IT-Cloud-Index Q3/2013, Teil 2

Der Serverstandort Deutschland profitiert

Von Max Schulze, techconsult

In Anbetracht der gestiegenen Sensibilität gegenüber Cloud-Angeboten wird sich die Branche stärker denn je für einen transparenten und detaillierten Cloud-Markt starkmachen müssen. 71 % der für den IT-Cloud-Index im dritten Quartal 2013 befragten Unternehmen nennen als entscheidendes Kriterium bei der Auswahl eines Anbieters den Einsatz anerkannter Sicherheitsverfahren bzw. eine Zertifizierung durch unabhängige Dritte wie z.B. nach ISO 27001. Derartige Sicherheiten schaffen gerade bei mittelständischen Anwenderunternehmen Vertrauen hinsichtlich der zu erwartenden Sicherheitsstrategien und -verfahren, weil diese durch unabhängige Dritte getestet und bestätigt wurden.

Ebenfalls von höchster Priorität ist für die befragten Unternehmen das Vertrauen in die Zukunftssicherheit des Cloud-Anbieters. So erwarten die Anwenderunternehmen ausreichend Liquidität, detailliertes Fachwissen und Know-how, vorzeigbare Referenzprojekte sowie eine hinreichende Innovationsfähigkeit, die sie als Voraussetzung dafür sehen, langfristig von der Cloud-Technologie zu profitieren.

Marke Cloud made in Germany

Dass Cloud Services made in Germany – also Dienste, die über deutsche Rechenzentren laufen – als Wettbewerbsvorteil angesehen werden können, bestätigen 56 % der befragten Unternehmen im deutschen Mittelstand. Verschärft wird diese Sichtweise noch in der Ansicht, die fast 50 % teilen, nämlich dass der Sitz des Cloud-Anbieters in Deutschland sein müsse. Hier wird deutlich, wer in Zukunft massiv von den Abhörskandalen profitieren kann: Cloud-Anbieter mit Standort des Rechenzentrums und Firmensitz in Deutschland. Ein Blick auf die Umsätze bestätigt das: Der größte europäische Softwarehersteller, die SAP AG mit Sitz im baden-württembergischen Walldorf, kann in diesem Jahr für sein Cloud-Geschäft dreistellige Wachstumsraten verzeichnen und erwartet einen neuen Höchstumsatz von 1 Mrd. Euro für 2013.

Serie: IT-Cloud-Index Q3/2013
Teil 1 sieht sich an, was den Mittelstand aktuell von Cloud-Lösungen abhält. Seit PRISM sind das eindeutig Sorgen um die Datensicherheit. Teil 2 beobachtet, dass der Standort Deutschland vom Misstrauen in US-Dienste profitiert: Services, die über deutsche Rechenzentren laufen, haben gute Chancen für die Zukunft. Teil 3 stellt einen deutlichen Trend in Richtung Private Clouds fest. Langfristig wird er auf hybride Lösungen hinauslaufen.

SAP ist nur eines von vielen Beispielen, die noch zeigen werden, dass die deutsche und europäische Cloud-Industrie durch PRISM keinen Schaden erleidet, sondern tendenziell eher einen Mehrgewinn aus den Abhörskandalen zieht. Die Aktivitäten der US-Geheimdienste werden ein gewaltiges negatives Echo für Cloud Services und deren Anbieter im gesamten amerikanischen Raum bedeuten. Die Cloud-Technologie hat viele Vorteile, besonders die von Flexibilitätszuwachs und der Kostenreduzierung. Diese verpuffen jedoch sehr schnell, wenn elementare Kriterien wie umfassender Datenschutz, hinreichende Detaillierung des Angebots und vor allem Standortfragen nicht klar definiert werden.

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Bonität und Zukunfts­sicherheit spielen sich auf Platz 2 der Cloud-Kriterien im deutschen Mittel­stand. (Bild: techconsult)

PRISM hat deutschen Cloud-Anbietern, die auf Services made in Germany setzen und darüber hinaus die ermittelten Kriterien hin­reichend erfüllen, neuen Auf­schwung gebracht. Auf die seit Jahren bekannten Effektivitäts­gewinne durch die Cloud möchten wohl die wenigsten Unter­nehmen zukünftig verzichten, daher werden die Wege zwangs­läufig zum Server­standort Deutsch­land mit seinem strengen Daten­schutz­recht führen. Es liegt jetzt an den Anbietern selbst, die neu gewonnene Aufmerk­samkeit erfolgreich für sich zu nutzen – und an der Gesetzgebung, eine glaubwürdige Datenschutzverordnung für Europa durchzusetzen.

Fazit: Mit Information, Know-how und Beratung

Auf der Suche nach einem geeigneten Cloud Service stehen allerdings viele Firmen vor einem Angebot, das vielschichtig ist und ihnen undurchsichtig erscheint; das betrifft zumeist kleinere Unternehmen mit wenig IT-Fachpersonal. Mehr Transparenz erhoffen sie sich von weiteren Informationsquellen: So informieren sich 59 % der befragten Unternehmen vorwiegend durch IT-Fachzeitschriften über den möglichen Einsatz von Cloud-Services für ihr Unternehmen. 43 % setzen zudem verstärkt auf externe Beratungsangebote.

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Fach­zeit­schriften legen das Cloud-Wissen vor, externe Berater sollen die konkrete Auswahl begleiten. Cloud-Portale werden erst an dritter Stelle als bedeut­sam für die Aus­wahl genannt. (Bild: techconsult)

Zwar sind Unternehmensberater kost­spielig, doch werden diese Kosten bei der Ein­führung von um­fassenden Cloud Services mit einge­rechnet und das Consulting hilft den Anwender­unternehmen zu einer realistischen Ein­schätzung ihres Bedarfs. Dazu wiederum gehört auch eine Ist-Analyse der unternehmens­eigenen IT-Ressourcen im Vergleich zu den projektierten Cloud-Anschaffungen. Die Bewertung der Ergeb­nisse setzt spezifisches Cloud-Know-how voraus, über das gerade kleinere Unternehmen mit Fokus auf andere Geschäftsfelder in dieser Form nicht verfügen.

Zusätzlich informieren sich 38 % der Befragten auf Informationsportalen und fachqualifizierten Internet-Seiten über die in den Printmedien vorgelegten Cloud-Themen.

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