Feelgood-Manager: Wie Feelgood-Companies Fach­kräfte binden

Seit einiger Zeit diskutieren HR-Experten den relativ neuen Posten des Feel­good-Managers. Vor allem die techno­logie­getriebene Start-up-Szene geht in die Offen­sive und führt Maß­nahmen ein, um ein an­genehmes Arbeiten zu er­möglichen. Das ist kein Luxus, sondern ein gutes Mittel im Kampf um Fachkräfte.

Meine Firma, meine Arbeit, mein Leben

Von Jörg Schmidt, Care Concept

Seit Fachkräfte immer schwerer zu finden sind, müssen Unternehmen besonderen Wert darauf legen, ihr bestehendes Personal zu binden. Die klassischen Events wie Weihnachtsfeiern und Sommerpartys oder eine Firmenzeitung reichen längst nicht mehr aus, um als Arbeitgeber ausreichend attraktiv für alte und neue Mitarbeiter zu sein. Die Beschäftigten wollen und sollen sich mit dem Unternehmen und ihrer Arbeit identifizieren und das im besten Fall auch nach außen tragen. Verlieren Firmen ihre Angestellten dagegen an die Konkurrenz, verschenken sie wertvolles Wissen, bürden sich eine aufwendige Personalsuche auf und müssen eine intensive Einarbeitungszeit in Kauf nehmen. Eine hohe Fluktuation – egal ob Start-up, mittelständisches Unternehmen oder Großkonzern – hemmt das Wachstum, und die eigene Innovationskraft bleibt auf der Strecke. Manche Firmen haben daher einen eigenen Posten geschaffen, der genau im Auge behält, ob sich die Mitarbeiter im Unternehmen wohlfühlen: den Feelgood-Manager.

Die persönliche Ebene finden

In Start-ups und kleinen Unternehmen sollten regelmäßige persönliche Gespräche mit den Mitarbeitern einen festen Platz im Terminkalender der Führungsebene finden. Nur so kann ein Chef erfahren, welche Aufgaben einen Mitarbeiter gerade besonders beschäftigen, was er sich wünscht und welche Ziele er firmenintern verfolgt. Angestellte fühlen sich damit wertgeschätzt und ernst genommen. Gerade bei Mitarbeitern mit Ambitionen, die sich beruflich weiterbilden möchten, ist ein persönliches Gespräch deutlich hilfreicher, um die genauen Inhalte und Ziele von Weiterbildungsmöglichkeiten zu besprechen, als beispielsweise ein Austausch per E-Mail.

In größeren Unternehmen ist das Mitarbeitergespräch meist fest eingeplant und läuft deutlich formeller ab. Hierfür werden extra Kalender eingestellt und die Fristen für regelmäßige Gesprächstermine zwischen den Angestellten und dem Arbeitgeber eingehalten. Auch fungiert ein extra eingestellter Feelgood-Manager in vielen Firmen bereits als Schnittstelle zwischen der Führungsebene und den Mitarbeitern. Er sorgt für ein gutes Arbeitsklima, trägt zur internen Wissensvermittlung bei und fördert Gemeinschaftserlebnisse wie Koch-Events oder ein Kickerturnier. Er sollte auch empfänglich für plötzlich auftretenden Stimmungswandel im Unternehmen sein und sofort einspringen, wenn er das Gefühl hat, dass jemand unzufrieden ist.

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Jörg Schmidt hat langjährige Berufserfahrung in der Versicherungsbranche und ist Vorstandsmitglied der Care Concept AG. Der Spezialist für Auslandskrankenversicherungen betreibt auf dem eigenen Firmengelände eine Beachvolleyball-Arena für die Mitarbeiter, die manchmal auch von Beachvolleyball-Weltmeistern trainiert werden. Auf im-ausland-arbeiten.com unterstützt der Versicherer Arbeitnehmer und –geber bei der Planung längerfristiger Auslandsaufenthalte.


Care Concept AG, Am Herz-Jesu-Kloster 20, 53229 Bonn, Tel.: 0228-97735-0, Fax: 0228-9773535, info@care-concept.de, www.care-concept.de

Gesundheit ist die Hauptsache

Start-ups und mittelständische Unternehmen, die relativ nah an ihren Beschäftigten sind, müssen nicht unbedingt einen eigenen Feelgood-Posten schaffen. Es gibt eine ganze Reihe von Maßnahmen, die Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern zeigen und für ein gutes Arbeitsklima sorgen. An erster Stelle stehen hier Gesundheits- und Vorsorgemaßnahmen, weil sie die Mitarbeiter als Menschen persönlich betreffen. Das beginnt bei der Ausstattung des Büros mit einem ergonomischen Bildschirmarbeitsplatz, es können aber auch betriebssportliche Angebote für die Mitarbeiter sein. Ein extra Obsttag oder ein täglich aufgefüllter Obstkorb oder Wasserspender sorgt schon für Wohlbefinden im Büro. Größere Unternehmen mit freien Raumkapazitäten bieten speziell für die eigenen Mitarbeiter eingerichtete Fitnessräume oder eine Mitgliedschaft im Sportstudio ums Eck.

Solche Maßnahmen zeigen, dass der Führungsebene das Wohl der Mitarbeiter am Herzen liegt. Aber auch bei Arbeitnehmern, die im Ausland arbeiten, sollten Unternehmer ein Auge auf die Arbeitsplatzgestaltung und Regenerationsmöglichkeiten werfen. Der Mitarbeiter darf nicht das Gefühl bekommen, dass er „aus den Augen, aus dem Sinn“ ist.

Work-Life-Balance fördern

Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass viele Arbeitnehmer unzufrieden mit ihrer Arbeitszeit sind. Einige wollen gern länger, andere kürzer arbeiten. Je nach ihrer individuellen Lebensplanung bzw. -gestaltung sind ihnen klassische Arbeitszeiten einfach zu starr. Arbeitgeber sollten daher die Möglichkeiten flexibler Arbeitszeitmodelle in Betracht ziehen. Machbar sind nicht nur bekannte Modelle wie Gleitzeit, Teilzeit oder ein einfach zu verwaltendes Arbeitszeitkonto, bei denen Mitarbeiter freier entscheiden, wann sie arbeiten. Auch neue Modelle wie die Vier-Tage-Woche oder der Sechs-Stunden-Tag werden von einigen Unternehmen bereits erfolgreich umgesetzt. Neue digitale Lösungen, die von jedem Ort aus einen Zugang zur Arbeitsumgebung oder dem Firmennetzwerk gewähren, oder Cloud-basiertes Arbeiten lassen eine flexiblere Arbeitsweise zu. Arbeitgeber sollten diesem Bedürfnis entgegenkommen und offen sein für neue Wege der Arbeitszeitgestaltung, damit sie ihre Mitarbeiter im schlimmsten Fall nicht an die Selbstständigkeit oder an aufgeschlossenere Firmen verlieren.

Fazit: Gelebte Unternehmenskultur

Egal, wie groß das Unternehmen und wie groß die Anzahl an Angestellten ist – neue Modelle, die ein „Wohlfühlklima“ schaffen, können gemeinsam im Team oder mit einem eingestellten Feelgood-Manager konzipiert und umgesetzt werden. Diese Unternehmenskultur der Offenheit, des Vertrauens und der Flexibilität muss allerdings auch tatsächlich gelebt werden, damit die Mitarbeiter merken, dass es dem Unternehmen ernst damit ist.

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