Frank Schulz: Wie Unternehmen ihre Marke online schützen

Einer von fünf Online-Einkäufern wird bei der Suche nach seriösen Angeboten auf eine Internet-Seite mit gefälschten Produkten gelockt. Und das betrifft sogar Unternehmen, die gar keinen eigenen Webshop betreiben. Frank Schulz von MarkMonitor erklärt im Interview, was sich realistisch dagegen tun lässt.

Markenschutz geht quer durch die Vertriebskanäle

In der digitalen Welt spürt man die geschäftlichen Auswirkungen von Markenmissbrauch unmittelbar und in voller Härte. Um ihren Markenwert online zu schützen, müssen Unternehmen daher den Gebrauch ihrer Markenattribute im Netz überwachen. Manuell ist das angesichts der Dimension von weltweit mehr als 270 Mio. Domains nicht zu bewältigen. Doch welche Alternativen gibt es und was können Unternehmen explizit gegen Produktpiraterie im Internet tun? Wir haben bei Frank Schulz nachgefragt. Er ist Regional Manager Central Europe bei MarkMonitor, dem weltweit führenden Anbieter für Online-Markenschutz. Er rät zum klassischen Vorgehen: sich in die Täter hineinzuversetzen: „Wichtig ist es für alle Unternehmen, zu wissen, wie die Betrüger vorgehen und sich die kriminelle Kreativität im nächsten Schritt zunutze zu machen.“

MittelstandsWiki: Herr Schulz, weshalb ist Online-Markenschutz für Unternehmen eigentlich so wichtig?

Frank Schulz: Tag für Tag werden im Schnitt weltweit 123.000 neue Domains angemeldet. Und täglich bearbeitet Google 2,9 Mrd. Suchaufträge. Das bietet auch Kriminellen ein lukratives Geschäftsfeld. Denn in den Tiefen des Internets treiben sie oft lange unentdeckt ihr Unwesen. Dabei attackieren sie jede Marke unterschiedlich: Die Betrüger analysieren genau, wie sie eine Marke angreifen und sich Umsätze an ihr sichern können. Was viele Unternehmen nicht wissen: Die Gauner kompromittieren mit ihren Betrügereien auch solche Anbieter, die ihre Produkte gar nicht übers Internet vertreiben, sodass auch sie Umsatzverluste hinnehmen müssen. Im Klartext bedeutet das: Online-Markenschutz geht eigentlich alle Händler und Unternehmen an – egal über welche Kanäle sie ihre Waren vertreiben.

MittelstandsWiki: Wie stark ist das Bewusstsein bei Firmen für Risiken in puncto Markenschutz?

Frank Schulz: Unsere Recherchen haben ergeben, dass etwa 20 % der Online-Shopper, die im Internet nach seriösen Angeboten suchten, auf einer Seite mit gefälschten Produkten gelandet sind. Trotzdem hat ein großer Teil der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland nur ein geringes Bewusstsein für das Thema Markenschutz. Großkonzernen fehlt es dagegen oft an der richtigen Markenschutzstrategie. Wichtig ist es für alle Unternehmen, zu wissen, wie die Betrüger vorgehen und sich die kriminelle Kreativität im nächsten Schritt zunutze zu machen. Denn anhand der gewonnenen Marktdaten durch eine Markenschutzlösung können Unternehmen erkennen, von welchen Piratenseiten, Produktangeboten und Pricing-Modellen sich Nutzer anlocken lassen. So können sie Marktlücken schließen und ihre Umsätze steigern.

MittelstandsWiki: Was können Unternehmen aber schon im Vorfeld gegen Online-Produktpiraterie tun?

Frank Schulz: Da Markenpiraten unterschiedliche Angriffsstrategien einsetzen, müssen Unternehmen ein Markenschutzkonzept haben, das alle Einfallstore berücksichtigt und global wirkt. Wichtig ist es, alle Kanäle in den Online-Markenschutz einzubeziehen – einschließlich sozialer Netzwerke und Apps. Außerdem lohnt es sich, mit Werbenetzwerken, Marktplätzen und Zahlungsdienstleistern zusammenzuarbeiten. Denn so lassen sich Anzeigen auf gefälschten Webseiten schnell identifizieren und entfernen. Und schließlich sollten Unternehmen unbedingt die gängigsten Suchmaschinen im Fokus behalten, um das Umleiten von Kunden auf gefälschte Webseiten zu verhindern. Nur so können sie nicht autorisierten Zugriffen auf unternehmensinterne oder raubkopierte Inhalte einen Riegel vorschieben.

MittelstandsWiki: Gibt es etwas, das Sie Unternehmen abschließend noch mit auf den Weg geben mögen?

Frank Schulz: Es gibt da ein schönes Sprichwort: „Wer den Feind umarmt, macht ihn bewegungsunfähig.“ Genau das sollten Unternehmen tun: Nicht tatenlos zusehen, während ihre Marke angegriffen wird, aber auch nicht an Angriffen verzweifeln. Sondern: Das Beste daraus machen und von den Gaunern lernen.

MittelstandsWiki: Vielen Dank für das Gespräch.