Finanzierungen für Unternehmen weiterhin schwierig

Allen Beteuerungen der Banken zum Trotz – die Kreditsituation für Unternehmen wird schwieriger. Das zeigt nun auch eine Blitzumfrage der KfW Bankengruppe von Ende August. Die befragten Fi­nan­zie­rungs­ex­per­ten der führenden Wirtschaftsverbände gaben an, dass die Unternehmen in Deutschland im Sommer 2009 zwar weiterhin Zugang zu Krediten hatten, allerdings unter zunehmend schwierigeren Bedingungen. Die meisten Wirtschaftsverbände erwarten zudem, dass sich die Fi­nan­zie­rungs­be­ding­ung­en in den kommenden drei Monaten nochmals verschlechtern werden.Gut die Hälfte der befragen Verbände berichten, dass sich der Zugang zu langfristigen Investitionskrediten in den vergangenen drei Monaten für die meisten Mitgliedsunternehmen nicht verändert hat. Das sind deutlich weniger als bei der Blitzbefragung von Anfang Februar, wo noch rund zwei Drittel der Verbände dies angaben. Im Gegenzug stieg der Anteil der Verbände, die verschlechterte Bedingungen melden, von einem Drittel auf 41 %. Die Verschlechterung äußerte sich in erster Linie in Form von vermehrt geforderten Sicherheiten, aber auch höheren Zinsen oder höheren Anforderungen an Offenlegung von Informationen und die Dokumentation. Von diesen zunehmend schwierigeren Finanzierungsbedingungen waren einzelne Branchen wie die Automobilindustrie sowie Teile der Metall- und Elektroindustrie besonders stark betroffen.

Zum Teil reagieren die Unternehmen auf die erschwerten Finanzierungsbedingungen mit dem Ausweichen auf alternative Finanzierungsquellen oder der Finanzierung langfristiger Vorhaben durch kurzfristige Mittel.

Die mit Abstand wichtigste und von über 90 % der befragten Experten genannte Anpassung ist jedoch die Kürzung oder Streichung geplanter Investitionen. Dafür sind – wie eine Diskussionsrunde mit den befragten Experten ergab – allerdings weniger die erschwerten Finanzierungsbedingungen, sondern vor allem die düsteren Geschäftserwartungen verantwortlich. Dies bestätigen auch die Ergebnisse einer kürzlich von Creditreform durchgeführten Befragung, in der lediglich 17 % der Unternehmen Finanzierungsschwierigkeiten als Grund für unterlassene Investitionen angaben.

Trotz der noch einmal deutlich schwieriger gewordenen Finanzierungssituation, geht unverändert die weit überwiegende Mehrheit (79 %) der befragten Experten davon aus, dass ein typisches Mitgliedsunternehmen des jeweiligen Verbandes derzeit keine grundsätzlichen Probleme hat, einen Investitionskredit zu erhalten. Insofern könne nach Meinung der KfW derzeit nicht von einer allgemeinen, flächendeckenden Kreditklemme gesprochen werden.

Die Erwartungen der Wirtschaftsverbände für die kommenden drei Monate sind im Vergleich zur aktuellen Lagebeurteilung insgesamt erheblich düsterer: Fast 63 % erwarten, dass sich die Finanzierungsbedingungen für langfristige Kredite verschlechtern werden, nur 37 % gehen von unveränderten Bedingungen aus. Damit sind die Erwartungen wieder deutlich schlechter als noch im Frühjahr. In der Befragung vom April befürchteten nur 42 % der Experten zunehmende Probleme. Immerhin sind die düsteren Aussichten im Vergleich zur Blitzbefragung im Februar leicht abgemildert. Damals gingen noch 73 % der Befragten von verschlechterten und lediglich 27 % von gleichbleibenden Finanzierungsbedingungen aus.

„Wenn sich die Eigenkapitalposition der Banken durch Kreditausfälle, sinkende Bonität der Kunden sowie Rating-Herabstufungen von strukturierten Papieren deutlich verschlechtern sollte, könnte sich in den kommenden Monaten die Situation weiter anspannen. Dies würde die sich derzeit abzeichnende leichte konjunkturelle Erholung wegen mangelnder Finanzierungsmittel ernsthaft beeinträchtigen und gegebenenfalls weitere Maßnahmen erforderlich machen“, warnt der Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, Dr. Norbert Irsch.

Die Ergebnisse der „KfW-Blitzbefragung zur Finanzierungssituation deutscher Unternehmen“ stehen als kostenloser Download online zur Verfügung.

(KfW/ml)