragende Stellung als Bodendienstleister an internationalen Flughäfen unterstreicht LEOS auch durch die Entwicklung und Mitarbeit an zukunftsweisenden Innovationen: Mithilfe der Innovationsprojekte TaxiBot und eSchlepper verbindet das Spezialunternehmen sowohl ökonomische wie auch ökologische Optimierungsprozesse.


Lufthansa Engineering and Operational Services GmbH/Lufthansa LEOS GmbH, Lufthansa Basis, 60546 Frankfurt/Main, Tel.: 069-6968222, lufthansa.leos@dlh.de, www.lufthansa-leos.com

Feuertaufe durch Trojaner-Angriff

Wie schnell Computersysteme und damit ganze Organisationen heute jedoch durch Cyber-Erpressungen mit Lösegeldforderungen per Trojaner-Software (Ransomware) lahmgelegt werden können, hat die Deutsche Welle sehr anschaulich in einem Fernsehbericht verdeutlicht. (Der knapp fünfminütige Film ist auf der Webseite der F.A.Z. abrufbar.) Die Bedeutung einer möglichst hohen Verfügbarkeit unternehmenskritischer Software-Anwendungen wie der Legos-Steuerungslösung verdeutlicht IT-Experte Ruppert am Beispiel eines Angriffsversuchs durch einen Erpressungstrojaner am 4. Dezember 2016:

„Während einer NetApp-Schulung hatte ein Lufthansa-Mitarbeiter versehentlich eine mit dem Osiris-Virus verseuchte E-Mail geöffnet. Dadurch wurde ein heimtückisches Erpressungsprogramm ausgelöst, das in Windeseile Dateien querbeet auf diversen Systemen verschlüsselte, mit denen die Leos GmbH arbeitet. Dank der Snapshots konnten wir die Daten allerdings innerhalb kürzester Zeit so wiederherstellen, dass es nur zu einem minimalen Datenverlust kam. Bei einer herkömmlichen Datensicherung, die zum Beispiel nur einmal pro Tag läuft, wäre der Datenverlust wesentlich schlimmer gewesen.“

Und je weiter Unternehmen große Teile ihrer Geschäfts- oder Produktionsprozesse bereits digitalisiert haben, desto abhängiger werden sie von (funktionierenden) IT-Systemen und desto wichtiger wird auch eine möglichst hohe Ausfallsicherheit der Enterprise-Applikationen, die auf diesen IT-Systemen laufen.

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Detlev Spierling arbeitet seit 2002 als freier Fachjournalist für IT-Fachmedien sowie für ITK-Unternehmen. → www.spierling.de

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