Werkzeugmaschinenbau erwartet starken Rückgang

Nach einer langjährigen Aufwärtsentwicklung erwartet die Werkzeugmaschinenindustrie nun einen starken Produktionsrückgang um 15%. Carl Martin Welcker, Vorsitzender des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW), befürchtet sogar: „Wenn sich die Schockstarre der Investoren nicht in den nächsten Wochen spürbar entkrampft, wird dies bestenfalls der obere Eckwert sein“.

Die Erwartungen des VDW basieren vor allem auf dem jähen Absturz der Bestellungen im vierten Quartal 2008 mit minus 54% im Vergleich zum Vorjahr. Zum ersten Mal seit fünf Jahren lagen damit die Bestellungen für das Gesamtjahr 2008 mit 10% wieder im Minus.

Trotz der Belastung ist die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie nach Einschätzung Welckers besser aufgestellt als ihre internationalen Wettbewerber und besser als zu Beginn früherer Konjunkturabschwünge. In den vergangenen fünf Jahren ist die Branche immerhin um fast 60% gewachsen.

Zum Erfolg habe im vergangenen Jahr insbesondere das Inland beigetragen. Der Verbrauch stieg um mehr als ein Fünftel auf 8,9 Milliarden Euro und wurde zu rund 60% aus heimischer Produktion gedeckt. Die Ausfuhren legten auf ebenfalls einmalig hohem Niveau um weitere 5% auf rund 8,2 Milliarden Euro zu. Wachstumstreiber waren laut VDW Südamerika sowie Ost- und Südostasien.

Die Kapazitäten waren 2008 im Schnitt zu 94,7% ausgelastet; der Auftragsbestand lag durchschnittlich bei 8,7 Monaten. Aktuell ist vor allem die Kapazitätsauslastung im Januar dieses Jahres bereits auf 83% und damit deutlich gesunken. Von Einbußen besonders betroffen sind laut VDW Hersteller von Universal- und Standardmaschinen, die auf die effiziente Herstellung großer Stückzahlen ausgerichtet sind. Bei Sonderanlagen hingegen sei der Auftragsbestand nach wie vor hoch, so der Verein.

Im Schnitt hat die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie 2008 fast 71.000 Mitarbeiter beschäftigt, entsprechend einer Steigerung um 6,7% innerhalb eines Jahres. Seit dem Höchststand im Oktober sinkt die Zahl allerdings wieder.

Im internationalen Wettbewerb wuchs Deutschland mehr als viermal so stark wie der Hauptkonkurrent Japan, der nur noch 3% zulegte. Mit einem Exportanteil von fast 22% liegt Deutschland im Weltmarkt ein weiteres Mal vor Japan und Italien.

Werkzeugmaschinenhersteller tätigen je 30% des Umsatzes mit der Automobilindustrie und ihren Zulieferern sowie mit dem Maschinenbau. Vor allem das Volumengeschäft mit Standardwerkzeugmaschinen ist durch die weltweite Absatzkrise der Autoindustrie und die großen Strukturprobleme speziell der amerikanischen Automobilisten in Mitleidenschaft gezogen. Hier wird laut Welcker erst auf mittlere Sicht wieder Produktionstechnik nachgefragt werden.

Auch im Maschinenbau ist der Boom zu Ende. Ähnlich sieht es in den meisten internationalen Kundenbranchen und rund um den Globus aus, warnt der VDW. Der Gesprächsfaden mit Einkäufern und Produktionsplanern sei aber nicht abgerissen. Es werden nach wie vor Projekte definiert und verhandelt. Was derzeit fehle, seien die Unterschriften auf dem Kaufverträgen.

Abschottungsstrategien einzelner Länder verurteilt der VDW. Die Werkzeugmaschinenindustrie sei auf den freien Welthandel angewiesen. Auch ein Länderwettbewerb um die höchsten Subventionen sei falsch. In Deutschland gehe es darum, Investitionen unabhängig von Branchen und Betriebsgrößen zu stärken.

(VDMA/ml)