Talsohle bei Maschinen- und Anlagenbau in Sicht

Der Auftragseingang im deutschen Maschinen- und Anlagenbau lag im Juli 2009 nach Angaben desVerbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) um real 43% unter dem Ergebnis des Vorjahres. Das Ge­schäft mit Inlandskunden sank um 41 %, jenes mit Kunden aus dem Ausland um 44 %. Auch im Dreimonatsvergleich (Mai bis Juli) ergibt sich gegenüber dem Vorjahr ein Auftragsminus von 46 % (Inland: -43 %; Ausland: -47 %). Ein Ende scheint aber näher zu kommen – die Sinkrate wird kleiner. Alles hängt jetzt davon ab, ob die Kunden der Maschinen- und Anlagenbauer neue Investitionen über die Banken langfristig finanzieren können.Es sei angesichts des erst zaghaften Abflachens des Abschwungs noch zu früh, bereits vom Erreichen der Talsohle zu sprechen, klagte heute Dr. Manfred Wittenstein, Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) in Frankfurt bei der Vorstellung der neuen Zahlen. Der Anfang sei aber gemacht: „Textilmaschinen und Fluidtechnik haben – aus völlig verschiedenen Situationen heraus – nach der VDMA-Auftragseingangsstatistik offenbar das Schlimmste hinter sich.“

Der VDMA rechnet für 2009 mit einem Produktionsminus von 20 %. Nach fünf Wachstumsjahren und einem Produktionsvolumen von 196 Milliarden Euro 2008 rechnet der Verband für 2009 mit einem Produktionswert von 158 Milliarden Euro. Die Produktionskapazitäten des Maschinenbaus waren im Juli 2009 nur noch zu 69 % ausgelastet. Wittenstein warnte heute in Frankfurt: „Mehr als zwei Drittel (68 %) der Unternehmer klagen über Auftragsmangel.“

Ende Juni zählte der Maschinenbau 936.000 Beschäftigte. Das entspricht einer Reduzierung von 18.000 Stellen im Verlauf des ersten Halbjahres, so der Verband. Die Beschäftigungsentwicklung der Branche zeige bisher zwar eine extreme Zurückhaltung, in die Stammbelegschaften einzugreifen. Der VDMA geht aber davon aus, dass die Maschinenbauunternehmen noch in diesem Jahr einen weiteren – allerdings überschaubaren – Personalabbau vornehmen müssen.

Der Verband rechnet damit, dass der deutsche Maschinenbau im kommenden Jahr in Summe das relativ schwache Produktionsniveau des Jahres 2009 in etwa halten kann. Die Branchen müssten sich aber, wie schon im laufenden Jahr, auf eine enorme Spreizung der Fachzweigentwicklungen einstellen.

Generell gilt – so der Verband – dass sich in vielen Ländern die Konjunktur allmählich fängt. Asien habe eine Vorreiterrolle übernommen. Das lasse sich bereits an den Exporten ablesen: Die deutschen Maschinenlieferungen nach China waren selbst im ersten Halbjahr auf Wachstumskurs geblieben. Wittenstein: „Die VR China ist inzwischen unser größter Auslandskunde geworden und hat damit – früher als erwartet – die USA auf den zweiten Platz verdrängt.“.

Für 2010 erwartet der VDMA eine leicht steigende Produktion von Maschinen. In den ersten Monaten des Jahres bleibe man zwar noch unter Vorjahresniveau. Das könnte sich aber im zweiten Halbjahr ändern. Wittenstein verwies in diesem Zusammenhang auf die Abhängigkeit von der Investitionsneigung der Maschinenbaukunden. „Sie müssen das Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung wieder gewinnen, dann werden sie auch wieder in neue Maschinen und Anlagen investieren.“

Notwendigkeiten dazu gebe es genug, im Inland wie im Ausland, glaubt Wittenstein. Denn die prinzipielle Aufgabenstellung, sich für den internationalen harten Wettbewerb fit zu halten, habe sich in keiner Weise verändert. „Investitionen in die effiziente Energieherstellung, in die energieeffiziente, Ressourcen schonende intelligente Produktion, bleiben ebenso auf der Agenda wie die vielen Infrastrukturprojekte, die nach wie vor in der Pipeline sind“.

(VDMA/ml)