KMU im Konjunkturhoch, Defizite bei Innovationen

Der Konjunkturaufschwung des Jahres 2006 hat den Mittelstand in seiner gesamten Breite, also auch die kleinen, binnenmarktorientierten Unternehmen, erfasst: Das Investitionsvolumen kleiner und mittlerer Unternehmen in Deutschland ist gegenüber 2005 um 11 Milliarden Euro auf 193 Milliarden Euro angewachsen. Für das Jahr 2007 ist ein weiteres Plus zu erwarten. Zu diesem positiven Ergebnis kommt das „KfW-Mittelstandspanel 2007“ der KfW-Bankengruppe.

Defizite ermittelte die repräsentative Befragung allerdings hinsichtlich der Innovationstätigkeit im Mittelstand, dem diesjährigen Schwerpunktthema des Panels. Zwar wuchs im Jahr 2006 der Anteil der Unternehmen, die erfolgreich Produkt- oder Prozessinnovationen eingeführt haben, auf 43% an (2002: 38%), allerdings ist das Plus in erster Linie auf vermehrte Imitationen zurückzuführen. Sowohl der Prozentsatz originärer Innovatoren (d.h. Unternehmen, die echte Marktneuheiten hervorbringen) als auch der Anteil der Mittelständler, die kontinuierlich forschen und entwickeln, stagniert. Über die Jahre leicht rückläufig ist der Anteil der jungen Unternehmen, die mit hoher Intensität Forschung und Entwicklung (FuE) betreiben. Er lag im vergangenen Jahr bei 12% (2004: 13%).

Die hohe und weiter anhaltende Investitionsbereitschaft des Mittelstands sei erfreulich, der Trend zu geringeren Innovationsaktivitäten vor allem junger Unternehmen hingegen besorgniserregend, kommentierte Ingrid Matthäus-Maier, Sprecherin des Vorstands der KfW Bankengruppe die Ergebnisse. „Deutschland braucht mehr junge, innovative und forschende Unternehmen, die originäre Neuerungen in den Markt einführen. Denn ihre Innovationskraft ist die entscheidende Triebfeder für die langfristige Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit, für nachhaltiges Wachstum und für zukunftssichere Arbeitsplätze.“

Auslöser der Schwäche junger Unternehmen bei FuE-intensiven Aktivitäten sind die nach wie vor hohen Hemmnisse bei der Finanzierung risikoreicher Forschungsvorhaben. Laut KfW-Mittelstandspanel erhält im Rahmen von Kreditverhandlungen fast die Hälfte der kontinuierlich forschenden Mittelständler kein Kreditangebot von der Bank.

Innovative Mittelständler müssen noch offener sein für alternative Finanzierungsformen, fordert die KfW. Gleichzeitig sollte jedoch die öffentliche Hand weiter zur Stärkung der Innovationsbeteiligung beitragen. Hierbei sei eine Förderpolitik des langen Atems gerade im Bereich der technologieorientierten Gründungen notwendig, damit langfristig ausreichend neues Innovationspotenzial nachwächst. Ebenfalls nötig sei ene bessere Ausbildung.

Das KfW-Mittelstandspanel 2007 steht kostenlos online zur Verfügung, und zwar in einer Kurz- und einer Langfassung. (KfW/ml)

Ergebnisse des KfW-Mittelstandspanels 2007 im Überblick:

  • Der Anstieg des mittelständischen Investitionsvolumens im Jahr 2006 auf 193 Milliarden Euro ist der erste Anstieg seit Beginn der Messung dieser Größe im Jahr 2002.
  • 134 Milliarden Euro flossen in Investitionen in neue Anlagen und Bauten und damit 6 Milliarden Euro mehr als 2005. Dies entspricht 52% der gesamten Unternehmensinvestitionen.
  • 2006 investierten 52% aller mittelständischen Unternehmen (2005: 40%). Auch die Kleinstunternehmen mit weniger als 5 Beschäftigten konnten ihre Investorenquote von 34% auf 47% steigern.
  • Der Anteil der innovativen Mittelständler wuchs von 38% im Jahr 2002 auf 43% im vergangenen Jahr. Bei den Kleinstunternehmen stieg der Anteil im gleichen Zeitraum noch deutlicher von 34% auf 41%.
  • Die gestiegene Innovatorenquote ist vor allem auf ein Plus bei Produktimitationen zurückzuführen. Der Anteil der Unternehmen, der kontinuierlich FuE betreibt, stagniert bei 9%. Der Prozentsatz von jungen Unternehmen mit hoher FuE-Intensität ist leicht rückläufig und lag 2006 bei 12%.
  • Ein Grund für die Zurückhaltung bei originären Innovationen und FuE im Mittelstand sind die nach wie vor hohen Finanzierungsrestriktionen bei der Implementierung und Umsetzung risikoreicher Innovations- und FuE-Projekte.
  • Innovations- und FuE-Entscheidungen sind strategische Weichenstellungen mit langer Wirkung, die bereits bei der Geschäftsaufnahme getroffen werden. So sind die Spitzentechnologieunternehmen mit hohem Engagement in FuE, die während des New Economy-Booms Ende der 90er-Jahre/Anfang 2000 auf dem Markt kamen,noch heute auf diesem Feld überdurchschnittlich aktiv.
  • Innovative Mittelständler erreichen einen jährlichen Beschäftigungszuwachs von 5,1% und wachsen damit um rund 1,5%-Punkte stärker als nicht-innovative Mittelständler.